Porträt

laut.de-Biographie

Rocket From The Crypt

Pitchfork nennt sich die Punkrock Band, mit der Sänger/Gitarrist John 'Speedo' Reis in den 80ern durchs kalifornische San Diego lärmt. Als es mit denen zu Ende geht, ruft er 1990 beinahe gleichzeitig sowohl Rocket From The Crypt, als auch Drive Like Jehu ins Leben.

Rocket From The Crypt - R.I.P. Aktuelles Album
Rocket From The Crypt R.I.P.
California Punk-Abschied auf CD und DVD.

Bei den Rockets stehen Speedo zunächst einmal Gitarrist Andy Stamets, Basser Pete Reichert, Drummer Sean und eine Dame namens Elaina an den Backing Vocals zur Seite. Den Namen für die Band leihen sie sich ganz dreist bei der 70er Jahre Punkband Rocket From The Tomb aus. Da Speedo seinen Namen nicht umsonst trägt und ein sehr rühriges Kerlchen ist, stehen innerhalb kürzester Zeit schon die ersten Songs und sie nehmen zusammen ihr Debüt "Paint As A Fragrance" auf. Das ist für Speedo aber noch nicht Beschäftigung genug, und so entsteht quasi zeitgleich auch das Debüt von Drive Like Jehu.

Wenig später ziehen Sean und Elaina von San Diego weg und Adam 'Atom' Willard übernimmt die Sticks. Da John sich live nur Speedo nennt und Adam eben Atom, geben sich auch Andy (ND) und Pete (Petey X) entsprechende Pseudonyme. Um ihren Sound noch ein wenig zu erweitern, holen sie sich mit Paul 'Apollo 9' O'Beirne einen Saxophon-Spieler und geben bei ihren Auftritten nicht nur Textblätter sondern auch jede Menge Sachen zum Lärm machen aus. Zu der Zeit veröffentlichen sie auch einige Singles, die innerhalb kürzester Zeit nach dem Schreiben und Aufnehmen unterm Volk sind.

Dennoch folgt das zweite Album "Circa: Now!" schon 1992 und kurz darauf starten sie nicht nur ihre erste US-Tour, sondern drehen auch ihre ersten beiden Videos ab. Um Apollo 9 ein wenig zu unterstützen, steigt mit Jason 'JC 2000' Crane ein Trompeter bei den Rockets ein. Speedo lässt derweil in einem Interview verlauten, dass alle Fans, die ein Rocket From The Crypt-Tattoo vorweisen könne, auf sämtliche Konzerte umsonst reinkommen. Es liegt wohl nicht nur daran, dass die Band immer größer und größer wird und sich Ende 1992 mehrere Major Labels um sie prügeln.

Letztendlich machen Interscope das Rennen und nehmen neben Rocket From The Crypt auch gleich noch Drive Like Jehu unter Vertrag. Für Rocket fällt dabei ein lukrativer Deal für die kommenden Aufnahmen ab und die Zusage, dass sie auch weiterhin bei anderen Labels Vinyl-Scheiben veröffentlichen dürfen. Interscope legen "Circa: Now!" neu auf und schicken die Jungs gleich wieder auf Tour. Anstatt aber schnell das nächste Album nachzuschieben, erscheint 1993 erst einmal die Best-Of "All Systems Go". Im folgenden Jahr legen sie eine kreative Pause von sechs Monaten ein, in denen Speedo die zweite und letzte Drive Like Jehu-Platte aufnimmt.

Kaum sind sie aber wieder gemeinsam im Proberaum, brennt die Luft und sie schmeißen beinahe um sich mit Veröffentlichungen. Neben zahlreichen Singles auf Vinyl, erscheint zunächst die EP "The State Of Art Is On Fire", der wenig später schon der nächste Longplayer "Hot Charity" folgt. Die anschließende Tour ist tatsächlich kostenlos, denn das Label übernimmt alle anfallenden Summen. Das die Hallen somit immer gerappelt voll sind, versteht sich fast von selbst. Kaum sind sie wieder zurück, geht es auch schon direkt an die Aufnahmen zu "Scream, Dracula, Scream!"

