laut.de-Biographie
Roberto Blanco
Unglaublichen 98 Prozent der Deutschen ist der Name Roberto Blanco ein Begriff, ergeben Umfragen. Ein Wert, von dem mancher prominente Kollege noch nicht einmal zu träumen wagt. Den Weg vom kubanischen Halbwaisenkind zum deutschen Schlagerstar, zum Sympathie- und Werbeträger und zum Ehrenmitglied der CSU (!) muss man allerdings auch erst einmal zurücklegen.
Roberto Blanco hat genau das vorgeführt. Das Geheimnis seines Erfolgs ist längst keins mehr: Alles steht und fällt mit dem Spaß an der Sache. "Ein Bisschen Spaß Muss sein" heißt praktischerweise auch gleich sein mit Abstand erfolgreichster Song. "Der Spaß war immer wichtig für mich", erklärt Blanco gegenüber der Frankfurter Neuen Presse. "Vor allem, weil man das Umfeld damit anstecken kann."
Dass vermutlich 98 Prozent der 98 Prozent, die Roberto Blanco kennen, kein zweiter Titel aus seinem Repertoire einfällt, sieht der Entertainer entspannt: "Natürlich hoffe ich, mehr hinterlassen zu können als nur den einen ganz großen Hit. Das möchte jeder Künstler, denke ich. Aber seien wir ehrlich: Nachdem Sie einen Raum verlassen, wo Sie mich gerade gesehen haben, erwischen Sie sich innerhalb zehn Sekunden dabei, wie Sie 'Ein Bisschen Spaß Muss Sein' summen."
Summt ihr schon? Gut. Als Roberto am 7. Juni 1937 das Licht der Welt erblickt, deutet allerdings noch wenig auf seinen späteren Erfolg hin. Die Anlagen dafür bekommt er dennoch bereits in die Wiege gelegt: Sein Vater Alonso Zerquera ist ein kubanischer Folkloresänger und Varieté-Künstler, die Mutter, Mercedes Blanco, eine Tänzerin. Sie lernt der Sohn allerdings nur aus Erzählungen kennen: Mercedes Blanco stirbt, als ihr Junge noch nicht einmal zwei Jahre alt ist.
Die Familie lebt zu diesem Zeitpunkt gerade in Beirut. Der Vater, der seiner ständigen Auftritte wegen viel auf Reisen ist, gibt Roberto in die Obhut französischer Nonnen. Im Kloster, erinnert der sich später in einem Interview mit der Süddeutschen Zeitung, habe er "viel Liebe und Wärme" erfahren.
Als sich der Vater 1952 in Barcelona niederlässt, wechselt der Sohn auf ein Internat in Madrid. Dort beginnt er später auch ein Medizinstudium, das er jedoch nach zwei Semestern schon wieder an den Nagel hängt. Das Showgeschäft, das er schon früh über seinen Vater kennen gelernt hat, reizt ihn offenbar doch mehr als die menschliche Anatomie.
1956 verschlägt es ihn zum ersten Mal nach Deutschland, ein Jahr darauf ist er im Streifen "Der Stern von Afrika" in seiner ersten Filmrolle zu sehen. Gesungen hat er vorher schon. In "Bühne frei für Marika" stimmt er seinen ersten Schlager an: der Beginn einer großen Leidenschaft.
In den 60er Jahren steigt Roberto Blanco zu einem der Stars des Genres auf, spielt aber weiterhin in diversen Filmen mit. Seine Hautfarbe habe sich dabei nie als hinderlich erwiesen, betont er: "Ich habe sie eigentlich immer als eher hilfreich empfunden."
Vermutlich helfen ihm die fehlenden eigenen Erfahrungen mit Rassismus dabei, breit grinsend über die Entgleisung des bayerischen Innenministers Joachim Herrmann hinwegzugehen, der ihn in einer Talkshow als "wunderbaren Neger" bezeichnet. Blanco, seit 1971 deutscher Staatsbürger, ist zu diesem Zeitpunkt längst Ehrenmitglied der CSU. "Wir Schwarzen müssen zusammenhalten", witzelt er auf einem Parteitag.
Sein Werk allerdings bleibt über weite Strecken frei von Politik. 1969 gewinnt Roberto Blanco mit "Heute So, Morgen So" die Deutschen Schlager-Festspiele und ist die 70er hindurch aus der hiesigen Unterhaltungs-Landschaft nicht wegzudenken. Seine beiden größten Hits, "Ein Bisschen Spaß Muss Sein" und "Der Puppenspieler Von Mexiko", landet er im Jahr 1972.
Außer als Sänger und Entertainer etabliert sich Roberto Blanco als Gastgeber diverser Fernsehshows, dreht später diverse Werbespots und leiht als Synchronsprecher dem Tukan Rafael aus "Rio" seine Stimme. Nur einen Traum verfolgt er wieder und wieder erfolglos: Sämtliche seiner Bemühungen, Deutschland beim Grand Prix D'Eurovision zu vertreten, scheitern in der Vorrunde.
Das bremst Roberto Blanco allerdings so wenig aus wie der Umstand, dass ihn seine Geldprobleme immer wieder in die Schlagzeilen befördern. "Meine Lebensfreude und der Schlager halten mich am Leben", erklärt er kurz vor seinem 80. Geburtstag dem Kölner Express. "Und mein Engel von einer Frau." Damit meint er allerdings nicht mehr Mireille, von der er sich 2012 nach fast fünfzig Ehejahren scheiden ließ, sondern ihre Nachfolgerin Luzandra, seit 2013 die rechtmäßig angetraute Frau Blanco.
Von einem Rückzug aufs Altenteil will Roberto Blanco 2017 noch nichts wissen: "Wer an Ruhestand denkt, ist halb tot." Es besteht also keine Gefahr - so lange noch ein bisschen Spaß übrig ist.
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