laut.de-Kritik
Lagerfeuerromantik? Von wegen!
Review von Daniel StraubDas englische Label 4AD setzt seit Jahren auf gediegenes Understatement. Laute Töne dürfen allerhöchsten noch Tanja Donellys Throwing Muses oder der Newcomer TV On The Radio anschlagen. Ansonsten hat 4AD den E-Gitarren längst den Stecker gezogen. Besinnlich präsentieren sich die prominenten Acts der britischen Indie-Institution. Ob Kristin Hersh, Lisa Gerrard oder The Mountain Goats, sie alle geben längst dem fülligen Klang der Akustik-Gitarre den Vorzug.
John Darnielle, Kopf und Sänger der Mountain Goats, setzt auf "The Sunset Tree" ebenfalls auf ein akustisches Klangbild. Für den aktuellen Longplayer dürfen ab und an auch Schlagzeug, Bass, Cello und zusätzliche Gitarren ran. Als zarte Perlen am Rande. Ansonsten stehen sie beinahe unberührt im Proberaum. Stattdessen begleiten sachte Pianoklänge "The Sunset Tree" über einen Großteil der Spielzeit, was The Mountain Goats noch ein gutes Stück melancholischer als gewohnt klingen lässt.
Momente, in denen Darnielle von schäumender Wut angetrieben seine Gitarre anschlägt und die Texte wie bei "This Year" in einem energetischen Mantra münden lässt, haben auf "The Sunset Tree" Seltenheitswert. Das soll aber noch längst nicht heißen, dass Darnielle sich auf einmal mit der Welt versöhnt hätte. Vielmehr brechen seine von beißender Kritik getragenen Lyrics in dramatische Streicher-Arrangements aus, die "The Sunset Tree" mit einer gewinnenden Wucht ausstatten.
Natürlich verzichtet John Darnielle nicht darauf, sein prägnantes Organ, lediglich von sanft angezupften Gitarrenakkorden begleitet, in die Hauptrolle zu drängen. Das kennt man von den älteren Mountain Goats-Releases bereits. Beinahe nöhlend versetzt Darnielle seine Stimmbänder in Schwingung, um sich mit anklägerischem Duktus durch das Album zu singen. "Song For Dennis Brown" mag als eindringliches Beispiel für Darnielles ungebrochenen Weltschmerz dienen.
Musikalisch leicht geliftet, ist "The Sunset Tree" doch ein typisches Mountain Goats-Album mit allen Zutaten, die die Fans von Darnielle lieben. Wie auch schon in der Vergangenheit erfährt die melancholische Ästhetik im poetischen Cover-Artwork seine konsequente Fortsetzung. Fans von The Mountain Goats können mit "The Sunset Tree" nichts falsch machen.
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