laut.de-Kritik
Zeitgemäße Songs oder unbeholfene Bemühungen um den Zeitgeist?
Review von Joachim GaugerSpanische Gitarre, dunkle Keyboardflächen, Background-Chöre und darüber ein flott geschlagenes Becken mit gelegentlichen Breakbeats: der Titeltrack "Human" könnte auch von Christina Aguilera stammen, sieht man mal von dem rauhen Organ des 55-Jährigen ab. Recht zeitgemäß eröffnet Rod Stewart sein neues Album, erst wenn im letzten Drittel des Songs das Schlagzeug plötzlich abbricht und schmutzige Gitarren und Sänger alleine lässt, kommt der alte Schweinerocker wieder zum Vorschein.
Dass die Stimme immer noch das größte Kapital des Vorzeigeschotten ist, beweist Stewart zwar auch in "Smitten" oder "Loveless", sanften Balladen, die schon eher an (gute) frühere Zeiten erinnern. Höhepunkt in gesanglicher Hinsicht ist aber das Duett mit Helicopter Girl (Jackie Joyce, mehr unter www.helicoptergirl.com), die die alte Whiskystimme so heiser und hell begleitet wie eine Stevie Nicks im Grundschulalter.
Was folgt ist dann eher Geschmackssache. "If I Had You" hat dank Mark Knopflers Assistenz an der Gitarre und ansprechender Background-Stimmen noch einen gewissen Charme, und zum Trost für die alten Fans sei gesagt, dass Rod Stewart in "I Can't Deny It" ganz am Schluss noch mal die Rockröhre auspackt. Zuvor aber ist noch manche Länge auszuhalten.
Vor allem die Ausflüge in Soul ("Soul On Soul") oder R&B ("It Was Love That We Needed") sind doch eher unbeholfene Bemühungen um den Zeitgeist. Spätestens jetzt ist klar, dass Stewart ganz der Alte geblieben und noch immer in der Lage ist, einen Schmalz hin zu kleben, der nur in viel Schnaps wieder aufzulösen ist. Na denn: ein Prosit auf die alten Kämpfer!
Noch keine Kommentare