laut.de-Kritik
Mit der Oktaven-Achterbahn auf Nightwish-Zeitreise.
Review von Kai ButterweckEgal ob im verschwitzten Hinterhof-Club, im riesigen Stadion oder umgeben von prachtvollem Theater-Ambiente: Wenn die Band oder der Künstler die Bühne betritt, muss beides stimmen: Sound und Optik. Und Tarja gehört sicherlich zu den kreativsten Musikbiz-Köpfen, wenn es um die perfekte Brücke zwischen Augen und Ohren geht.
Bereits vor sechs Jahren brillierte die Queen des female fronted Symphonic Metal in den Wohnzimmern ihrer Anhänger ("Act I"). Dieser Tage legt Tarja nun noch eine Schippe drauf. Mit dem Live-Schmankerl "Act II" schließt sich der Kreis ihrer letzten Welttournee ("The Shadow Shows"), bei der Tarja fast achtmal die Welt umkreiste und vor einer Millionen Fans performte.
Aufgeteilt in zwei Blöcke, präsentiert das Doppelalbum (das Paket ist natürlich auch als Blu-Ray und/oder DVD erhältlich) die komplette Bandbreite der Finnin mit den zwei Genreherzen in der Brust. Neben einem sehr intimen, im Londoner Metropolis Studio aufgezeichneten 75-Minuten-Set, kommen Tarja-Fans auch in den Genuss eines bombastisch inszenierten Komplett-Spektakels aus dem Teatro della Luna Allago in Mailand.
Das wahlweise opulent oder reduziert präsentierte Potpourri aus eigenen Highlights ("No Bitter End", "The Living End"), Coverversionen ("Goldfinger", "Supremacy") und antiken Nightwish-Schätzen (Medley aus "Ever Dream", "The Riddler", "Slaying The Dreamer") hält für jeden Fan etwas bereit. Mit der atmosphärischen Oktaven-Achterbahnfahrt "Lucid Dreamer", dem wieder einmal Gänsehaut bereitenden Rausschmeißer "Until My Last Breath" und einem aufwühlenden Greatest-Hits-Medley im reduzierten Akustik-Gewand setzt Tarja drei in verschiedene Richtungen driftende Ausrufezeichen.
Gesanglich nicht mehr ganz so präsent wie zu ihren Anfangstagen, aber immer noch beeindruckend klar und druckvoll, stolziert die Diva aus dem hohen Norden durchs eigene Archiv. Begleitet von einem imposanten Gesamtsound, der sowohl in ruhigen als auch in stürmischen Gefilden überzeugt, zieht Tarja alle Register.
Auszusetzen gibt es nur wenig. Hier und da ziehen sich die Songs etwas zu sehr in die Länge. Auch der von Tarja in Mailand bisweilen etwas zu nasal und gepresst geführte Kampf gegen die brachiale Wand aus wummernden Drums und krachenden Gitarren sorgt für Punktabzüge in der B-Note. Viel mehr Haare lassen sich in der ansonsten nahezu perfekt angerührten Symphonic-Metal-Suppe aber nicht finden.
1 Kommentar
Seltsame Mischung aus Metal und Opernstimme, inkl. komische Synthiesounds. von mir nur *