laut.de-Kritik

Zählen nach wie vor zu den interessanteren Black Metal-Bands.

Review von

Auch Rotting Christ werden mich auf meine alten Tage nicht mehr zum Black Metal-Fan bekehren, doch immerhin muss ich den Griechen zugestehen, dass sie in diesem Bereich zu den interessanteren Acts zählen. Zumal sie sich jenseits der meisten Grenzen bewegen und zahlreiche genrefremde Einflüsse in ihren Sound integrieren.

Keine Frage, auch die Hellenen haben ihren Klang im Laufe ihrer relativ langen Karriere schon einige Male variiert und gerne bei Samael, Tiamat und Konsorten den ein oder anderen Düsterpart ausgeliehen. Dennoch gehört immer noch ein gewisses Talent als Songwriter dazu, gute Songs zu schreiben. Dieses muss man den Hellenen zu jeder Zeit attestieren. Das Quartett versteht es, düstere, bedrohliche und weitestgehend unkitschige Musik zu schreiben, die gerne mit den unterschiedlichsten Melodien spielt.

"Theogonia" ist quasi die Fortsetzung von "Sanctus Diavolos" und unterscheidet sich nur bedingt von seinem Vorgänger. Allerdings lässt sich schon nach den ersten Sekunden des Openers "The Sign Of Prime Creation" konstatieren, dass das Quartett in Sachen Tempo deutlich zügiger zu Werke geht. Doch anstatt dieses Stilmittel zur Gänze auszureizen, setzen sie hauptsächlich auf eingängige aber nicht zu simple Melodien. Vor allem die Leadgitarre liefert ein paar sehr interessante Sachen ab.

Sind "The Sign Of Prime Creation" und "Keravnos Kivernitos" noch normaler Black Metal mit typischen Riffs, Keyboards und einigen Chören, so sticht "Enuma Elish" bereits deutlich aus der Masse heraus. Mit - ich tippe mal auf armenischen - Gesängen bekommt die Nummer einen ganz eigenen, ausgesprochen bedrohlichen Flair. Was bei manch anderer Band ein wenig aufgesetzt klingt, offenbart sich bei Rotting Christ als nahtlose Verschmelzung von Gitarren, Keyboards, folkloristischen Gesängen und Sakis Stimme.

Am besten gelingt ihnen eine ähnlich düstere und bedrohliche Atmosphäre bei "Nemecic". Dort sind es die orientalischen Melodien, die für eine schaurig schöne Stimmung sorgen. Doch auch Songs wie "Gala Tellus" oder "He, The Aethyr" bleiben nicht weniger gut im Ohr hängen. Dafür sorgt hauptsächlich die tolle Arbeit der Lead- und Sologitarre wie auch der ausgefeilte Songaufbau. Simpler, aber ebenso wirkungsvoll, bauen Rotting Christ "Phobo's Synagogue" auf.

Wer sich auf die Schnelle einen Eindruck von "Theogonia" machen möchte, der hört sich einfach das finale "Threnody" an. Dort kombinieren sie alle Elemente, die dieses Album auszeichnen, bestens. Die Scheibe schrammt deshalb nur haarscharf an vier Punkten vorbei.

Trackliste

  1. 1. The Sign Of Prime Creation
  2. 2. Keravnos Kivernitos
  3. 3. Enuma Elish
  4. 4. Gaia, Tellus
  5. 5. Helios Hyperion
  6. 6. Nemecic
  7. 7. He, The Aethyr
  8. 8. Phobos' Synagogue
  9. 9. Rege Diabolicus
  10. 10. Threnody

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1 Kommentar

  • Vor 13 Jahren

    Wie der Autor des Revies auf armenische Textzeilen kommt, bleibt ein Rätsel. Wie der Titel des Songs verrät, geht es um das Enuma elisch, den Schöpfungs-Mythos der Babylonier aus dem 2. Jahrtausend vor Christus. Das vermeindlich "Armenische" sind akkadische Götternamen aus der sumerisch-babylonischen Mythologie.
    Eine Ausnahme bildet "Apsu", das "Wasser" bedeutet, aber auch personifiziert verwendet werden kann und bei der Schöpfung eine Rolle spielt.