Vom Bundesjustizminister bis zum Lokalpolitiker setzen sich Volksvertreter für den umstrittenen Partykracher von DJ Robin und Schürze ein.
Berlin (dol) - Der Streit um den Ballermann-Hit "Layla" hält auch das politische Berlin in Atem. Nachdem die Stadt Würzburg untersagt hat, die aktuelle Nummer eins der Charts auf dem Kiliani-Volksfest zu spielen, da "jede Art von rassistischem, sexistischem oder extremem Liedgut" unerwünscht sei, eilt nun die Bundespolitik zur Hilfe. Die Speerspitze bildet der amtierende Justizminister und Teilzeit-Produzent Marco Buschmann. "Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden", erklärt er über Twitter, "Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zuviel."
Man muss Schlagertexte nicht mögen. Man kann sie sogar doof oder geschmacklos finden. Sie aber behördlich zu verbieten, finde ich, ist eins zuviel. #layla
— Marco Buschmann (@MarcoBuschmann) July 12, 2022
Ganz ähnlich argumentiert Konstantin von Notz, Stellvertretender Fraktionsvorsitzender von Bündnis 90/Die Grünen. Das Publikum könne den Song über die "Puffmama Layla" von DJ Robin und Schürze gerne "ätzend, nervig, billig, unterirdisch und prollig finden". Verbieten käme für ihn aber nicht in Frage. "Das muss man in einer freien Gesellschaft aushalten." Dazu ergänzt er einen gewagten Vergleich mit der Debatte um Falcos "Jeanny". Buschmanns FDP-Kollege Martin Hagen, der vielen durch seinen Einsatz für Silvester-Böllerei bekannt sein dürfte, sieht Parallelen zur Spider Murphy Gang.
Liebe Leute, #layla könnt Ihr ätzend, nervig, billig, unterirdisch und prollig finden. Bitte schön. Aber #verbieten ? #Würzburg Ernsthaft?! Das muss man in einer freien Gesellschaft aushalten. Erinnert mich an die Debatten um Falcos #Jeanny . #Kunstfreiheit
— Konstantin v. Notz (@KonstantinNotz) July 12, 2022
Unsere Gesellschaft war da schon mal weiter. Wissen die in Würzburg eigentlich, was Rosi beruflich macht? #Laylahttps://t.co/kD8leP2I65
— Martin Hagen (@_MartinHagen) July 12, 2022
Ganz andere Blüten treibt die Diskussion bei den vorgeblich konservativen Politikern. Der im Oktober aus dem Bundestag ausgeschiedene CDU-Politiker Christian Natterer wähnt sich plötzlich im einem ganz anderen Land. "Wann genau ist in Deutschland aus 'Sex, Drugs & Rock'n'Roll' eigentlich 'Laktoseintoleranz, Veganismus & Helene Fischer' geworden?", schreibt er einigermaßen verwirrt bei Twitter. Vogelwilder geht es nur in der Lokalpolitik zu. Markus Patzke, Reserveoffizier und CDU-Politiker, hört mit der Würzburger Entscheidung bereits den Faschismus an der Tür klopfen.
Ein Lied das auf Platz 1 der Charts steht, darf auf einem Volskfest im Jahr 2022 nicht abgespielt werden. Wann genau ist in Deutschland aus „Sex, Drugs & Rock n Roll“ eigentlich „Laktoseintoleranz, Veganismus & Helene Fischer“ geworden? #Layla #Würzburghttps://t.co/acoH1xrjeD
— Christian Natterer ???????????????????????? (@christ_natterer) July 11, 2022
Wer Lieder verbietet, verbrennt auch Bücher! #Layla
— Markus Patzke ???????? (@PatzkeMarkus) July 12, 2022
Mittlerweile melden sich auch Stimmen aus dem Rap-Genre zu Wort, das über Jahre Erfahrungen mit Verboten sammeln durfte. Die Kunstfreiheit diene nicht dazu, jeden "stumpfen gesellschaftlichen Diskriminierungs-Move auch noch in die Charts zu pushen", bemängelt Sookee gegenüber dem BR. "Wie wenig Anspruch hat eine Gesellschaft an sich selber, dass sie die Kunstfreiheit bemühen will, als hohes Gut, um so einen Song zu rechtfertigen und zu schützen?" Schwartz verweist unterdessen vor dem Hintergrund eigener Erfahrungen lieber auf die ganze Absurdität der Debatte.
Ich will euch ja nicht bei eurem Rumgeheule über das Verbot dieses #Layla-Schwachsinns stören aber möchte doch anmerken dass ihr erst cool seid wenn das SEK euch wegen nem Songtext die Wohnungstür eintritt ????
— SCHWARTZ (@schwartz_ht) July 12, 2022
10 Kommentare mit 45 Antworten
Wäre generell für Schlager verbieten + Silbereisen, Fernsehgarten etc. canceln. Social Media-Mob, kriegt ihr das hin?
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
Bücher verbrennen von Intellektuellen, die der eigenen Ideologie nicht entsprechend publizieren und sexistische Lieder einfach nicht auf öffentlichen Veranstaltungen hören wollen ist ein absoluter treffender Vergleich. Schon klar.
Was für eine Hurensohn-Brigade sich da wieder zu Wort meldet.
So nämlich.
Dieser Kommentar wurde vor 2 Jahren durch den Autor entfernt.
@ CoolerTyp: Wenn man von der Sache, über die man gerade schreibt, so gar keine Ahnung hat – einfach mal die Klappe halten.
Irgendwie auch eine süße Diskussion in einer Welt, in der die Backstage/Sextape Line von Gzuz vermutlich jedem dritten Jugendlichen geläufig ist.
Gott sei Dank wird diese Scheiße nicht auch noch auf Volksfesten gespielt.
Also wenn ich als Veranstalter einer Veranstaltung solchen Sondermüll nicht verbieten dürfte, dann liefe wirklich was schief hier.
Ich hätte aber tatsächlich nochmal eine inhaltliche Frage zu dem Song: Was ist eigentlich eine "Puff-Mama"? Ist das die Puff-Besitzerin oder die Prostituierte selbst? Weiß das jemand?