laut.de-Kritik
Das Remake kommt bei Weitem nicht an das Original heran.
Review von Alexander AustelWas Thomas D 2001 mit seinen "Lektionen In Demut" erschuf, war zu der Zeit neu, irgendwo revolutionär und vor allem noch nie dagewesen. Die ganze Idee dahinter war nie, die Charts zu stürmen (was es trotzdem tat), sondern ein sozialkritisches Hörspiel mit Hip Hop-Nuancen und Ambient-Einflüssen zu kreieren. Seine Gedanken dabei durch einen Falken sprechen zu lassen, ist eine abgefahrene Idee die funktionierte - trotz aller Sperrigkeit und Massenuntauglichkeit.
Aber warum ein solches Projekt, ein auf seine eigene Art und Weise großartiges Album, neu verpacken und die Genialität mit einem "Remake" versauen? Im Prinzip liegt es doch sogar schon im Name, den Thomas D selbst benutzt: Ein Remake ist ein Aufwasch von etwas bereits existierendem. Und das kann nicht funktionieren. Das liegt in der Natur der Sache. Aus Scheiße lässt sich kein Gold machen - es geht nur anders herum.
Das hier vorliegende Material beherbergt immer noch die Lyrics von vor zehn Jahren. Allein den musikalischen Hintergrund produzierte Thomas D neu, die Zwischentexte aus dem Booklet vertonte er ebenfalls. Durch Streichereinflüsse wirkt alles nicht mehr so sperrig und leichter verdaulich. Aber sollte diese Moralpredigt an die Menschheit nicht ein harter Brocken sein, an dem man ordentlich zu kauen hat? Warum ihm jetzt einen elektronisch-sphärischen und schmeichelnden Charakter verleihen? "Diese harten und trockenen Texte klingen plötzlich viel weicher und versöhnlicher", meint der Stuttgarter im Promo-Wisch - und schießt damit am Ziel vorbei.
Inhaltlich bleibt die vorgetragene Kritik nach wie vor hoch aktuell. Mag sein, dass ihn das dazu veranlasst hat, einen Abklatsch des Originals erneut an den Fan zu bringen. Thomas D ist ein sehr begabter Musiker, dessen Texte nach zehn Jahren vielleicht sogar noch aktueller sind als damals. Aber das hebt nach wie vor die erste Ausgabe hervor und rechtfertigt keine Neuvertonung.
Auch wenn er über ein Jahr lang daran gearbeitet hat, dem Reflektor Falken ein neues Gesicht zu verpassen, bleibt der bittere Nachgeschmack der Frage nach dem Sinn des Ganzen. Es ist weder schlecht produziert noch musikalisch uninteressant. Im Gegenteil, es klingt tatsächlich anders als die Vorlage und findet vielleicht auch einige neue Fans. Aber es kommt bei Weitem nicht an das Original heran.
7 Kommentare
...und das original war schon scheiße hoch 10.
Das Original war schon ziemlich sperrig und deprimierend. Ich kann schon verstehen, dass Herr Dürr seine Texte einem neuen und breiteren Publikum zugänglich machen will. Gerade WEIL sie noch so aktuell sind, bzw. wie im Artikel richtig angemerkt: sogar noch aktueller, als zu Zeiten des Originals.
Der Typ steht für Stillstand schlechthin.
Und sich eh schon nich weiterzuentwickeln und dann beinahe dasselbe Album nochmal rauszubringen grenzt schon an Frechheit und Abzocke.
Aber mir eh egal, hab das erste Album (leider) noch gekauft, bin inzwischen aber geheilt
Ich kann mich der Kritik nicht anschließen - ich fand das Original vor 10 Jahren schon genial - aber das album schlägt es um Längen - von mir gibts 4 Sterne - weil das "Uns trennt das Leben" auf dem Original einfach genial ist...
Das Orginal war bereits ein Meisterwerk, das seines gleichen sucht. Das Remake eröffnete eine neue Dimension. "Gebet an diesen Planet" in der neuen Version ist der absolute Hammer. Ich plädiere dafür, dass dieses Album in 10 Jahren noch einmal neu aufgelegt wird
Ich kann mich auch der Kritik nicht anschließen. Das Original kann man auch zehn Jahre später noch super hören, und diese Neuauflage geht als Homage daran völlig in Ordnung.