Porträt

laut.de-Biographie

The Walkabouts

Wer sich mit den Anfängen von populären uramerikanischen Americana- und Folkrocksounds auseinandersetzt, der landet irgendwann bei den The Walkabouts.

The Walkabouts - Berlin
The Walkabouts Berlin
30 Jahre Warten haben sich gelohnt.
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Das musikalische Melancholie-Kollektiv um die beiden Frontköpfe Chris Eckman und Carla Torgerson gründet sich im Jahr 1983 in Seattle. Inspiriert von Folk, Rock und Pop veröffentlicht die Band zwei Jahre nach der Gründung eine erste EP mit dem Titel "22 Disasters".

Zwei Jahre später erscheint die Single "Linda Evans", ehe die Band im darauffolgenden Jahr ihr Debütalbum präsentiert. "See Beautiful Rattlesnake Gardens" erhält fast ausnahmslos gute Kritiken in der Szene, doch so richtig in Fahrt kommt das Projekt erst vier Jahre später mit der Unterzeichnung eines Plattendeals beim heimischen Grunge-Label Sup Pop.

Mit den tiefergestimmten Revolte-Ergüssen der Flanellhemdträger-Branche haben The Walkabouts jedoch recht wenig zu tun. Und dennoch: Es funktioniert. Die drei in der Folge auf Sup Pop veröffentlichten Outputs "Cataract", "Rag & Bone" und "Scavenger" schwimmen auf der Grunge-Welle mit und katapultieren die Band Anfang der Neunziger in den Fokus der Öffentlichkeit.

Im Jahr 1992 trennen sich The Walkabouts von Sup Pop und unterschreiben stattdessen einen Vertrag beim deutschen Label Glitterhouse Records. Mit dem Album "New West Motel" überraschen Chris Eckman, Carla Torgerson und Co. mit ungewohnt rockigen Klängen.

Doch spätestens mit dem nur wenige Monate später veröffentlichten "Satisfied Mind"-Album, auf dem die Band mit überwiegend akustisch eingespielten Cover-Versionen das Schaffen von diversen anglo-amerikanischen Songwritern (Nick Cave, Robert Forster, Go-Betweens, Carter Family) adelt, beweisen The Walkabouts, dass sie sich keiner Schublade wirklich zugehörig fühlen: "Wir sind keine dieser Bands, die von Vornherein genau wissen, was sie wollen und wohin sie gehen. Wir sind das komplette Gegenteil", so Sänger Chris Eckman.

Von überall her ertönt Applaus in Richtung Seattle. Auch Virgin Records breitet die Arme aus und nimmt die Band unter ihre Fittiche. Mit dem Budget eines Major-Labels im Rücken geht es fortan auf große Reisen, unter anderem mit einem elfköpfigen Orchester. Die Major-Phase verhilft den Protagonisten zu triumphalen Tourneen und hohen Album-Verkaufszahlen.

Ein Jahr vor der Jahrtausendwende kehren The Walkabouts der Glitzer- und Glamour-Welt aber den Rücken und heuern wieder bei ihren alten Freunden von Glitterhouse an. Wahlweise kämpferisch und wütend oder zurückhaltend und analysierend vergrößern The Walkabouts im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrtausends ihren Diskografie-Briefkopf stetig weiter. Ob mit EPs, Bootlegs oder inoffiziellen Live-Veröffentlichungen: Im Hause der emsigen Folkrocker steht immer etwas an.

Allerdings lässt man sich mit der Veröffentlichung von regulären Studioalben seit dem 2001er-Werk "Ended Up A Stranger" immer mehr Zeit. Zwischen dem rockigen "Acetylene" (2005) und den ruhigen fast schon sphärischen Reiseberichten auf "Travels In The Dustland" (2011) zieht mehr als ein halbes Jahrzehnt ins Land. Elf Monate später überraschen The Walkabouts ihre Fans mit der Veröffentlichung ihres ersten offiziellen Livealbums. "Berlin" erscheint am 16. November 2012.

Alben

The Walkabouts - Berlin: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2012 Berlin

Kritik von Kai Butterweck

30 Jahre Warten haben sich gelohnt. (0 Kommentare)

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