Porträt

laut.de-Biographie

Sookee

"Hip Hop kann immer nur so homophob und sexistisch sein wie die Gesellschaft, in der er stattfindet." Davon zeigt sich Sookee überzeugt. "Ich hatte dringend das Bedürfnis, mir im Hip Hop einen Raum zu schaffen, in dem ich über mich selbst verfügen kann, ohne bestehenden Vorgaben nachzuhängen."

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Für bestehende Vorgaben wäre das Konzept der Berliner Rapperin vermutlich ohnehin zu komplex - und zu unbequem. Sich in einer testosterontriefenden Szene mit feministischen Texten und Positionen gegen Sexismus, Homophobie, Rassismus und Antisemitismus zu etablieren: gar nicht so einfach.

Doch Sookee verkündet dessen ungeachtet: "Ich habe keinen Bock zu kapitulieren." "Ich war nie irgendwo anders", erklärt sie im Interview mit rap.de ihren Weg in Hip Hop-Kreise. "Das ist das was ich kenne. Ich kenn auch die Welt nicht. Ich war fast immer in Berlin, fast mein ganzes Leben lang."

Geboren wird Sookee 1983 in Mecklenburg-Vorpommern. Aus politischen Gründen kehren ihre Eltern der DDR drei Jahre später den Rücken und übersiedeln nach Berlin. Sookee wächst in West-Berlin auf. Ursprünglich ist es Graffiti, das sie am Hip Hop reizt. Sookee entdeckt jedoch schnell, dass da nicht ihr größtes Talent liegt: "Ich bin extrem lauffaul, nicht gut in Visualisierungsdingen und ich empfand die Szene auch immer als ziemlich rough und sehr konkurrenzbetont", erinnert sie sich im Interview mit dem Blog Mädchenmannschaft.

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"Irgendwann wurde mir klar, dass ich mich mit meiner Schreiberei auch im Hip Hop einrichten kann, und brachte mir das Rappen bei." Um 2003 hat Sookee erste Tracks vorzuweisen, sich für germanistische Linguistik und Gender Studies eingeschrieben und den Kontakt zu einem Label geknüpft: "Veränderung durch Inhalt", hat man sich bei Springstoff auf die Fahnen geschrieben. "Wir retten die Welt." Sookee fühlt sich bestens aufgehoben.

Anfänglich ist sie in den Reihen der Crew Profi Rap aktiv. Von ihren Mitstreitern Mad Maks und Bierpimp entfernt sie sich allerdings mit den Jahren. Sookee liefert Beiträge zu Samplern und diversen Mixtapes, zahllose Featureparts und 2006 ihr erstes Album "Kopf, Herz, Arsch" ab.

Neben dem Rap entdeckt Sookee Poetry Slams für sich. Beruflich engagiert sie sich stark in der Jugendarbeit. Auch dort liegen ihr die Themen Homophobie, Sexismus und andere Arten der Ausgrenzung am Herzen. Außerdem will sie zum Selbermachen anregen: "Mir gehts darum, Jugendliche zu motivieren, nicht das Poster von ihrem großen Rapstaridol überm Bett hängen zu haben, sondern selber Texte zu schreiben. Das ist mir wichtig. Denn es hilft. Es ist eine so schöne Sache."

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Dem gerade in Rap-Kreisen munter grassierenden Schwulenhass stellt sie 2010 ihren plakativ "Pro Homo" betitelten Track und ihr zweites Album "Quing" entgegen. "Hip Hop ist durchzogen von merkwürdigen und wirkmächtigen Geschlechterbildern, die eng mit der Glorifizierung von neoliberalen Selbstinszenierungen verbunden sind. Mir erschien das immer unangemessen und verkürzt."

Sookee wird zum gern gesehenen, weil umfassend qualifizierten gast in Talk-Runden zum Thema Homophobie und Hip Hop und teilt sich das Podium auch mal mit einer Alice Schwarzer. Sie nimmt an feministischen Kampagnen, Demos, Workshops, Lesungen und weiteren Veranstaltungen teil, vernachlässigt darüber aber nie ihre Musik: 2014 erscheint "Lila Samt" und drei Jahre später "Mortem Und Makeup". Beide Alben verschaffen der Berlinerin größere mediale Aufmerksamkeit als noch in den Jahren zuvor.

"Mir hat früher an vielen Stellen das Bewusstsein für die Sexismus- und Homophobiethematik gefehlt", so Sookee über ihre Anfänge. "Aber ich habe über die Jahre gewissermaßen trainiert, so dass ich heute meine inhaltlichen Anliegen auf Beats unterbringen kann, meinen Ansprüchen selber gerecht werde und gleichzeitig solidarisch mit Menschen sein kann, die sich in anderen Feldern mit ähnlichen Dingen befassen."

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Pressefotos 2011 Quing of Berlin.

Quing of Berlin., Pressefotos 2011 | © Springstoff (Fotograf: ) Quing of Berlin., Pressefotos 2011 | © Springstoff (Fotograf: ) Quing of Berlin., Pressefotos 2011 | © Springstoff (Fotograf: ) Quing of Berlin., Pressefotos 2011 | © Springstoff (Fotograf: )

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