laut.de-Kritik

Campinos Idol hat es noch immer drauf.

Review von

Der Mann ist so etwas wie ein lebendes Fossil. 1957 im Südwesten von England geboren, war der Punk das einschneidende Erlebnis in seiner Jugend. Ein Auftritt von The Damned, Buzzcocks und den Sex Pistols änderte alles, der Musiker TV Smith und seine Bands The Adverts war geboren.

Das war irgendwann 1977. Seither zieht er Jahr für Jahr mit seiner Gitarre durch die Clubs der Welt und singt seine Lieder. Zwischendurch setzt sich Timothy Smith hin und spielt eine CD ein, so wie jetzt "In The Arms Of The Enemy".

Wie eh und je nimmt er dabei kein Blatt vor den Mund, ist mit den Themen seiner Songs ganz dicht dran an dem, was die Leute bewegt. "I'm free to go where I want, but i walk on razor blades, I'm free to work till I drop, but just for the minimum wage" heißt es in "In The Arms Of The Enemy". Der kritische Blick von TV Smith ist unverkennbar. Während viele seiner Weggenossen sich in Resignation und Drogen flüchteten, lebt der Engländer seinen Idealismus.

Das heißt freilich nicht, dass er die Welt in rosa sieht, ganz im Gegenteil. "Die beunruhigenden Ereignisse des letztes Jahres musste ich einfach in Songs verpacken", sagt Smith. "In The Arms Of The Enemy" ist deshalb auch kein optimistisches Album, auch wenn das der Opener "Get It Now" vermuten lassen würde. Musikalisch ist "In The Arms Of The Enemy" ein klassischer Folkrock. Zahm und mitunter schön anzuhören.

Diese scheinbare Idylle steht jedoch im starken Kontrast zu den Lyrics von TV Smith. Hier zeigt sich, warum der Engländer von den Toten Hosen in den höchsten Tönen gepriesen wird. Seine Songs sind kämpferisch und zugleich poetisch. TV Smith ist ein singender Dichter und ähnelt damit seinem Landsmann Billy Bragg, der sich ebenfalls bestens darauf versteht, Working-Class-Attitüde und künstlerischen Anspruch auf einen Nenner zu bringen.

Ein Balance-Akt zugegebenermaßen, der nicht selten im Absturz in die musikalische Belanglosigkeit endet. TV Smith findet auf "In The Arms Of The Enemy" aber einen Weg, der im Vergleich zum arg mit Pathos aufgeladenen Vorgänger "Misinformation Overload" wieder deutlich bodenständiger ist.

Trackliste

  1. 1. Get It Now
  2. 2. See Through
  3. 3. Together Alone
  4. 4. It's Warming Up
  5. 5. Backstage Bob
  6. 6. I Wish I Could See Clearly
  7. 7. Weak Glue
  8. 8. In The Arms Of My Enemy
  9. 9. Open Up Your Heart
  10. 10. Clone Town
  11. 11. My Trojan Horse
  12. 12. Bonus Tracks

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