laut.de-Kritik

Sado-Maso-Barbie und die Rache der neunschwänzigen Katze.

Review von

"Good Girl Gone Bad", erst das Album, dann die Tour. Darauf folgend "Good Girl Gone Bad Reloaded", die Special Edition; und nun natürlich eine Konzert-DVD. Das Unternehmen Rihanna erwies sich bislang als äußerst umsatzträchtig - melken wir die Kuh, solange sie noch Milch gibt. Der vorliegende Mitschnitt eines Auftritts 2007 in Manchester mit - inklusive Doku – überschaubaren rund 95 Minuten Laufzeit nährt diesen Verdacht.

Erwartungsfrohe Teenie-Scharen, unruhiges Flackerlicht, Tänzer/innen treiben ihre Spielchen, und dann erscheint der Star des Konzerts. Die Beine stecken in überlangen Lack-Stiefeln, der üppige, knappe Tüllrock dient als Blickfang, darüber ein mit Riemen verziertes Oberteil. Im Haar leuchtet ein Strähnchen, und der Blick ist dermaßen fett von schwarzen Kajal-Massen umrandet, als gelte es, LaFee-mäßige Augenringe zu übertünchen.

Optisch turbulent inszeniert startet Rihanna mit dem rhythmisch nicht uninteressanten "Pon De Replay" ihren Abend. Links, rechts, oben und unten wird atemlos die übliche Tanzmäuse-Show abgezogen und steigert sich bei "Break It Off" schon früh in hektische, tänzerische Kopulations-Simulationen. Den ersten Verschnauf-Part gibt's bei Justin Timberlakes "Rehab", bei dem Rihanna gesanglich einen durchaus aparten Eindruck hinterlässt, ohne dabei freilich allzu große Soul-Bäume auszureißen.

Die stimmliche Limitierung der Sängerin ärgert besonders bei ihrer Interpretation von Bob Marleys Reggae-Klassiker "Is This Love": Dünn, blutleer und überflüssig, was ebenfalls für das Song-Arrangement gilt. Üblicher Standard auch Rihannas Konversation mit dem Publikum: "Manchester, how you feelin' tonight?" wird später getoppt durch ein "Manchester, I love you!"

Umziehpause! Die Dance-Crew schnickschnackt im Mad Max-Endzeitlook durch "Scratch", bevor Rihanna zu "SOS" wieder die Donnerkuppel-Bühne betritt. Die Stiefel sind verschwunden, nun lockt eine Art schwarzer Badeanzug-Einteiler, modisch mit sicherem Geschmacks-Styling von einer rosa Plüsch-Boa aufgepeppt. Die wird später weggeworfen, und Rihanna fuchtelt während "Sell Me Candy" ganz lieb guckend mit einer Peitsche, augenscheinlich handelt es sich um die berühmte neunschwänzige Katze, durch die Gegend. Die Bühnen-Mitstreiterinnen probieren sich zwischenzeitlich am Umgang mit Reitgerten. Ein paar Songs später erneut: Kostümwechsel!

Zu "Don't Stop The Music" kommt endlich Farbe ins vorherrschende Schwarz-Spiel. Denn Rihannas Lack-Bustier ist mit leuchtend roten Applikationen, besonders um den Ausschnitt herum, verziert. Stiefel sind ebenfalls wieder angesagt, diesmal züchtig noch unter dem Knie endend. Noch einmal quirlt die Bühnen-Crew ihre Soulpop-Melange kräftig durch den Konzertsaal, bevor es sich mit "Shut Up And Drive" gar gefährlich rockig klingend in die Zuschauer ergießt. Doch es bleibt musikalisch bei bloßer Attitüde: Mit echtem Rock oder gar heavy Gitarren-Bratz hat das alles nicht viel zu tun.

Zu den letzten beiden Nummern beglückt Rihanna abermals mit frischem Outfit. Hübsch anzusehen in Lack-BH und kurzem Rock, haucht die Sängerin auf einer Chaiselongue drapiert ihr "Question Existing". Beim beschließenden Mega-Hit "Umbrella" tobt die stets verzückt lächelnde Kreisch-Meute ein letztes Mal. Keine Frage: Die Künstlerin zeigt sich in ihrer bisherigen Karriere diszipliniert und bietet ihrem Publikum eine Menge Projektionsfläche.

