Porträt

laut.de-Biographie

Torres

Nein, diese Dame kommt nicht aus Spanien. Und doch trifft der stolze iberische Name Torres den Nagel auf den Kopf. Denn Mackenzie Scott tanzt in ihrer Musik so anmutig und zugleich halsbrecherisch mit ihren Dämonen wie ein Torero mit seinem Stier. Der Spieleinsatz: Das nackte Überleben. "Ich beschützte meine Songs mehr als meine Privatsphäre" sagt sie selbst. Furchtlos entblößt sie seelische Gräber und kehrt unerschrocken Intimitäten nach außen.

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Die 1991 in Macon, Georgia geborene Künstlerin verbringt große Teile ihres Lebens in Nashville und tauft ihr Alter Ego nach ihrem verstorbenen Großvater. Wie ihre Adoptivmutter selbst, wächst Mackenzie nicht bei ihren leiblichen Eltern auf. Mit acht trifft sie zum ersten Mal ihre biologische Mutter und verarbeitet ihre komplizierte familiäre Konstellation mehrfach in ihrem Oeuvre, genau so wie ihre gespaltene Haltung zu ihrer christlich konservativen Erziehung. Ihren Glauben fasst sie als "mystisch" auf.

Schon während ihrer Highschool Zeit nutzt sie die gebotene Musical-Bühne, um ihre gewaltige und eigentlich so herrlich Musical-untaugliche Stimme einem breiten Publikum zu präsentieren. Auch in den allsontaglich mit den Eltern besuchten Gottesdiensten und in Altersheimen singt sie fortan regelmäßig und steht bei diesem Kontrastprogramm einer gänzlich anderen Hörerschaft gegenüber.

Nach ihrer schulischen Laufbahn tritt sie an der Belmont University in Nashville ihr Studium an und nimmt noch als Studentin in fünf Tagen ihr Debütalbum auf. Das Erstwerk hört auf ihr Alias "Torres" und erscheint im Februar 2013. Darauf ergänzt sie ihre abgründigen Texte über unausgesprochene Beziehungsgeheimnisse und Suizidgedanken nur spärlich. In folkigen, teilweise grunge-ähnlichen Indie-Arrangements begleiten Cello und Keys ihre tiefe, zuweilen fast einschüchternde Stimme, die auf manchen der zehn Tracks auch nur von einer angerissenen E-Gitarre gestützt wird.

Torres - What An Enormous Room
Torres What An Enormous Room
Grungiger Indierock im grollenden Noir-Pop-Gewand.
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"Sprinter" (2015) ist eine reifere Platte, die nicht weniger tief in Wunden bohrt, allerdings noch eine Spur ehrlicher und direkter. Mit von der Partie: Portisheads Adrian Utley sowie Ian Olliver und Rob Ellis aus der ehemaligen Band einer gewissen PJ Harvey.

Das Resultat dieser tollkühnen Kombi tönt nach postgrungigem Alternative. Isolation, Heuchelei und eine schmerzliche Selbstsuche sind die Themen, mit denen sich Torres konfrontiert. Als musikalische Inspiration führt sie etwa Funkadelic, Nirvana, Ray Bradbury, Joan Didion oder Johnny Cash an. Sie selbst bezeichnet ihren Stil übrigens als halbfuturistischen, halb-nostalgischen "Space-Cowboy"-Mix.

Im Jahre 2017 veröffentlicht die immer noch Mittzwanzigerin mit "Three Futures" auf 4AD bereits ihr drittes Album. Und eine gewisse Gelassenheit ist ihr darauf durchaus anzuhören. Spiritueller denn je, sowohl textlich als auch in der musikalischen Umsetzung weichen die für ihren Sound bis dato üblichen feisten Gitarren hier elektronischen Flächen, Synthies und viel Geplucker. Die Hälfte der Songs baut allein auf den Loops einer Drummachine auf, die Wiederholung eines Beats oder eines Riffs nehmen gar mantrahafte Züge an. Und das war auch beabsichtigt, schließlich wollte Torres mit "Three Futures" ein Trance-Album aufnehmen, das seine Hörer in fast meditative Geisteszustände versetzt. Vor allem Ta-Nehisi Coates "Zwischen mir und der Welt," aber auch der menschliche Körper und das Gefühl, diesem ausgeliefert zu sein, haben sie hierbei inspiriert. Doch zum Glück klingt das Ganze nicht zu sehr nach Räucherstäbchen oder gar einschläfernd sondern hat immer noch genügend Schärfe wenn Scott mit gewohnter Entschlossenheit singt.

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Torres "Ich werde jeden Tag sexuell belästigt!"
Über "Three Futures" und das Gefühl, seinem Körper ausgeliefert zu sein.

Trotz ihrer Entschlossenheit stößt das Schicksal die Sängerin im Nachgang des Release allerdings ordentlich vor den Kopf. 2018 beendet ihr Label 4AD den ursprünglich auf drei Alben ausgelegten Vertrag vorzeitig, weshalb Torres ab diesen Zeitpunkt auf sich allein gestellt ist. Noch dazu hadert sie während dieser Zeit ohnehin mit sich selbst und ihrer Karriere. Die politische Lage der Heimat, Beziehungsstrapazen und familiäre Belastungsproben führen zu einer emotionalen Achterbahnfahrt, die Torres alles in Frage stellen lässt, unter anderem auch, ob sie ihr Musikerdasein noch erfüllt.

Letztendlich lässt sie ihre große Leidenschaft aber doch nicht los, zumal in Anbetracht der Umstände gerade die Musik die Rolle eines Zufluchtsorts einnimmt. In der Folge arbeitet sie in kompletter Eigenregie an einer neuen Platte, die sie im Januar 2020 unter dem Namen "Silver Tongue" fertigstellt und über ihr neues Label Merge Records veröffentlicht. Durch die Isolation während des Schaffungsprozesses spart Torres einerseits Kosten ein, aber viel wichtiger, sie steckt mit ihrer neuen kreativen Freiheit mehr Persönlichkeit und Seele in das Projekt als in irgendeines ihrer Alben zuvor. Laut eigener Aussage ist "Silver Tongue" das Album, das sie schon immer machen wollte.

Somit scheint der Knoten auch geplatzt zu sein. Die Kreativität sprudelt wieder, weshalb etwas mehr als ein Jahr später bereits das nächste Projekt in den Startlöchern steht. Auf "Thirstier" lenkt die Amerikanerin ihren Sound abermals in eine neue Richtung. Der Electro-Fokus der letzten Jahre verschwindet bis auf ein paar einzelne Synth-Passagen, dafür rücken bombastische Grunge-Rock-Gitarrenwände à la Nirvana und Garbage in den Fokus. Torres fühlt sich selbstbewusster und sicherer denn je, während sie über die zahlreichen Facetten und Zustände der Liebe philosophiert. Dabei macht sie den Eindruck, als wäre sie endlich sowohl in ihrer Gefühlslandschaft als auch in ihrer musikalischen Komfortzone angekommen.

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