laut.de-Biographie
Ross From Friends
Wie schon der unorthodoxe Künstlername verrät, entstammt Felix Weatherall alias Ross From Friends der berüchtigten Lo-Fi-House-Blase, die etwa ab 2016 aufsteigt. Wie Sitcom-Kollege DJ Seinfeld trägt aber auch er seinen Künstlernamen offenbar nicht aufgrund von Szene-Codes und Klüngeleien, sondern nimmt ihn schon 2012 an - vorrangig, um einen Schleier über seine Online-Persona zu legen, wie er dem Mixmag mitteilt.
Szene-Konventionen entspricht dagegen Weatheralls Durchbruch: Auch er profitiert stark von einem einzelnen Hit, der auf Youtubes Underground-Kanälen massenweise Klicks anhäuft: "Talk To Me You'll Understand" rauscht und knarzt, setzt auf schwärmerische Pads und baut auf Samples im Sinne einer an den Hip Hop angelehnten Produktionsweise auf.
Damit wären bereits die wichtigsten musikalischen Eckpunkte des passionierten Skaters aus dem britischen Colchester umrissen. Ross From Friends Tracks setzen stets auf eine mal mehr, mal minder ausgeprägte DIY-Ästhetik, die in Verbindung mit einer enormen Detailversessenheit und dem Hang zu speziellem Humor einen eigenwilligen, nichtsdestotrotz spannenden House-Entwurf hervorbringt. Nicht viele Producer kämen beispielsweise auf die Idee, den Rücktritt des ehemaligen britischen Premiers David Cameron mit der eigenen Musik zu unterlegen.
Nach ersten EPs auf so illustren Labels wie Lobster Theremin und Magicwire sowie Live-Performances samt Band erregt Weatherall die Aufmerksamkeit von Beatmaker-Mogul Flying Lotus und seinem Imprint Brainfeeder. Der Amerikaner teilt über Twitter mit, dass er ein großer Fan von Ross' Arbeit sei und veröffentlicht 2018 die "Aphelion EP" sowie Ross From Friends Albumdebüt "Family Portrait".
Der Name der LP greift eine weitere wichtige Facette in Weatheralls musikalischer Erziehung auf: Sein Vater konstruierte in den 1980ern ein mobiles Soundsystem und tourte damit anschließend quer durch Europa, wobei ihn seine spätere Frau und Weatheralls Mutter in spe filmisch begleitete. Auf unterschiedlichstem Terrain entstanden so Squat-Partys zu Italo Disco-, Techno- oder Hi-NRG-Melodien. Die dabei entstandenen Aufnahmen verarbeitet Ross From Friends sowohl klanglich als auch optisch in seinen eigenen Produktionen.
Bei aller vorgegebenen Ironie liegt seiner Musik eine tiefergehende nostalgische, emotionale Komponente zugrunde, die Weatherall wiederholt betont. Vor allem sein bis dato größter Erfolg "Talk To Me You'll Understand" steht dafür exemplarisch: "Ich habe so viel Liebe und Mitgefühl in diesen Track gesteckt und etwas geschaffen, was mir wirklich emotional bedeutsam war, während ich gleichzeitig versucht habe, meinen Sound zu definieren. Zu wissen, dass das eine große Menge an Leuten verstanden hat, ist so erfrischend. (...) Das mit der Online Community teilen zu können und zu hören, wie sich Leute öffnen und sagen, dass der Song sie tief, fast schon spirituell, berührt habe, oder dass sie den Track einfach nur mögen, ist genial".
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