Porträt

laut.de-Biographie

Tanya Tagaq

Wer die Musik von Tanya Tagaq Gillis zum ersten Mal hört, erlebt höchstwahrscheinlich gleich mehrere Hörpremieren. Die Inuk aus dem kanadisch-arktischem Archipel hat die indigene Tradition des Kehlkopfgesangs in eine postmoderne Form übersetzt.

Tanya Tagaq - Animism Aktuelles Album
Tanya Tagaq Animism
Überirdisch - und über die Maßen irdisch.

Nach der Schule in Cambridge Bay (Inuit: Ikaluktuutiak) auf der Victoria-Insel besucht Tagaq die Highschool in Yellowknife. Dort beginnt sie im Alter von 15 erstmals mit dem Kehlkopfsingen. Im Zuge eines Kunststudiums entwickelt sie eine einzigartige Variante: Den ursprünglich zweistimmigen, perkussiven Inuitgesang trägt sie solo vor.

Wer Tagaq deswegen jedoch im popfremden World Music-Bereich verortet, tut ihr eigentlich Unrecht. Auch wenn inuitscher Kehlkopfgesang die Arbeitsgrundlage bildet, inkludiert der Jahrgang 1977 auch deutlich weniger ethno-traditionelle Musikgattungen in ihrer Kunst. Tagaqs zutiefst spiritistischer wie expressionistischer Ausdruck greift ausgiebig auf Industrial, Neue Musik, Elektronica und Metal zurück.

Bekannt wird die Inuk zum einen durch ihren prägenden Beitrag zu Björks stimmbasierten A-capella-Album "Medúlla" 2004. Schon vier Jahre vor diesem Albumrelease tourt Tanya Tagaq ausgiebig mit der Isländerin.

2005 erscheint ihr Langspieldebüt "Sinaa". Fortan präsentiert sie ihren beispiellosen Ansatz in sehr physischen Liveauftritten. Tagaq ist unter anderem mit dem Kronos Quartet unterwegs und arbeitet auf dem Zweitwerk "Auk/Blood" mit Avantgarde-Rocker Mike Patton zusammen.

Die Musik transzendiert dabei tatsächlich zahlreiche Genres. Guttural ächzend, ostentativ atmend und im Popformat singend strebt Tagaq nach den Grenzbereichen experimenteller Kunst. Mal erfährt sie Unterstützung durch progressive DJs, mal durch Opernsänger. Nichtsdestotrotz verliert die Kanadierin dabei nicht den Anschluss ans Feuilleton.

Das belegen nicht nur die zahlreichen Juno Awards-Nominierungen für das "Aboriginal Album des Jahres", sondern 2014 auch der renommierte Polaris Music Prize, bei dem Arcade Fire und Drake das Nachsehen haben. Die Auszeichnung für ihr drittes Album "Animism" (Six Shooter Records) nutzt Tagaq, um auf die Lebenswirklichkeit der indigenen Völker Kanadas aufmerksam zu machen.

So positioniert sie sich etwa klar gegen ein Verbot der Robbenjagd auf Jungtiere. Diese Jagd geschehe in Einklang mit der Natur und den jahrtausendealten Inuittraditionen, sagt sie. Die kanadische Regierung habe ebenso wenig ein Recht, sich in diese Lebensweise einzumischen wie Tierrechtler: "PETA can kiss my motherfucking ass, diese Bastarde!" Während der Preisverleihung weist die Aktivistin außerdem auf mehr als tausend ungeklärte Fälle von verschwundenen indigenen Frauen hin.

Alben

Tanya Tagaq - Animism: Album-Cover
  • Leserwertung: 4 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2015 Animism

Kritik von Dani Fromm

Überirdisch - und über die Maßen irdisch. (0 Kommentare)

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