Doch live will kein besonderer Funke überspringen - zu glatt und berechenbar die musikalische Arbeit, und trotz aller zur Schau gestellten Sexyness irgendwie auch immer den Tick zu brav und zu klinisch sauber. Rihannas gesangliche Fähigkeiten sind ohnehin nicht dazu angetan, in Lobeshymnen auszubrechen. Doch sie erledigt ihren Job ohne großen Fehl und Tadel: (Vermeintlich) zeitgemäße, ordentlich in Szene gesetzte Teen-Unterhaltung ohne großen Nährwert, die mehr Augen- als Ohrenschmaus bietet.

Zwiespältig bleibt die betont auf erotischen Komponenten basierende Gesamt-Inszenierung, gerade für eine doch sehr junge Zielgruppe. Jedoch: Plant Spielwaren-Hersteller Mattel die Produktion einer blitzsauberen Sado-Maso-Barbie fürs Kinderzimmer: Ich hätte da einen Tipp, wie die aussehen könnte.

Trackliste

  1. 1. Pon de Replay
  2. 2. Break It Off
  3. 3. Let Me
  4. 4. Rehab
  5. 5. Breakin' Dishes
  6. 6. Is This Love
  7. 7. Kisses Don't Lie
  8. 8. Scratch
  9. 9. SOS
  10. 10. Good Girl
  11. 11. Hate That I Love You
  12. 12. Unfaithful
  13. 13. Sell Me Candy
  14. 14. Don't Stop The Music
  15. 15. Push Up
  16. 16. Shut Up And Drive
  17. 17. Question Existing
  18. 18. Umbrella

Videos

Video Video wird geladen ...

Weiterlesen

LAUT.DE-PORTRÄT Rihanna

Das Cover von ihrem Anfang 2016 erscheinenden Album "Anti" zeigt eine gekrönte Rihanna im Alter von vielleicht fünf oder sechs Jahren. Nach Jahren der …

51 Kommentare

  • Vor 16 Jahren

    @Texas CrieZ (« Naja, inzwischen sind die von dir genannten Gruppen auch nur noch ein Schatten früherer Zeiten. Aber das, was sie zu ihren Höchstzeiten rausgebracht haben, ist schon ganz nett. Auf Albumlänge konnten mich aber nur Wir sind Helden wirklich begeistern.

    Geschmäcker sind da halt unterschiedlich. Damit auch die Definition von Qualität. Was du als qualitativ hoch ansiehst, ist für andere vielleicht totaler Schrott. Als Beispiel dient mir da zum Beispiel mein eigener Musikgeschmack. Da sagen so viele Menschen, dass das keine Musik ist (hauptsächlich Metalheads), aber für mich ist es wiederum ganz gut.

    Rihanna steht noch am Anfang. Sie ist noch sehr jung und sie hat schon einige gute Tracks rausgebracht. Mit Jay-Z hat sie auch jemanden hinter sich, der kompetent ist. Natürlich ist das alles ein bisschen unpersönlich.
    Es gab schon viele, die so ähnlich klangen, aber das ist in jedem Genre so. »):

    Mit Verspätung: Einige dieser Bands sind nicht unbedingt ein Schatten früherer Zeiten. REM zum Beispiel glänzen gerade mit Ihrem neuen Album "Accelerate" wie zu früheren Zeiten. Die Pet Shop Boys sind nicht mehr so kommerziell wie früher trotzdem fuhren die letzen beiden Alben "Release" und "Fundamental" sehr gute Kritiken ein und zeigen die Boys in Höchstform. Zum Rest ist ja schon alles gesagt. Und den Cicero verkneif ich mir ausnahmsweise auch mal ;)

  • Vor 15 Jahren

    also ich habe jedes album von ih auf den konzerten und ihre dvd besitze ich auch ivh finde sie klasse un davon ab jeder hat seine rigene meinung und rihanna ist wenigstens auf dem boden geblieben im gensatz zu manchen anderen und sie sticht mit ihrer musuk ihrem auftreten heraus aus der menge sie hat genug fans die sie lieben und da kann man nur den kopfschütteln über eure meinungen das verdient sie nicht als sm-Barbie abgestempelt zu werden !!!!!Unterste schuplade echt....

  • Vor 15 Jahren

    Sie verkauft sich als Sexy Püppchen, die Musik entspricht diesem "Anspruch" - alles ziemlich egal.

    Ein weiterer Fall für Video ohne Ton.