laut.de-Biographie
Turbulence
Knapp zwanzig Alben in gerade einmal sechs Jahren sprechen eine deutliche Sprache: In diesem Mann steckt, neben schier unerschöpflicher Energie und Kreativität, ein waschechter Workaholic.
Dabei redet anfangs niemand von Turbulence. In Kingston, St. Andrew erblickt als jüngstes von drei Kindern am 11. Januar 1980 ein Knabe mit dem weit weniger stürmischen Namen Sheldon Campbell das Licht der Welt. Inspiriert von den Stimmen von Bob Marley, Peter Tosh, Garnet Silk und Eddie Fitzroy wächst er heran und beginnt während seiner Schulzeit selbst zu singen. Wie könnte er auch das Instrument, das ihm zum Lob des Allmächtigen auf den Weg gegeben wurde, brachliegen lassen?
Er besucht die Swallowfield All Age und später die St. Andrew Technical High School, an der er 1998 einen Abschluss erwirbt. Nach einem Auftritt, den er unter dem Namen Double Trouble absolviert, nimmt ihn ein älterer Rasta zur Seite und gibt ihm den wohlwollenden Rat, er möge seinen Alias doch besser in Turbulence ändern. Dabei soll es bleiben. Turbulences Respekt gilt, wie sich das gehört, seiner Mutter: "Sie ist durch die Hölle gegangen, um mich durchzubringen, während sich mein Vater aus dem Staub gemacht hat."
Den Schlüssel zum Erfolg sieht Turbulence in unermüdlicher harter Arbeit. Dabei behält er, getreu den Lehren des Rasta-Philosophen Marcus Garvey, stets seine Wurzeln im Auge. Eine gute Kombination, wie sich zeigt: Um in seiner Heimat Jamaika zu Ruhm zu gelangen, bedarf es eines langen Atems.
Seine erste Studio-Aufnahme fabriziert Turbulence 1999: Unter der Regie von Philip Fattis Burrell nimmt er für das Label X Terminator "Think Of Peace" auf. Im Interview mit dem Magazin Riddim erinnert er sich: "Er hat mir schon eine Chance gegeben, als ich noch nicht einmal Dreadlocks hatte." Burrell, dem häufig vorgeworfen wird, er kümmere sich zu wenig um Turbulence und konzentriere sich statt dessen auf Sizzla, tut das Richtige: Er schickt Turbulence mit seinem Haupt-Act auf Tour. Turbulence eröffnet für Sizzla Shows in den USA und in Europa und stellt sich so einem großen internationalen Publikum vor.
In Jamaika nimmt man unterdessen von dem überaus vielseitigen jungen Singjay kaum Notiz. Dem bekommt der Umweg über Europa blendend. Er verschafft sich reichlich Bühnenroutine und arbeitet unter anderem mit den deutschen Soundsystems Pow Pow und Silly Walks sowie mit Andreas Brotherman Christophersen zusammen. Turbulence veröffentlicht eine wahre Flut von Alben bei verschiedenen jamaikanischen und internationalen Labels.
In Jamaika verhilft ihm letztlich die Nummer "Notorious" zum Durchbruch. "Wenn ich kein Rasta wäre, wäre ich heute ein Gunman", führt Turbulence gegenüber Riddim aus. "Daher deute ich in 'Notorious' an, was hätte sein können." Ja, er hätte der übelste Bösewicht werden können. Statt dessen entscheidet sich Turbulence für einen anderen Weg - und seine Botschaft kommt an.
"Life over death, joy over violence, girl over gun." Jamaika brauche mehr Songs mit positiven Inhalten, um der Jugend mit gutem Beispiel voran zu gehen, so seine feste Überzeugung. Turbulence predigt Vertrauen in den Rastafari-Glauben, verurteilt Rassismus und ruft zu Brüderlichkeit und Nächstenliebe auf. Längst ist er aus dem Schatten Sizzlas herausgetreten. Dessen Fundamentalismus sucht man bei Turbulence ohnehin vergebens.
Songs wie "Think Of Peace" und "Give Her What She Want" werden ausgiebig im Radio gespielt, Turbulences Popularität steigt: "Du kannst selbst die Hunde fragen, hier kennt mich jeder", erklärt er Journalisten den Weg zu seiner Bleibe im Norden Kingstons. Er spielt nach Erfolgen auf internationalen Festivals nun auch auf den großen Bühnen Jamaikas, beim Sting, East Fest oder Rebel Salute.
2003 nimmt er mit "Different Thing" das erste Album für Brothermans Label Minor7Flat5 auf. Die Zusammenarbeit erweist sich als geglückt. Zahlreiche Kritiker sehen in "Different Thing" Turbulences bis dato gelungenstes Werk. Gut genug, die Kollaboration zu wiederholen: Auch das Anfang 2007 erscheinende "Do Good" erscheint bei Minor7Flat5.
Turbulence beweist hier die Verbundenheit zu seiner Herkunft: Neben Luciano ist auch die High Trod Family zu Gast, die er einige Jahre zuvor noch als einen "Haufen talentierter Youths" aus seiner Gegend bezeichnete. "Das ist meine Crew. Die ganze Nachbarschaft gehört dazu. Ich bleibe den Menschen treu, mit denen ich aufgewachsen bin." (Riddim)
Turbulence beweist auf "Do Good" einmal mehr seine enorme stimmliche Bandbreite. Er toastet und singt hauptsächlich zu aktuellen Roots-Riddims. Daneben fließen Einflüsse aus Dub und Dancehall ein. Seinem großen Ziel kommt Turbulence damit einen weiteren Schritt näher: "Ich will, dass die Leute sagen: 'Turbulence singt Redemption Songs.' Das ist die Art von Anerkennung, um die es mir geht."
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