Porträt

laut.de-Biographie

Scarlet Chives

"In Dänemark haben wir die Zensur für Erwachsene schon in den 1960ern abgeschafft. Es ist interessant und merkwürdig, jetzt die Reaktionen auf unsere Videos außerhalb Dänemarks zu sehen."

Sängerin Maria Holm-Mortensen zeigt sich überrascht, als YouTube und Facebook kollektiv beschließen, zwei Videosingles ihrer 2010 gegründeten Band aus dem Programm zu nehmen. Stein des Anstoßes in den Clips zu "The Timber Will Fall" und "Some Days Stay" aus Scarlet Chives' zweitem Album dürfte das ausgiebige Zurschaustellen nackter Haut sein. In jedem Fall verhilft die Zensur dem Kopenhagener Quintett zu verstärkter Aufmerksamkeit über Skandinavien hinaus.

Was nicht bedeutet, dass das Hauptaugenmerk nicht auf der Musik des "scharlachroten Schnittlauchs" liegen sollte. Darin vereinen Holm-Mortensen, Brian Batz (Gitarre, auch bekannt als Sleep Party People), Peter Esben (Bass), Daniel Kolind (Schlagzeug) und Rasmus Lindahl (Keyboards) elektronische und gitarrenbasierte Welten zu etwas, das als Dream Pop bezeichnet werden kann.

Schwebende Shoegaze-Rhythmen verweben sich mit oft entrücktem Kate Bush-Gesang zu Indiepop-Prosa. Das gefällt infolge des selbstbetitelten Debüts (2011, Sure Leaf) erst den eigenen Landsleuten so sehr, dass Scarlet Chives mit einer Nominierung zur "Alternative Band Of The Year" belohnt werden.

Anschließend erobert die Band, damals noch als Sextett, norwegische Chartregionen, um 2014 mit dem europaweiten Release von "This Is Protection" (Siluh Records) in die Ferne zu schweifen. "Als würde man CocoRosie und Beach House morgens um fünf im Studio einschließen", lobpreist die Presse die "organischere Variante von Fever Ray".

Holm-Mortensen selbst wiederum beschreibt den Sound kryptisch als "Black Magic". Obgleich dessen visuelles Pendant durchaus herrschaftskritisch bzw. feministisch lesbar ist, distanziert sich die Sängerin übrigens von derartigen politischen Botschaften. Wichtiger sei es ihr, die im "Timber Will Fall"-Clip selbst in freizügiger Pose zu sehen ist, damit die Grenzen des Akzeptablen herauszufordern.

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