laut.de-Biographie
Slaine
Slaine nennt sie vermutlich schlicht Neider. Diejenigen, die ihm unterstellen, er würde als weißer MC im von Afroamerikanern dominierten Rapgeschäft überkompensieren. Dass sein landläufiges Hardcore Rap-Getöne von Gewalt, Sex und Drogen das zwanghafte Bemühen zeige, einfach dazuzugehören. Dass Slaine bloß um Street Credibility ringe, wenn er battlerappenden Fans ins Gesicht schlägt oder eine patriotisch durchtränkte Homophobie zur Schau stellt.
Wir halten uns hier hingegen lieber an die Fakten. Hinter dem Pseudonym Slaine steckt der Bostoner Rapper George Carroll. Frühe Arbeiten von House Of Pain und Gang Starr wecken in ihm die Hip Hop-Geister. Seit 2003 professionell im Geschäft, veröffentlicht Carroll ab den mittleren Nullerjahren diverse Mixtapes. Dafür zieht er nach New York und gründet mit Danny Boy, Ill Bill und DJ Lethal La Coka Nostra.
Außerdem tritt er als Member der Gruppe Special Teamz (mit Edo G, Jaysaun und DJ Jayceeoh) in Erscheinung, bevor er 2011 mit "A World With No Skies" auf Suburban Noize Records sein Albumdebüt vorlegt. Seine diskutablen Inhalte, etwa in der Hitsingle "99 Bottles", machen ihn schnell ebenso populär wie umstritten.
Auch sein kratziger, aggressiver Rapvortrag und das herausragende Wortspiel spalten die Gemüter. Kollaborateuren wie den Snowgoons oder U-God gefällt's auf jeden Fall. So oder so gewinnt Slaine bis 2014 ständig neue Hörer hinzu, bis er anlässlich der "The King Of Everything Else"-LP verkündet, Alkohol- und Drogenmissbrauch künftig zu unterlassen.
"Das hier ist mein letztes Album über Drogen, Geld und Sex", erklärt der MC. "Es ist wie ein Bild meines Niedergangs, bevor ich dauerhaft nüchtern wurde. Für mich hieß es nach einem Zusammenbruch: Pass dich an oder stirb. And I'm not ready to die yet." Sollten künftige Platten durch die Enthaltsamkeit an Brisanz verlieren und die Raplaufbahn sich damit dem Ende zuneigen, wäre das allerdings auch kein Weltuntergang.
Zum einen muss Slaine sich dann nicht mehr über die Platzierung unter den schlechtesten Pseudonymen im Hip Hop-Magazin Complex ärgern. Zum anderen steht Carroll seit einem schicksalhaften Rollenangebot von Regisseur Ben Affleck in 2007 auch regelmäßig vor den Kameras Hollywoods.