laut.de-Kritik
Bay Area, ahoi!
Review von Michael EdeleIch muss zugeben, dass ich Squealer gar nicht mehr auf dem Plan hatte. Nachdem Sänger und AFM Records-Chef Henner im Januar 2005 bei einem Autounfall um's Leben kam, habe ich eigentlich mit dem Ende der Band gerechnet. So entging mir auch die Tatsache, dass Gus Chambers sich nach dem Ableben seiner letzten Band Grip Inc. mit den Überresten von Squealer unter dem Namen Squealer A.D. zusammen getan hat.
Das Line-Up hat sogar schon einige Auftritte hinter sich, und zum abschließenden Beweis, dass es diese Band vollkommen zurecht gibt, legen sie nun "Confrontation Street" vor. Wollten Squealer früher irgendwie nie so recht an mich, so muss ich der neuen Besetzung doch neidfrei zugestehen, ein ordentliches Brett vorgelegt zu haben. Mit Gus haben sie sich einen äußerst variablen Sänger ins Boot geholt, der bei Squealer A.D. aber lange nicht seinen ganzen Stimmumfang einsetzt, wie er das auf der letzten Grip Inc. noch getan hat.
Davon abgesehen setzt "Black Tongues" schon mal ein deutliches Ausrufezeichen. Perzonal War-Drummer Martin Buchwalter bestätigt meine Meinung, dass Dave Lombardo zu den überbewertetsten Drummern gehört, denn was der Mann hier ablässt, hätte auch auf keiner Grip Inc.-Scheibe besser kommen können. Die Nähe zu der Band ist aber nicht nur durch das Drumming und den Gesang gegeben. Auch in Sachen Riffgewalt gehen Lars Döring und Michael Schiel ordentlich zur Sache.
Ist der Opener noch eher Midtempo mit gelegentlichen Tribalbeats, so machen sie bei "Infanticide" überhaupt keine Gefangenen mehr. Ein blitzsauberer Thrasher, der ähnlich wie "New Sun Rising" oder "Left Bleeding (For Love)" mit einem herrlich grummelnden Bass besticht und einfach abzischt. Ich sag nur Bay Area, ahoi! Das nächste Geschoss setzen sie einem mit "Devil's Backbone" direkt zwischen die Augen. Allerdings wird die Nummer immer wieder durch schleppenden Passagen ausgebremst, an die man sich erst gewöhnen muss. Das geht aber recht schnell.
Simpler, aber nicht mit weniger Durchschlagskraft gehen Stücke wie "Kamaikaze Nation" oder "Eat My Sin" durch's Ziel. "Punishment Of Luxury" wartet mit einem sehr hymnischen Chorus auf, der in einem angenehmen Kontrast zur thrashigen Strophe steht. Dagegen hat "Blood Red Halo" durch die Gesangsmelodie durchgehend etwas sehr Hymnisches. Nicht nur Titel wie "Punishment Of Luxury" oder "Faith Or Fury" zeigen dabei einmal mehr auf, dass Gus Chambers nach wie vor zu den interessantesten Textern in der heutigen Zeit gehört.
Das eben erwähnte "Faith Or Fury" klingt eingangs ein wenig strange, wollen doch die Aboriginal-Tribals rhythmisch nicht so recht mit dem Song zusammen passen. Trotzdem ein sehr atmosphärischer Song. Das abschließende "Silent Mandarin (Unit 731)" ist ebenfalls schwer verdaulich. Die Melodie ist schleppend, der Hauptteil besteht aus zusätzlichen Spoken Word-Samples, und der wenige Gesang von Gus ist stark verzerrt und wiederholt sich ständig. Seltsam, aber nicht uninteressant.
Meiner Meinung nach, haben sich Squealer unter neuem Banner vollkommen zurecht zurück gemeldet und ein tolles Album vorgelegt. Wäre der Band zu wünschen, dass es nun ein wenig besser abgeht, als die bisher.
Noch keine Kommentare