laut.de-Kritik
Ein fesselndes Instrumentalalbum zwischen Blues, Jazz und Rock.
Review von Yan VogelRobben Ford assoziiert man gerne mit seiner Arbeit als Sidekick von Miles Davis, Joni Mitchell oder George Harrison. Dabei hat der in vielen Stilen beheimatete Ausnahmegitarrist auch eine beachtliche Solo-Vita vorzuweisen. Trotz seiner 69 Lenze legt Ford eine stramme Veröffentlichungspraxis an den Tag. Nach dem zukunftsweisenden Blues-Befreiungsschlag "Purple House" und der Kollaboration mit Bill Evans auf "The Sun Room" erscheint nun eine weitere Platte, schlicht "Pure" betitelt.
Auch wenn der kollaborative Musiker auch hier andere Instrumentalisten zu Wort kommen lässt und gerade im Rhythmus-Bereich zwingend benötigt, stellt "Pure" eine rein instrumentale Angelegenheit dar. Zudem liegt der Fokus auf seiner Gitarre, deren Ausdruck viele Welten umspannt: Ob Blues, Jazz, Fusion oder Rock, stets fesselt er den Hörer. Dabei beeindruckt zwar auch sein technisches Vermögen. Doch sind es gerade die Noten, die er mal pausiert - sein erstes Instrument ist das Saxophon gewesen - sowie der Klang seines Spiels.
"White Rock Beer...8 Cents" setzt als unaufgeregter Standard-Blues eine erste Duftmarke. In bester Howlin' Wolf-Tradition ergänzen das klassische Rock-Trio zwei Tenor-Saxofonisten. Bill Evans sowie Dave Matthews-Mitglied Jeff Coffin ergeben ein tolles Duo Infernale. Neben der dezenten Rhythmus-Unterfütterung, erhält jeder der beiden Könner selbstredend einen eigenen Spot.
Der Blue Note-Tradition verpflichtet ist noch das swingende "Blues For Lonnie Johnson". Die Organ-Sounds im Background sorgen für andächtige Gospel-Atmosphäre, während Evans und Coffin für einzelne Sax-Tupfer sorgen. Der Rest des Materials gestaltet Ford vom Songwriting her mit mehr Abwechslung.
"A Dragon's Tail" sowie der Titeltrack zeichnen eine traute Verbindung von Classic Rock und Fusion-Elementen aus. Insbesondere die Harmonik führt den Hörer aus den klassischen Dur/Moll-Schemata heraus. Dies kommt den Soli zugute, die in bester Inside/Outside-Manier durch die Kirchentonarten pflügen.
Den Titelsong ebnet ein 7/8-Rhythmus mit indifferenten Bass-Tönen. Dezente Tabla-Percussion sowie der Einsatz einer Oud verstärken das arabische Feeling. Eine schöne weltmusikalische Verbindung von West und Ost und auch ohne Worte ein starkes Zeichen für Verständigung und Toleranz.
Dass die Platte im Purple House-Studio entstanden ist, zeigt besonders "Balafon". Casey Warner, Engineer und Co-Produzent, muss zwar weniger Spuren händeln als im teils überbordenden Werk von 2018. Manchen Soundtechnischen Kniff findet man auch auf Pure. Wie auf Empty Handed doppelt Ford auch auf Balafon den Bass mit einem knarzigen Synthie und verleiht dem smoothen Track dadurch eine dezent spacige Note.
Mit der treibenden R'n'B-Nummer "Go", die den Vorwärts-Impetus im Namen trägt sowie der eindringlichen Ballade "If You Want Me To" zieren "Pure" zwei Tracks, die bald den Klassiker-Status im gerade nicht armen Backkatalog des in Nashville ansässigen Musikers tragen werden.
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