laut.de-Kritik
Hits, Hits, Hits für die Mainstream-Rock-Charts.
Review von Manuel BergerKaum eine andere Band ist in den US-Mainstream Rock-Charts so erfolgreich wie Three Days Grace. Zwölf Singles platzierten sie auf #1, nur Van Halen schafften bislang (eine) mehr. Geht es nach Wochen an der Spitze, sind die Kanadier sogar mit weitem Abstand König. Wenig überraschend servieren sie auch auf ihrem sechsten Album "Outsider" Hits en masse.
Fast jeder der zwölf Songs böte sich als Single an. Mit absoluter Treffsicherheit liefert Matt Walst eingängige Hooks. Statt anzubiedern bewahrt er sich stets noch etwas Aggression in der Stimme. Das Zusammenspiel mit seinen Kollegen klappt beim zweiten gemeinsamen Album noch besser als auf "Human".
Allerdings verläuft es auch arg schablonenhaft. Drei Parts pro Song scheint das Maximum zu sein. In "Nothing To Lose" zeigen sie sich besonders 'kreativ': Einfühlsame Akustikstrophe – Power-Chorus – einfühlsame Akustikstrophe – Power-Chorus (mit kleiner Variation) – Instrumental-Reprise der einfühlsamen Akustikstrophe – Power-Chorus.
Die Proteinriegel-Produktion und die simplen Strukturen machen für die Dauer eines oder zwei, vielleicht drei Songs am Stück Spaß. Auf Albumlänge wünscht man sich dann aber doch etwas Abwechslung. Auch, weil Three Days Grace immer brav im Mid-Tempo vor sich hin stampfen.
Die einzigen beiden Experimente (von denen Ersteres ausnahmsweise nicht singletauglich ist) sind "Love Me Or Leave Me" und der Closer "The Abyss". Mit beiden schielen Three Days Grace gen modernen Synthesizer-Pop. Während "The Abyss" als Metal-Hybrid tatsächlich zum Highlight mutiert, wo Matt Walst mit einem markerschütternden Schrei das Album beendet, sticht "Love Me Or Leave Me" zwar mit seiner pulsierenden Elektronik stilistisch hervor, entpuppt sich aber als großes Nichts. Auch Walst, der einmal mehr ziemlich eingängige Vocals kredenzt, braucht eben musikalische Substanz, um zu funktionieren.
Aber in elf von zwölf Fällen liefern die Rauschebärte Barry Stock, Drummer Neil Sanderson und Matts Bruder Brad am Bass ab. Ihre größten Stärken liegen nach wie vor im harten Bereich, wenn sie zum Beispiel in "Right Left Wrong" und "The Mountain" kraftvolle Nu Metal-Riffs auspacken und sich zwischen Deftones und Linkin Park einordnen. Große Künstler werden Three Days Grace wohl nicht mehr, formidable Entertainer sind sie dafür längst.
Noch keine Kommentare