laut.de-Kritik

Lavalampen-Sound: sphärisch fließend, ziemlich heiß!

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"Sink" birgt genau den richtigen Sound, um seine Lavalampe wiederzuentdecken. Sphärisch fließend, rhythmisch, aber irgendwie auch nicht, und vor allem ziemlich heiß. Mit zartem Vogelgezwitscher und luftigen Synthesizern läutet Sudan Archives ihre EP ein.

Ihr Klangbild hat sich verändert, das zeigt sich gleich im titelgebenden Eröffnungstrack. Elektronische Beats surren an ihrer samtweichen Stimme vorbei, nur vereinzelt lässt sich noch das markante Geigenspiel erahnen, das auf ihrem Debüt im vergangen Jahr dafür sorgte, dass die hippen Musikredaktionen der Welt von der jungen Dame aus Ohio schwärmten. Sie hat das Rohe und Verquere des Folks zwar nicht hinter sich gelassen, konzentriert sich nun aber auf die Geschmeidigkeit elektronischer Rhythmen.

Das bedeutet nicht, dass "Sink" nicht trotzdem ihre Handschrift trägt. Der eigenwillige Klang von Sudans Produktionen zieht sich auch durch ihre zweite EP. Bewegt sich der Opener eher zwischen leicht schwebend und schwer fallend, kommt in "Nont For Sale" die für sie charakteristische Geige zum Einsatz. Trotzdem gleitet sie mehr über die Rhythmen, als dass sie sich gegen sie aufbäumt, wie noch auf dem Erstling "Sudan Archives". "Nont For Sale" ist treibend, gleichzeitig fließend, taktgebend und mitlaufend. Der Kopf nickt ganz automatisch mit, während sich die Gedanken im detailreichen Beat verlieren.

Auch "Pay Attention" hat diesen Effekt. Klackernd plätschert der Beat vor sich hin und bereitet den Raum für die chorale Hook. "Mind Control" hingegen klingt abrupter, zerstückelter als der Rest. Hallend und mit gleichgültiger Anmut sagt Sudan Archives (ihrem Verflossenen?): "I can tell / she's too young boy, don't bother."

Ihre sanfte Stimme schmiegt sich geschmeidig an die verwendeten Synthesizer und Instrumente. Es wird schon nachvollziehbar, weshalb der Guardian die Afro-Amerikanerin mit der frühen Erykah Badu vergleicht. Beide vermitteln allein mit ihren Gesang ein Gefühl der Ausgeglichenheit. Während sich die Neo-Soul-Legende auf ihrem Debüt jedoch mit religiösen und philosophischen Überlegungen beschäftigte, drehen sich Sudan Archives' Texte mehr um alltägliche Begegnungen. Die von einer vermeintlichen Freundin verletzten Gefühle in "Nont For Sale", ungleich verteilte Emotionen bei Paaren in "Pay Attention".

Aber auch das Bewusstsein, sich selbst nicht von anderen klein reden zu lassen, findet sich auf "Beautiful Mistake". "Ladybirds, chemicals all up in my hair / I hope that doesn't own me / I don't give a fuck / I know you don't like it when I say that / but baby, do you even feel me?"

Dass sich Sudans Verse nicht (oder kaum) reimen, fällt übrigens erst auf, wenn man genauer darauf achtet. Den Songs schadet das jedoch überhaupt nicht. Die offene Vortragsweise beschert den einzelnen Liedern Komplexität und Spannung.

Zum Abschluss erinnert "Escape" noch einmal stark an die vergangene EP. Die gezupften Laute, die an die im arabischen Raum häufig verwendeten Gitarren-ähnlichen Tanbur-Töne erinnern, spülen den Folk-Charakter von Sudan Archives' Produktionen noch einmal in den Vordergrund, ehe die Noten in den Wellen aus hallender Elektronik, Geigen und hypnotischem Gesang verschwinden. Dass das Ganze tatsächlich noch viel spannender klingt, als Worte es beschreiben können: eh klar.

Trackliste

  1. 1. Sink
  2. 2. Nont For Sale
  3. 3. Pay Attention
  4. 4. Mind Control
  5. 5. Beautiful Mistake
  6. 6. Escape

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