laut.de-Kritik

Hype und Hits für die Generation App.

Review von

Gelangweilter verschleppter Gesang über trockene Beats voller Glitzer, Glitch und Geräusch-Effekten: Bei diesem wilden Musik-Hybrid werden Erinnerungen an das nun schon länger vermisste Bandkollektiv Bran Van 3000 wach, das wie nun Superorganism Mitte der Neunziger Jahre wagemutig Neo-Soul, Hip Hop, Psychedelic, Alternative und Electronica zu einem kurzweiligen Sound verschmolz.

Bereits zum Anfang des Jahres von diversen Medien als das Super-Ding für 2018 ausgerufen, ist Superorganism ein zusammengewürfelter Haufen aus den Brooklyner und Londoner Hipstern Orono, Emily, Harry, Ruby, B, Robert, Tucan und Soul, der sich über Whatsapp-Gruppen kennenlernte: Halb Künstlerkollektiv, halb Internet-Nerds lautet das Konzept für (cool die Vokale auslassenden) SPRORGNSM, so auch der Titel eines der meist eklektischen, experimentellen und doch extrem mitreißenden Songs auf dem selbstbenannten Debüt. "Reflections On The Scream" hat die wohl mainstreamigste Songstruktur mit einem gefälligen Refrain, es dominieren aber die spielerischen, frei fließenden Rhythmen, hineingegossen in ungewöhnlich unangestrengt klingende Synthie-Tracks.

Der Avantgarde-Pop von Superorganism speist sich ästhetisch aus den Neunziger Jahren, deren Verklärung man sich nur erklären kann, wenn man sie nicht miterleben musste: Die grellbunte Optik in Artwork und Clips ist im Gesamtkunstwerk Superorganism genauso wichtig wie die abgekapselte Arbeitsweise der mittlerweile auch zusammenwohnenden Band, in deren Schlafzimmern dann schließlich ihr spezieller Bedroom-Pop entsteht.

Das letzte Lied "Night Time" ist dann auch ein musikalischer Kommentar zu dem Prozess, inklusive Weckerklingeln und Gähnen am Ende des Songs: Zeit aufzustehen und die Träume in halluzinogenen Dreampop umzuwandeln. Dabei ist aber natürlich stets das Smartphone in Griffweite, um den Songs am Ende viele lustige und bunte Apps überzustülpen – denn ungeschminkt will man ja schließlich nicht aus dem Haus, außer auch das ist ein Konzept: Stichwort #wokeuplikethis.

Inszenierte Authentizität mit lustigen Hasenohren und Einhorn-Stickern ist letztendlich auch die Musik von Superorganism – es bleibt abzuwarten, ob ihr für den Moment so cooler App-Pop bestehen bleibt oder bald von dem nächsten übercoolen Hype aufgefressen wird. Ironischerweise hat Superorganism die Antwort darauf vielleicht zufällig selbst gegeben, denn auf den Track "Everybody Wants To Be Famous" folgt der Titel "Nobody Cares".

Trackliste

  1. 1. It's All Good
  2. 2. Everybody Wants To Be Famous
  3. 3. Nobody Cares
  4. 4. Reflections On The Screen
  5. 5. Sprorgnsm
  6. 6. Something For Your M.I.N.D.
  7. 7. Nai's March
  8. 8. The Prawn Song
  9. 9. Relax
  10. 10. Night Time

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