laut.de-Kritik
"Bush ist hässlich", haucht sie verführerisch ins Mikro.
Review von Giuliano BenassiEs sind in erster Linie Frauen, die es jüngst wieder wagen, sich öffentlich gegen das Handeln der US-Regierung zu äußern. Einen Tag nachdem Susan Sontag den Friedenspreis des deutschen Buchhandels erhält und in ihrer Rede die "imperiale Politik" des amerikanischen Präsidenten anprangert, erscheint das Album "The Evening Of My Best Day" der Singer/Songwriterin Rickie Lee Jones.
"He's an ugly man, he always was an ugly man, he grew up to be like his father, an ugly man" singt sie zu Beginn des Openers und macht ihre Position unmissverständlich klar. Der umstrittene Wahlsieg Bushs und seine Politik seit dem 11. September führten dazu, dass sie sich aus ihrem häuslichen Leben zurück meldete. "Mir wurde klar, dass endlich jemand Klartext reden musste. Protestmusik hat eine lange Tradition, von Woody Guthrie bis Bob Dylan, und ich bin naiv genug zu glauben, dass ein Song tatsächlich etwas bewirken kann", verkündet sie über ihr Label.
Doch während andere ihre kritische Meinung mit Gitarre und predigender Stimme vortrugen, setzt Jones auf ihren weiblichen Charme. Jazzig begleitet von Klavier, Bläsern und ein gegen den Rhythmus spielendes Schlagzeug, haucht sie ihre Abneigung verführerisch ins Mikrophon. "Ugly Man", passt kaum zu einer Demo, eher in eine verrauchte nächtliche Kneipe. "Man kann nicht einfach nur schreien. Man muss sein Anliegen erklären und die Menschen dabei unterhalten", erzählt sie zur Umsetzung ihrer Texte.
Die ihr auch im weiteren Verlauf dieses Albums überzeugend gelingt. Mithilfe ihres alten Weggefährten David Kalish holte sie unter anderen Steve Berlin von Los Lobos und den Jazz-Gitarristen Bill Frisell ins Studio. Blues, Folk und sogar keltische Einflüsse bereichern eine klanglich dichte Atmosphäre, bei der die Texte zwar eine zentrale Rolle spielen, die aber auch ohne Worte in ihren Bann zieht. Politisch geprägte Stücke wie der Opener, "Little Mysteries" oder "Tell Somebody" wechseln sich dabei mit intimen und autobiographischen Texten wie "A Second Chance" oder "Tree On Allenford" ab. Gesellschaftskritische Töne gibt es dagegen in "Mink Coat At The Bus Stop" und im Titeltrack.
Dass Jones' Lieder politische Änderungen erzwingen können, ist zweifelhaft. "Was du bist, kannst du niemals auslöschen", singt sie selbst in "It Takes You There". Das gilt wohl auch für George W. Bush, der zwar viel Kritik einstecken muss, auf eines aber stolz sein darf: Er hat die Entstehung dieser sehr schönen CD ausgelöst.
Noch keine Kommentare