laut.de-Kritik

Absurd pumpende Bässe und perlende Raps.

Review von

Knock, Knock.
Who is it?

Neues von Big Dada? Aber ausgesprochen gerne! Ty legte einst mit "Awkward" ein durch und durch bezauberndes Debüt auf den Tisch. der Nachfolger "Upwards", ebenfalls nicht von schlechten Eltern, trug ihm eine verdiente Nominierung für den Mercury Prize ein. Drei Jahre gingen ins Land. Nun setzt der Engländer mit nigerianischen Wurzeln, sehr zur Freude der Freunde britischen Hip Hops, seine Geschichte fort.

"I never had it easy, so I'm easy like a sunday morning." Wundervoll entspannte, vielseitige Instrumentals bilden den Rahmen für einen unangestrengt flowenden MC. Bei aller Lässigkeit behält Ty doch zu jedem Zeitpunkt die Zügel in der Hand. So wünscht man sich seinen Zeremonienmeister.

Einwandfrei verständliches britisches Englisch eröffnet auch dem Nicht-Native-Speaker freie Sicht auf Wortwitz und Humor. "I don't do clones / I write raps that sound fresh and turn into poems." Ty spielt nicht mit Toys, wohl aber mit Zitaten und sattsam bekannten Versatzstücken, die er, geschickt verwurstet, von jeder Ausgelutschtheit befreit. Ja, doch: The music still turns me on!

"Straight from the oldschool" ergänzen Gastauftritte von Arrested Developments Speech und De La Soul Tys exzellenten Auftritt am Mikrofon. "Hip Hop is the voice of the underground." Im Fall von "This Here Music" erweist sich der Untergrund als ein höchst kultivierter: Ein flockiger Rhythmus beherrscht die Szenerie, Bläser und unaufdringliche Background-Chöre - am Rande bemerkt eine Spezialität auf "Closer" - hauchen synthetischen Sounds das pralle Leben ein.

Perlende Raps schleifen die scharfen Kanten des abgehackten Instrumentals von "The Idea" spiegelglatt. Unter der glänzenden Oberfläche pumpt ein wahrhaft absurder Bass: Wie zum Teufel kommt das Bild einer Tuba in meinen Kopf? Zum Hirnen über merkwürdige Assoziationen bleibt glücklicherweise keine Zeit, wirft Ty doch sofort im Anschluss ganz neue Fragen auf.

Wie bekommt man mit einem derart treibenden Rhythmus bloß eine so relaxte Nummer hin? Gedämpfte Bläser und die allgegenwärtigen Hintergrund-Gesänge verleihen "What You Want" jazziges Flair. Each one teach one: Bitte, Mr. Ty, zeigen Sie doch der Welt, in welchem Verhältnis man Instrumente in technisch generierten Sound einquirlen muss, um solch einen opulenten Mix zu erhalten! Deutlich härter erreicht "Oh!" eine Eindringlichkeit, von der andere nicht einmal zu träumen wagen.

Nirgends verlaufen Genre-Grenzen fließender als in Großbritannien, scheint mir. Der Rhythmus, der den blechern tönenden Orgel-Sound in "Everybody" unterlegt, entstammt unüberhörbar einer Dancehall. Grandiose Percussions und eine Killer-Hookline beweisen zurückhaltende Raffinesse: Afrikanische, asiatische, jamaikanische Anklänge machen aus "Sweating For Yor Salary" allen voran eines: ein schweinewitziges Stück. Das hier ist Weltmusik, im besten Sinne des Wortes. Come Closer. Der Genuss stellt sich ganz von alleine ein.

Trackliste

  1. 1. Don't Watch That (Knickers, Y- Fronts And Jockstraps)
  2. 2. Everybody
  3. 3. This Here Music feat. Speech Of Arrested Development
  4. 4. The Idea feat. De La Soul
  5. 5. What You Want (Taylormade)
  6. 6. Closer feat. Maceo
  7. 7. Oh! feat. Bahamadia and Zion I
  8. 8. Aim For Your Goals feat. Eska
  9. 9. Sweating For Your Salary feat. Wummi And Dele Sosimi
  10. 10. Sophisticated And Coarse feat. Eska
  11. 11. L.O.V.E. (No Matter What) feat Vula
  12. 12. Hustle (That's Why We) feat. Rich Medina

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LAUT.DE-PORTRÄT Ty

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