laut.de-Kritik
Zwölf Jahre erstklassige, rentenanspruchbegründende Pop-Arbeit.
Review von Rainer HenzeIntelligenztest inspired by The Beautiful South: Komplettieren Sie folgende Zahlenreihe: 4, 1, 3, 1 ... Genau! Die Erklärung: Vier Studioalben, eine Best-Of, drei weitere Studioalben und die nächste Best-Of - so liest sich die Diskographie von The Beautiful South. Mit nur wenig mathematischer Fähigkeit ist somit errechenbar, dass sich Paul Heaton und KollegInnen ungefähr im Jahre 2012 zur Ruhe setzen und ihren Lebensabend ausschließlich mit der Veröffentlichung von "Greatest Hits"-Compilationen bestreiten werden.
Es sei ihnen gegönnt. Denn immerhin ist Heaton dann 50 und hat, die Housemartins-Zeit eingerechnet, über 25 Jahre erstklassige, rentenanspruchbegründende Pop-Arbeit geleistet. Kleine Nebenverdienste, wie das aktuelle Biscuit Boy-Projekt, mit eingerechnet.
Doch zurück in die Gegenwart: "Solid Bronze - Great Hits". Der Titel ist elegantes Understatement und eine Ohrfeige für all die "Gold"-Hochstapler da draußen. 17 mal große, oft bittere Lebenswahrheiten verpackt in meist großartigen, zuckersüßen Gitarrenpop. Überwiegend bekannt und somit kaum einer Beurteilung bedürfend. Interessanter ist da schon die Bewertung der Management-Aktivitäten: Welche Songs wurden, nach dem 94er "Carry On Up The Charts" zur zweiten "Best Of"-Halbzeit ein- und welche ausgewechselt?
Sieben Titel der ersten Compilation sind hier nicht mehr vertreten. Darunter bedauernswerter Weise das bittersüße "I'll Sail This Ship Alone". Acht Songs durften weitermachen. Neu dabei: Etablierte Gewinnertypen wie "Rotterdam" und "Perfect 10". Alles in allem halten sich die Wechselfehler in Grenzen. Die Patzer stecken im Detail: So bleibt undurchsichtig, warum auf die UK-Version dieses Albums 19 Tracks passen, hierzulande jedoch nur 17 erscheinen. Sind englische CDs größer? Zudem ist das sarkastische "Don't Marry Her" nur in der zensierten Radio-Version vertreten. Unschön. Um auch die Fans zum Kauf zu verführen, gibt's neben der aktuellen Single, dem amüsant-absurden Euro-Umstellungssong "The Root Of All Evil", eine äußerst verzichtbare Morcheeba-Version von "The Meditererranean".
Das alles ist mangelhafte "Best Of"-Arbeit. Aber was soll's: Gelegenheit zum Üben wird noch reichlich kommen. Quod erat demonstrandum!
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