laut.de-Kritik
Die New Yorkerin überzeugt dieses Mal eher mit ihren schnelleren Stücken.
Review von Joachim GaugerDer Einstieg gelingt Sheryl Crow wieder mal prächtig. In dem drei Minuten kurzen Opener geben die Gitarren den Ton an, das rockt flott und ebenso lebendig, wie der echte Steve McQueen tod ist.
Ein tröpfelndes E-Piano, das nach alten Kraftwerk-Zeiten klingt, leitet über zu "Soak Up The Sun", bevor auch hier wieder Saiteninstrumente das Kommando übernehmen. Die absteigende Gesangslinie schmeichelt sich ein wie ein vertrauter Bekannter - hier wie an anderen Stellen beweist die Crow ihr feines Gespür für die packende und eingängige Melodie. Doch im weiteren Verlauf von "Soak Up The Sun" passiert nicht mehr so viel, noch bevor der Song zu Ende ist, wird aus Vertrautheit Langeweile.
Immer wieder lassen originelle Einstiege hoffen, will man glauben, dass aus diesem oder jenen schönen Anfang ein respektabler Song erwächst. Doch oft sind die guten Ideen nach ein paar Takten erschöpft. Das zeigen beispielsweise die ersten Minuten von "Over You": nach dem erst schwebenden, dann gitarrenrockigen Intro singt Sheryl mit ihrer schönen Folkstimme eine eingängige Strophe vor schaukelnden Synkopen. Bald aber geht alle Leichtigkeit im Unisono baden, um schließlich in endlosen Refrain-Wiederholungen vollends abzusaufen.
Die Frau, die mit "Every Day Is A Winding Road" oder "My Favorite Mistake" zeitlose Balladen auf dem Gewissen hat, überzeugt dieses Mal eher mit ihren schnelleren (und kürzeren) Stücken. So ist "Lucky Kid" schon allein deswegen ein klasse Song, weil er ganz und gar aus luftigem Rock'n'Roll besteht. Erst gegen Ende verlässt sie sich (in "Weather Channel") fast ausschließlich auf ihre Stimme. Und auf die von Emmylou Harris: dem großartigen Duett hört man an, dass Sheryl ihren Sinn für Melancholie noch nicht verloren hat. Was für ein Glück!
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