Die Kalifornier nutzen ihr großes Aufnahme-Budget voll aus und lassen diverse Streicher-Sektionen im Studio auflaufen und testen mehrere Produzenten an, um das Album so episch wie möglich klingen zu lassen. Für alle drei Singles drehen sie auch Videos ab und starten im Anschluss nicht nur ein Tour durch die USA, sondern auch durch England und den Rest Europas. Besonders in England schlagen sie mächtig ein und landen dort sogar bei den Top Of The Pops. Das Album wird an allen Ecken und Enden abgefeiert und punktet sowohl beim Mainstream- als auch beim Alternative-Publikum.

1996 geht es einmal mehr als Headliner durch die USA, doch sie drehen auch einige Runden im Vorprogramm von Rancid oder Soundgarden. Dabei lassen sie sich live auch immer wieder einige Sachen einfallen, wie zum Beispiel ein Gameshow-Rad, das gedreht wird, um den nächsten Song auszuwählen. Auch in Europa starten sie richtig durch, sind dort in Talkshows zu Gast und geben sogar in Modemagazinen Interviews. So ganz nebenbei fällt ihnen ein, dass sie auch mal wieder ein Album veröffentlichen könnten und schieben 1998 "RFTC" nach. Im Gegensatz zum Vorgänger geht es darauf wesentlich reduzierter zu, was leider auch auf die Verkaufszahlen zutrifft.

Das gefällt Interscope natürlich nicht sonderlich und so trennen sich die Wege von Label und Band. Im folgenden Jahr erscheint die zweite Best-Of "All Systems Go 2", sowie die EP "Cut Carefully And Play Loud". Allerdings scheint Drummer Atom in eine andere Richtung gehen zu wollen, weswegen er den Rockets im Frühjahr 2000 den Rücken kehrt. Später taucht er aber wieder als Drumtech bei Weezer und schließlich hinter den Kesseln bei The Offspring und Angels auf. Da bei den Rockets in der Zeit nicht viel geht, beschäftigt sich Speedo mit den beiden Nebenprojekten Hot Snakes und Sultans, sowie seinem eigenen Label Swami Records.

Schließlich kommt mit Vagrant Records ein neuer Deal zustande, so dass sie mit dem Superchunk-Drummer Jon Wurster an neuen Songs arbeiten. Während der Aufnahmen zu "Group Sounds" wechseln sie ihn aber gegen den professionellen Skater Mario Rubalcaba aus und benennen ihn in Ruby Mars um; das Album erscheint 2001. Es geht auch wieder auf Tour, doch man bekommt mehr und mehr den Eindruck, dass Rocket Form The Crypt, im Gegensatz zu den zahlreichen Projekten der einzelnen Mitglieder, immer mehr an Bedeutung verliert. Also finden sie sich noch ein letztes Mal zusammen, um ihr letztes Album "Live From Camp X-Ray" aufzunehmen.

Nachdem die Scheibe 2002 erscheint, kümmert sich John primär um sein Label und um die beiden Bands Hot Snakes und Sultans. Dennoch kommt es die nächsten Jahre immer mal wieder zu vereinzelten Konzerten der Rockets. Nachdem John im August 2005 auch Hot Snakes auflöst, kündigt er für Halloween den letzten Gig von Rocket From The Crypt in San Diego an. Den Auftritt schneiden sie natürlich sowohl auf Ton- und Filmmaterial mit und veröffentlichen im nächsten Jahr zu Halloween einen Vorgeschmack der DVD. Allerdings gehen ein paar der Aufnahmen bei einem Brand flöten, weswegen es bis Februar 2008 dauert, ehe die Aufnahmen in Form von "R.I.P." endlich veröffentlicht werden.

Alben

Rocket From The Crypt - R.I.P.: Album-Cover
  • Leserwertung: Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2008 R.I.P.

Kritik von Mathias Möller

California Punk-Abschied auf CD und DVD. (0 Kommentare)

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