laut.de-Kritik

Das Sample aus der Hitler-Rede wäre doch nicht nötig gewesen ...

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Die Verantwortlichen bei Sanctuary Records werden sich nicht nur einmal in den Arsch gebissen haben, seit sie Stratovarius unter Vertrag nahmen. Zwar bewirkten Trubel und Aufregung um die Band in den letzten zwei Jahren durchaus zusätzliche Aufmerksamkeit. Für einen niedrigen Blutdruck waren sie aber bestimmt nicht hilfreich.

Wer immer noch nicht wissen sollte, was da alles an Trouble abging, kann das in der Bio nachlesen, hier soll es um die Musik gehen, die auf dem selbstbetiteltem Werk zu hören ist. Die Songs auf "Stratovarius" sind exakt die, die Timo Tolkki eigentlich für die Zeit nach Timo Kotipelto und Jörg Michael geschrieben hat. Um so erstaunlicher, dass sie dennoch auf die Stimme das kleinen Sänger wie zugeschnitten wirken.

Eher von seiner rauen Seite zeigt sich die Band mit der Singleauskoppelung "Maniac Dance", die über eine gute, treibende Strophe verfügt, im Chorus dafür deutlich abschwächt. "Fight!!!" kann noch so viele Ausrufezeichen haben, da fechte ich höchstens mit den Essstäbchen. Auch hier ist Kotipeltos Gesangsleistung wieder durchaus gut, aber es scheint mir fast so, als ob er der Einzige ist, der wirklich noch mit Herzblut bei der Sache ist.

"Just Carry On" ist genau wie "Gypsy In Me" oder "Götterdämmerung" bekannte Kost von Stratovarius, die nicht weh tut (vom Chorus von "Gypsy" mal abgesehen, der schmerzt im Ohr des Sprachwissenschaftlers) aber auch nicht zu Lobeshymnen anregt. Was man bis dahin wirklich vermisst, ist ein Song mit richtig Power unterm Arsch und eine anständig kickende Double Bass Nummer, aber soll ich euch was sagen? Das vermisst man auch den Rest des Albums über.

Aus der Reihe tanzt da schon viel eher eine Nummer wie "Back To Madness", die mit symphonischen Elementen arbeitet und auch mal eine männliche Opernstimme zu Wort kommen lässt. Leider kommt das ziemlich zusammen gekleistert und fast schon schaurig rüber, was vermutlich sogar beabsichtigt ist, aber dem Song einfach nur schadet. Den kompletten Mittelteil hätten sie sich echt sparen können.

Auch nicht zwingend notwendig ist das Sample aus der Hitler-Rede, um das es im Vorfeld so viel Ärger gab. Anstatt als Einleitung steht das Teil nun am Ende des Songs und ist kaum zu verstehen, da Timo ungefähr 87 Mal "Zenith Of Power" drüber singt. Ansonsten aber ein ordentlicher Song. Dafür kitscht mich "The Land Of Ice And Snow" beinahe voll an die Wand. Selbst wenn man mal von Timo Akzent absieht, musikalisch ist das absoluter Schnunz.

Ich wage fast zu behaupten, dass Jörg Michael die Offbeats in "Leave The Tribe" hauptsächlich deswegen eingebaut hat, damit er nicht beim Trommeln einpennt. Der Song ist zwar nett, aber dermaßen simple, dass nicht mal Manowar spartanischer an die Sache rangehen könnten, und die kommen ja manchmal schon mit vier Noten aus. Auch "United" nimmt keine Fahrt mehr auf, aber wenigstens darf Jens Johansson mal eine kurze Keyboardmelodie einfließen lassen. Ein sehr episches und recht gelungenes Stück.

Scheint so, als ob das 13. Album nicht unbedingt das glücklichste für die Band geworden ist. Vielleicht hätte man doch noch etwas Zeit vergehen lassen und sich komplett zusammen setzen sollen, um nach all der Verwirrung mit einem Hammerschlag zurückzukommen. Das hier ist eher ein Schlag mit der aufblasbaren Keule.

Trackliste

  1. 1. Maniac Dance
  2. 2. Fight!!!
  3. 3. Just Carry On
  4. 4. Back To Madness
  5. 5. Gypsy In Me
  6. 6. Götterdämmerung (Zenith Of Power)
  7. 7. The Land Of Ice And Snow
  8. 8. Leave The Tribe
  9. 9. United

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