laut.de-Kritik

Solide Punkrock-Kost mit einigen Ausreißern nach oben.

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Fleißig sind sie ja, die Schweden von The Baboon Show. "Radio Rebelde" stellt bereits das achte Album seit dem 2005 veröffentlichten Debüt dar. Ihr Bekanntheitsgrad steigerte sich dabei stetig, seit der letzten Arenen-Tournee der Toten Hosen dürfte die Band aus Stockholm auch Leuten geläufig sein, die normalerweise nicht über das Radioprogramm von 1Live hinauskommen. Eindrücklich brannte der Punkrock-Vierer dort die Bühne ab - und Sängerin Cecilia Boström schlug ein paar hübsch anzusehende Räder.

In Schweden legt man Wert auf Kontinuität und Verlässlichkeit. Und so klingt das neue Album in etwa so, wie man die Band schon kennt, mit ein paar kleineren Veränderungen. Auch am Mischpult nahm wiederum Pelle Gunnerfeldt (The Hives, Randy) Platz, der schon die letzten paar Platten der Mädels und Jungs produzierte. Los geht es mit dem Titeltrack, einer gradlinigen Punkrock-Nummer mit einprägsamem Refrain. Das können sie gut, da fühlen sie sich zu Hause. Cecilia Boström klingt wie gehabt so, als hätte sie die letzten zwei Wochen saufend in einem Landschulheim verbracht.

Gefühlt kommt die Platte etwas langsamer und weniger stürmisch daher als frühere Veröffentlichungen der Stockholmer. Wir werden alle nicht jünger, aber eine langweilige Midtempo-Nummer wie "All Of Me" hätten die vier vor ein paar Jahren noch nicht geschrieben. Zum Glück winkt vom anderen Ende des Spektrums aber auch ein Auf-die-Fresse-Teil wie "Hit The Floor". Konzentrieren wir uns also lieber auf die offensichtlichen Hits, von denen es auf jeder Platte der Baboon Show einige gibt. 2018 sind das neben "Radio Rebelde" vor allem "Holiday", "Same Old Story" und "Again".

In "Holiday" kommt eine Talkbox zum Einsatz, ein nettes neues Element. Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal bewusst eine gehört habe. Später pluckert ein Synthesizer durch "War". Man kann ihnen nicht vorwerfen, dass sie nichts Neues versuchen würden. "Same Old Story" befasst sich textlich mit wirtschaftlichen Umbrüchen im reichen Schweden, daraus resultierender Arbeitslosigkeit und persönlichen Familiendramen. The Baboon Show benutzen hier nicht nur ein Klavier, sondern basteln ebenfalls mit mehrstimmigem Schlussteil ohne Instrumente an einem sehr spannenden Song herum.

Auf jedem Album der Band findet sich mindestens ein Stück, das einer gewissen Rockformation aus Australien huldigt, die seit 40 Jahren immer wieder dieselbe Platte aufnimmt. Die obligatorische AC/DC-Nummer heißt dieses Mal "Hurray" und zitiert im Text auch noch Bob Dylans "All Along The Watchtower", in abgewandelter Form allerdings. Herzlich willkommen in der Postmoderne, meine Damen und Herren.

Ein besonderer Song rundet das Album ab: "Again" verordnet Sängerin Boström eine Ruhepause, die Vocals stammen hier ausschließlich von Gitarrist Håkan Sörle. Seine charismatische Stimme trägt die Nummer über die Ziellinie, am Schluss brechen nach und nach die Rhythmus-Instrumente weg und übrig bleibt nur das Grundriff. Ein feiner Abschluss.

The Baboon Show liefern mit "Radio Rebelde" solide Kost mit einigen Ausreißern nach oben ab, an ihre Glanztaten "Punkrock Harbour" und "The People's Republic Of The Baboon Show Formerly Known As Sweden" kommen sie aber nicht ganz heran. Mit 37 Minuten Länge besitzt das Album für Baboon-Show-Verhältnisse fast schon Überlänge, bisher ging man oft mit einer knackigen halben Stunde oder sogar darunter ins Ziel.

Trackliste

  1. 1. Radio Rebelde
  2. 2. Holiday
  3. 3. All Of Me
  4. 4. Same Old Story
  5. 5. Overdosed On You
  6. 6. Hurray
  7. 7. You Get What You Get
  8. 8. Hit The Floor
  9. 9. No Afterglow
  10. 10. War
  11. 11. Again

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