laut.de-Kritik

Üppige, aber lieblos zusammengestellte Best Of.

Review von

Kaum eine Band hat so viele Best Ofs veröffentlicht wie die Beach Boys. Ob Sammlungen, Liveplatten oder Wiederveröffentlichungen: Jedes ihrer (zahlreichen) Stücke ist gleich mehrfach auf dem Markt erhältlich. Was zu Verunsicherung führt. "Welche der Platten soll ich jetzt nehmen?" fragt sich der Käufer, wenn er das unübersichtliche Angebot betrachtet.

Zumindest vom Ansatz her bietet "The Platinum Collection" eine Lösung: Zu einem erschwinglichen Preis verspricht sie einen guten Überblick des Schaffens der kalifornischen Band auf drei CDs. Von ihrer ersten Single "Surfin' Safari" (1962) bis hin zu einem Remake von "Fun, Fun, Fun" mit Status Quo (1996) ist die Sammlung mit 60 Liedern aus 34 Jahren üppig bestückt.

Jede CD beschäftigt sich mit einer Schaffensphase. CD 1 enthält die Hits der Jahre 1962 bis Anfang 1965, als sich die Beach Boys mit neun Alben, unzähligen Liveauftritten und vielen Platzierungen in den Charts weltweit einen Namen machten. Neben Hits wie "I Get Around", "Don't Worry Baby", "Dance, Dance, Dance" oder "Surfin' Safari" sind hier auch weniger bekannte Stücke wie "Wendy" oder "Warmth Of The Sun" vertreten.

Grund zur Kritik bietet die Anordnung: Die introvertierte, nachdenkliche Ballade "In My Room" ist zwischen den fröhlichen, wenig anspruchsvollen "Surfin' USA" und "Little Deuce Coupe" genauso fehl am Platz wie "Girls On the Beach", kaum mehr als eine schlechte Kopie von dem davor kommenden "Surfer Girl".

CD 2 vertritt die Jahre 1965 bis 1969, also die kreativste Phase der Band in der Person ihres Komponisten Brian Wilson. In diese Jahre fallen nicht nur die sagenumworbenen Alben "Pet Sounds" (1966) und "Smiley Smile" (1967), sondern auch die zwei wohl bekanntesten Stücke der Beach Boys: "Barbara Ann" und "California Girls" (beide 1965). Das sprudelige "Bluebirds Over The Mountain" und das trotz seiner vielen Stimmen melancholische "Breakaway" läuten das Ende der klassischen Beach Boys-Phase ein – wie das abschließende, lieblos zusammengesetzte "Beach Boys Medley" überdeutlich markiert.

Von Drogensucht und Depressionen geplagt, schwand Wilsons Einfluss zu Beginn der 70er Jahre rasch. So entstand eine Lücke, die keines der übrigen Mitglieder füllen konnte. Angesichts sozialer Umbrüche und neuen Musikrichtungen stürzte der Stern der Band ins Wasser.

Versuchte sie 1970 mit programmatischen Stücken wie "Surf's Up" oder "Student Demonstration Time" noch einmal das Brett auf die Welle zu setzen, fand sie sich aber wenige Jahre später in der ereignislosen Revival-Strömung wieder. Außer "Do It Again", Wilsons letztem Geniestreich "I Can Hear Music" und dem erstaunlichen "Kokomo" (1989) kann man sich CD 3 weitgehend sparen.

"Wipe Out" mit den Fat Boys bildete 1989 einen halbherzigen Versuch, ein jüngeres Publikum für sich zu interessieren. Die in den 90er Jahren entstandenen "California Dreaming" der Mamas & Papas und "Fun, Fun, Fun" mit Status Quo gehören für alle Ewigkeit eingestampft, wie auch der absolute Tiefpunkt, "Lady Lynda", eine Schmalz-triefende Ballade auf der Grundlage von Pachelbels Kanon.

Bei so vielen guten Liedern wäre es nicht schwer gewesen, eine anständige Sammlung zusammen zu stellen – und wenn sie um eine CD kürzer ausgefallen wäre. Dafür hätten sich die Verantwortlichen etwas mehr um das Booklet kümmern können, das wenig informativ und einfallslos ausfällt. Anstatt die Gelegenheit zu nutzen, die definitive Beach Boys-Best Of auf den Markt zu bringen, liefern sie mit "The Platinum Collection" nur eine weitere durchschnittliche Platte, die sich in eine viel zu lange Liste einreiht.

Trackliste

CD1

  1. 1. I Get Around
  2. 2. Don't Worry Baby
  3. 3. Surfin' USA
  4. 4. In My Room
  5. 5. Little Deuce Coupe
  6. 6. Surfer Girl
  7. 7. Fun, Fun, Fun
  8. 8. When I Grow Up (To Be A Man)
  9. 9. Girls On The Beach
  10. 10. All Summer Long
  11. 11. Wendy
  12. 12. Dance Dance Dance
  13. 13. Be True To Your School
  14. 14. The Warmth Of The Sun
  15. 15. Little Honda
  16. 16. Surfin'
  17. 17. Surfin' Safari
  18. 18. Do You Wanna Dance?
  19. 19. Please Let Me Wonder
  20. 20. Then I Kissed Her

CD2

  1. 1. Good Vibrations
  2. 2. California Girls
  3. 3. Sloop John B
  4. 4. Barbara Ann
  5. 5. God Only Knows
  6. 6. Wouldn't It Be Nice
  7. 7. You Still Believe In Me
  8. 8. The Little Girl I Once Knew
  9. 9. Caroline No
  10. 10. You're So Good To Me
  11. 11. Girl Don't Tell Me
  12. 12. Help Me Rhonda (Single Version)
  13. 13. Heroes And Villains
  14. 14. Wild Honey
  15. 15. Darlin'
  16. 16. Friends
  17. 17. Bluebirds Over The Mountain
  18. 18. Breakaway
  19. 19. Beach Boys Medley

CD3

  1. 1. Do It Again
  2. 2. Cottonfields (The Cotton Song)
  3. 3. I Can Hear Music
  4. 4. Tears In The Morning
  5. 5. Sail On Sailor
  6. 6. Disney Girls (1957)
  7. 7. Long Promised Road
  8. 8. Forever
  9. 9. Surf's Up
  10. 10. Til I Die
  11. 11. Marcella
  12. 12. Student Demonstration Time
  13. 13. Lady Lynda
  14. 14. California Saga/California
  15. 15. Sumahama
  16. 16. Rock'n'Roll Music
  17. 17. Here Comes The Night
  18. 18. Kokomo
  19. 19. Wipe Out (With The Fat Boys)
  20. 20. California Dreaming
  21. 21. Fun, Fun, Fun (With Status Quo)

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