laut.de-Kritik
Etwas zu lieblos, etwas zu gewollt: Die Supergroup um Mick Jagger.
Review von Simon LangemannWenn sich hochkarätige Musiker aus unterschiedlichsten Richtungen zusammentun und gemeinsam Projekte verwirklichen, kann das zu spannenden Ergebnissen führen: Bei SuperHeavy, der neuen Supergroup um Mick Jagger, Dave Stewart u.a., passiert das viel zu selten.
Man wird stattdessen das Gefühl nicht los, dass dem bloßen Zusammenschmeißen der Genres von Pop, Soul und Rock bis Reggae eine höhere Priorität zugesprochen wurde als aufregendem Songwriting. Viele Melodien klingen irgendwie lieblos, viele Refrains gewollt statt gekonnt.
Auffällig oft geraten genau jene Passagen und Momente gut, in denen die Sänger über Instrumentals singen, die ihnen gewohntes Terrain bieten. Nennenswert wären da beispielsweise der mächtige Opener "SuperHeavy". Hier wird Damian Marleys versierter Gesang zwar von Rockgitarren begleitet, bewegt sich aber über typisch jamaikanischem Rhythmus und funktioniert genau deswegen so gut.
Das direkte Gegenbeispiel liefert Mick Jagger, wenn er beispielsweise in "Beautiful People" anfängt, über klassische Reggae-Riddims zu singen. Dass seine näselnden Vocals hier nicht so richtig passen wollen, merkte man auch der Vorabsingle "Miracle Worker" an. Zudem kommen besagte Offbeat-Songs überraschend plump daher. Das hat man auf Damians "Welcome To Jamrock" schon spannender gehört. Die altbackene Rocknummer "I Can't Take It No More" hätte sich Mick gleich ganz sparen können.
Viel besser passt Jagger zur schlichten Ballade "Never Gonna Change". Hier schaffen SuperHeavy tatsächlich so etwas wie eine angenehme Atmosphäre. Ähnliches gilt für das sanfte "Rock Me Gently", in dem Marleys rauchige Stimme sich meist mit Soulröhre Joss Stone abwechselt. Diese ausgewogene Mischung lässt die Supergroup auf dem Rest des Albums oft vermissen.
Auch die orientalischen Vocalpassagen des indischen Hollywood-Komponisten und Sängers Allah Rakha Rahman wirken meistens deplatziert - mit Ausnahme von "Satyameva Jayathe", das dafür furchtbar auf orientalisch getrimmt daher kommt. Abgesehen vom Chorintro wirkt dieses Stück alles andere als authentisch und würde eher in den Abspann eines schlechten Bollywood-Films passen.
Den einzigen wirklichen Höhepunkt der Platte erlebt man bei "Energy". Im Eiltempo toastet sich Marley durch die erste Strophe, die von flotten Synthies begleitet wird. Den rockigen Refrain gestalten Jagger und Stone perfekt im Duett. Bei diesem tanzbaren Stück scheint es, als mache jeder das, was er am besten kann.
Die fünf Superstars erschufen am Ende nicht das außergewöhnliche Album, das manch einer erwartet hatte. Das mag einerseits an der glatten, poppigen Produktion liegen. Andererseits versuchen die Musiker einfach zu krampfhaft, dem Zuhörer jeden musikalischen Einfluss auf dem Silbertablett zu servieren.
7 Kommentare
juhu! text!
text und bewertung gehen mit meinem eindruck überein. bocklangweilig. und ein verdammt alberner bandname.
Also mir gefällts. Finde jeder Track hat schon was eigenes und besonderes. Joss Stone und Jagger harmonieren sehr gut, Stimmlich betrachtet. Abgerundet wird das Ganze durch den entspannenden Flow von Marley. I like
laaaaaangweilig....
Braucht ka Mensch!
Das Album wurde ja schon bei spiegel.de verissen (bevor das übliche Spiegel-Gebashe los geht: die Musikredaktion (Borcholte + Wiggert) taugt!) und das imo zu Recht. Der Jagger hat mit den Stones die perfekte Nische für seinen Gesang geschaffen, in der er wunderbar funktioniert. Abseits davon, zumindest auf Soul und Reggae gebettet, wirkt seine Stimme wie ein Fremdkörper. Außerdem ist mir das ganze Album zu ethno-kitschig.