Porträt

laut.de-Biographie

The Swell Season

Das Mitwirken in einem Independent-Film aus dem Jahr 2007 sollte sich als Glücksfall für dieses Duo erweisen: "Once" nennt sich dieser vom Ex-Frames-Bassisten John Carney gedrehte Low Budget-Streifen, der das Leben eines irischen Straßenmusikers und seiner schicksalhaften Begegnung mit einer tschechischen Blumenverkäuferin vorstellt.

The Swell Season - Strict Joy Aktuelles Album
The Swell Season Strict Joy
Von der Oscar-Auszeichnung in die unverkitschte Wirklichkeit.

Verkörpert werden diese Figuren von dem 1970 geborenen Sänger und Gitarristen der Frames, Glen Hansard, der bereits im Film "The Commitments" (Alan Parker, 1991) schauspielerisch aktiv gewesen ist und der befreundete Pianistin und Sängerin Markéta Irglová. Der Film "Once", zu dem die Protagonisten auch den Soundtrack beisteuern, avanciert überraschend zum Kassenschlager und mündet 2008 schließlich in der Oscar-Auszeichnung für den zweistimmig intonierten Titelsong "Falling Slowly".

Dass Glen und Markéta musikalisch und menschlich zueinander gefunden haben, ist wiederum der Existenz irischen Band The Frames zu verdanken. Als Konzertveranstalter und glühender Verehrer der Kombo lädt Markétas Vater die Band einst zu einem Auftritt nach Tschechien ein, organisiert zu deren Ankunft eine Party in seinem Haus, wo Glen dessen jugendliche Tochter kennen und schätzen lernt.

Einige Jahre später nehmen die beiden mehrere Songs auf, benennen sich nach der Novelle "The Swell Season" (1975) des Autors Josef Škvorecký und touren durch Tschechien. Das Debüt-Album resultiert schließlich aus der Anfrage des Regisseurs Jan H?ebejk, der das Duo um einige Lieder für den Soundtrack seines Films "Beauty In Trouble" bittet. Das gleichnamige Werk von The Swell Season erscheint 2006 in Irland mit nur bescheidenem Erfolg.

"Wir verkauften im ersten Monat vielleicht 300 Exemplare", bemerkt Hansard. "Keine gute Zahl für einen Typen wie mich, der mit seiner Band üblicherweise um die 20.000 Stück verkaufte. Ich war ein bisschen verletzt. Aber weil ich die Platte mochte, nahm ich es hin. Ich sagte mir: Das Werk ist da, es wird überdauern."

Unter ihren eigenen Namen spielen sie noch eine Coverversion von Bob Dylans "You Ain't Goin' Nowhere" für den Soundtrack des Films "I'm Not There" (Todd Haynes, 2007) ein, ehe sich mit der Oscar-Verleihung die Ereignisse überschlagen und das Duo endgültig ins Zentrum des medialen Interesses rückt.

Scheitert in "Once" die Liebe der Protagonisten an der Realität, werden Hansard und Irglová in der Wirklichkeit zum Paar, trennen sich aber nach zwei Jahren in Freundschaft. Die Intensität der Beziehung und die anschließende Trennungsverarbeitung klingt auf deren zweitem Album "Strict Joy" (2009) mit an, das in leisen Tönen von den großen Gefühlen erzählt. Seine einstigen Band-Kollegen hat Hansard als Studio- und Live-Musiker mit ins erfolgreiche Boot geholt.

2009 erläutert der Singer/Songwriter Hansard:

"Es war für mich ein wichtiger Schritt, meine Band zu verlassen, zurück zu mir und der Gitarre als Essenz. Mar (Markéta) mit ihrem Klavier war das Paradies für mich, kreative Erregung. Und vielleicht mache ich nächstes Jahr ein Album allein oder mit den Frames, vielleicht besiegeln Mar und ich unsere Freundschaft mit einem letzten gemeinsamen musikalischen Statement…Ich habe eine nie gekannte Freiheit, weiß, dass ich mich mit 39 nicht mehr ausdrücken will wie ein 19-jähriger Rocksänger. Ich möchte mich auch körperlich nicht mehr so verausgaben und die Idee Rock reproduzieren."

"Strict Joy" bleibt das vorerst letzte gemeinsame Album, wobei das Duo auch in den Folgejahren gelegentlich auftritt, wenn auch nicht immer als Swell Season. Bei einem Auftritt in Kalifornien kommt es 2011 zu einem tragischen Vorfall, als ein Zuschauer vom Dach auf die Bühne stürzt und stirbt. Die Polizei stuft ihn als Selbstmord ein.

2011 erscheint ein Dokumentarfilm mit dem Titel "The Swell Season", mit Material aus den Jahren 2007 bis 2010. Ansonsten widmen sich Hansard und Irglová ihren Solokarrieren. Hansard veröffentlicht 2012 "Rhythm and Repose", Irglová "Anar" (2011) und "Munar" (2014).

Alben

The Swell Season - Strict Joy: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 3 Punkte

2009 Strict Joy

Kritik von Martin Leute

Von der Oscar-Auszeichnung in die unverkitschte Wirklichkeit. (0 Kommentare)

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