laut.de-Kritik

Verträumt-melancholischer Indiepop aus Island.

Review von

Der Ruf eines Seebären, Vogelgezwitscher und Kinderstimmen eröffnen das Instrumental "Good Morning Scarecrow"; der Synthesizer entwirft eine kauzig-kindliche Melodie, die von weichen Beats, Glockenspiel und Gitarre behutsam eingerahmt wird.

Guten Morgen , Island! Guten Morgen, Sindri Már Sigfússon! Er ist der Kopf hinter Seabear, der im weiteren Verlauf mit verträumt-melancholischen Liedern aufwartet, die sich zwischen flauschigem Indiepop und Lofi-Folk bewegen und mit naivem Blick Themen über die Natur, Vergänglichkeit und die Liebe abhandeln.

Unter anderem sorgen Mitglieder befreundeter Bands wie Benni Hemm Hemm und Sigur Rós für eine reichhaltige, aber behutsame Instrumentierung. Melancholischer, fluffiger Kammerpop aus der Holzhütte, eingesungen in englischer Sprache und eingespielt mit einem Lächeln auf den Lippen.

"Cat Piano" beginnt mit einem Glockenspiel, Piano und Mundharmonika springen auf, während das Banjo im Hintergrund zirpt und Sindri mit beinahe schüchternem und warmem Gesang eine wunderbar langsam dahinfließende Melodie anstimmt. In "Libraries" zieht das Schlagzeug unaufdringlich das Tempo an, ein entzückender weiblicher Backgroundchor schmückt die ebenso einnehmende Melodie aus. Geigen streichen das fantastische "Hospital Bed" ein, bevor sie nur gezupft die Basis bilden, auf der sich nun der Gesang entfaltet.

Mit der langsam geschlagenen Akustikgitarre wird das sich zart entfaltende "Hands Remember" instrumentiert. Und wieder ertönen eine sich sanft in den Hörgang schlängelnde Melodie und wunderbare Streicherarrangements. Fröhlich perlt das Piano in "I Sing I Swim" zur Akustischen und zum Glockenspiel. Weiche Beats und das Banjo geben den Walzer-Rhythmus in "Owl Waltz" an und wieder ruft Sindri mit einer unauffälligen Melodie große Gefühle ab, bevor das Stück mit einem hübschen Bläser-Arrangement ausklingt.

Sentimentaler kommt das langsame "Sailors Blue" mit Gitarre, Mundharmonika, Streichern und dem Piano daher, feinsinnig ordnen sich die Instrumente Sindris Gesang, der von einer weiblichen Stimme unterstützt wird, unter. Behutsam und ausgedehnt haucht er in dem melancholischen Liebeslied "Lost Watch" seinen Text, während "Summer Bird Diamond" mit kargem Banjo und gedoppeltem und gegenläufigem Gesang angenehm sphärisch aus den Boxen schwebt.

Mit "Seashell" schließt der dynamischste Track das Album ab. Die flott geschlagene Gitarre, eine Violine und ein vertrackter Schlagzeug-Beat strukturieren diesen Song, der schließlich dicht instrumentiert und mit einem finalen "Ah Ah"-Chor das Ende ankündigt.

Es ist der Wohlklang, das unaufgeregte Songwriting, die einfachen, aber ungemein ohrgängigen Melodiebögen und Harmonien und die liebenswerte Instrumentierung, die "The Ghost That Carried Us Away" einen zeitlosen Charme verleihen, der nicht auf ein Spektakel aus ist, sondern vielmehr die Gelassenheit ins Zentrum rückt.

Zwischen der Verspieltheit eines Sufjan Stevens, der Intensität von Sigur Rós und der kammermusikalischen Lofi-Arrangements einer Basia Bulat haben Seabear ihre Blockhütte ganz weich ausstaffiert und harren mit nordischer Geruhsamkeit der Dinge, die da kommen.

Trackliste

  1. 1. Good Morning Scarecrow
  2. 2. Cat Piano
  3. 3. Libraries
  4. 4. Hospital Bed
  5. 5. Hands Remember
  6. 6. I Sing I Swim
  7. 7. Owl Waltz
  8. 8. Arms
  9. 9. Sailors Blue
  10. 10. Lost Watch
  11. 11. Summer Bird Diamond
  12. 12. Seashell

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