laut.de-Kritik
Ein ordentliches Feieralbum: Rave als Kampfsportdisziplin.
Review von Martin TenschertLocke und Glatze schlucken den Druck und empfehlen dies auch ihrer Anhängerschaft. Ebenso stellen sie das Theorem auf, Rave sei Karate. Um diese These zu stützen haben die Herren, die in Berlin auch schon mit ihrer Veranstaltung "Im Rausch Mit Freunden" positiv von sich reden machten, zehn Stücke auf gleichnamigem Album rausgehauen.
"Ich Will" ist sehr funktional und hart bouncender Techno, abseits von Minimal- und Deep House-Moral. Handkantenschläge in die Luft! Sympathisch, dass sich die Jungs hier nicht von Trends leiten lassen.
"Schnick Schnack Schnuck" geht eher in eine new wavige Richtung mit Gitarrensample und Da da deutschem Text. Das ist Spaßmusik, die sicher den Nerv eines breiten Festivalpublikums treffen wird.
Soundtechnisch entspringt das Ganze aber einer klaren Attitüde und scheint nicht kalkuliert zu sein. Da wird offenkundig Musik gemacht, die einem selbst Freude bereitet und die man auch auf eigenen Parties durch befreundete und auch fremde Feierbiester verifizieren ließ.
Die feiste Bassline bei "Im Rausch Mit Freunden" verfehlt ebenfalls nicht ihr Ziel: Karate mit Freunden, Rave ist Rausch, oder so ähnlich. Zum Albumrelease gibt es acht Videos zu einzelnen Tracks von verschiedenen Videokünstlern. Schön, dass sich L&G auch hinsichtlich des visuellen Aspekts Gedanken gemacht haben.
"Rave Ist Karate" geht wiederum aufs Ganze, unterhaltsamer Retrotechno, der Text ist allerdings etwas platt und unterhalb der Deichkind-Schmerzgrenze angesiedelt. Natürlich bringen Vocals oft etwas, aber auch "Tausch Den Fokus", das vom Flow her an Romanos "Brenn Die Bank Ab" erinnert, verdelt den an sich starken Beat mit schönen Rimshots nicht wirklich.
Schluck Den Druck liefern mit ihrem Debüt ein ordentliches Feieralbum ab und ziehen konsequent ihre Vorstellung von Rave als Kampfsportdisziplin durch. Ohne den entsprechenden Promillegrad können die Texte auf Dauer wie gesagt schnell den Gesamteindruck trüben.
1 Kommentar
Drei Sterne für so einen Schwachsinn. Da hat man bei elektronischer Musik schon die Möglichkeit, ohne große technische/finanzielle Einschränkungen unendlich kreativ zu sein. Man kann samplen, neue Sounds designen, Rythmen ausdenken, die kein Drummer der Welt spielen könnte – und wer feiert sein Debüt? Wer schafft es, im unendlichen Sumpf des Internets bekannt zu werden? Irgend ne dumme Combo! "Spaßmusik, die sicher den Nerv eines breiten Festivalpublikums treffen wird". Grenzdebile Utze-Utze-Beats mit dümmlichen Texten. Toll! Wahnsinn!