laut.de-Kritik

Money for nothing and chicks for free.

Review von

Lord Steppington - ein Unsympath, ein Vollarsch. Er schreitet arrogant durch die Gegend. Er parkt falsch und behauptet, ein Lord müsse Strafzettel nicht bezahlen. Stattdessen Rumgeprahle, wie gerne er Schwäne esse. Damit nicht genug: Schließlich fragt der feine Herr auch noch, welche Gesetze er denn hier brechen dürfe, schließlich sei er ja ein Lord.

Mit jenem Lord Steppington hat das gemeinsame Album der Step Brothers Evidence und The Alchemist allerdings so gut wie nichts zu tun. Lediglich in den völlig beliebig platzierten Skits lässt sich der Namensgeber mal blicken. Denn der Albumtitel ist nichts anderes als ein Hirngespinst aus einer älteren Alchemist-Line: "Lord Steppington, stepping in like George Jefferson."

Kein Grund also, elitäres Geschwafel auf Albumlänge zu befürchten. Stattdessen gibts das, was zu erhoffen war. "Back fresh, recuperated, brothers in step, highly awaited", kündigt Alchemist über seinen eigenen mächtigen Beat in "More Wins" an. In der Tat haben die Brüder im Geiste uns verdammt lange auf diese Platte warten lassen.

Schließlich kennen sich Evidence und Alchemist bereits seit der Schulzeit, arbeiteten schon zigmal zusammen und sind gute Freunde. Die erste vollständige Kollaboration steht aber erst jetzt mit "Lord Steppington" in den Läden.

Dabei entpuppt sich der gemeinsame Erstling schon früh als angenehm natürliches und spaßiges Projekt. Wartete zumindest Evidences letztes Werk "Cats & Dogs" noch mit sehr persönlichen Texten auf, hauen der Dilated Peoples-Rapper und sein kongenialer Partner hier oft eine Fun-Line nach der anderen raus.

"Before I pick up the dice, I shake all of 'em / Put cookies on a sheet in the oven and bake all of 'em." Einen tieferen Zusammenhang zwischen solch sinnbefreiten Lines und dem unglaublich deepen Beat muss man in "Dr. Kimble" wohl gar nicht erst suchen.

Diese Beliebigkeit bringt Evidence mit einem Dire Straits-Zitat in der Hook auf den Punkt: "We got to move these refrigerators / We got to move these color TVs." Während der Bodensatz des Raps hart arbeitet, bekommen die Step Brothers "money for nothing and chicks for free."

Überhaupt strotzt "Lord Steppington" nur so vor Zitaten und Anspielungen. Die wirken zwar alle völlig wild zusammengewürfelt - vorgetragen und auf den Punkt gerappt von Meistern ihres Fachs zündet trotzdem jede Line. Darunter befindet sich auch der in letzter Zeit omnipräsente Action Bronson.

Bronsolino philospohiert in "Mums In The Garage" ausnahmsweise mal nicht über Frauen und Essen, erzählt dem Hörer aber trotzdem einen vom Pferd: "I'm smoking on a dead corpse / Leave you sleepin next to head horse." Roc Marciano hingegen flowt zurückgelehnt durch das melancholische "See The Rich Man Play".

Wenn Alchemist mit donnernden Bässen und lässigen Samples einlädt, zögern auch Styles P ("No Hesitation") oder Domo Genesis ("Byron G") nicht lange und lassen die Gästeliste endgültig in Hochglanz erstrahlen.

Alchemist selbst beschränkt sich jedoch nicht auf die Beats, die mit gewohnter Qualität über jeden Zweifel erhaben sind. In beinahe jedem Track steuert der Kalifornier auch eigene Parts bei und macht dabei eine durchweg gute Figur.

Dass sein Markenzeichen aber seine Produktionen bleiben, macht immer wieder Kumpel Evidence deutlich. Spätestens wenn er das Mic übernimmt, merkt man, dass über die gewohnte Konstellation nichts hinausgeht.

Einzeln betrachtet bieten die Tracks also die übliche Kost: Beats, Rap-Technik und Features siedeln sich auf dem gewohnt hohen Niveau an. Auf Albumlänge entfaltet "Lord Steppington" jedoch eine andere Wirkung. Statt ein genauestens konzipiertes Album zu produzieren, haben sich Evidence und Alchemist anscheinend einfach auf ein paar spaßige Sessions getroffen.

Dass der kommerzielle Erfolg der Platte wohl eine untergeordnete Rolle spielt, zeigt auch die Tatsache, dass die beiden das Samt-Cover der CD aus eigener Tasche bezahlt haben. Kein Problem für zwei Rap-Größen, die "money for nothing and the chicks for free" bekommen. So dekadent ist sonst nur Lord Steppington.

Trackliste

  1. 1. More Wins
  2. 2. Dr. Kimble
  3. 3. Byron G
  4. 4. Legendary Mesh
  5. 5. No Hesitation
  6. 6. Swimteam Rastas
  7. 7. Mums In The Garage
  8. 8. See The Rich Man Play
  9. 9. Banging Sound
  10. 10. Step Masters
  11. 11. Tomorrow
  12. 12. Draw Something
  13. 13. Buzzing Away
  14. 14. Just Step

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