Porträt

laut.de-Biographie

USA Nails

Die Vorliebe für Rockmusik und nicht ganz einfache Popmusik saugte Gitarrist und Sänger Stephen schon mit der Muttermilch auf. Thin Lizzy, Alice Cooper und Scott Walker liefen im Hause Hodson auf dem Plattenspieler. Sein Bandkollege Gareth Thomas erlebt eine ähnliche Sozialisation, bei ihm gibt allerdings die Begeisterung für Dire Straits den Startschuss für eine bis heute große Liebe zu lauter Gitarrenmusik. Schon 2013 machen USA Nails mit brachialem Lärm auf sich aufmerksam und entwickeln sich zu einer Südlondonder Szenegröße, deren Mitglieder aber schon vorher in Indie-Kreisen bekannten Bands wie Oceansize, Kong oder Future Of The Left spielten.

USA Nails - Feel Worse Aktuelles Album
USA Nails Feel Worse
Musik für gute Menschen mit schlechter Laune.

2014 erscheint das Debüt und erinnert mit seinem krachigen Distortion-Sound an The Jesus And Mary Chain und Big Black. "Sonic Moist" überträgt den rohen Live-Sound auf das Album und setzt schon einmal ein erstes lautes Ausrufezeichen. Auch die Lyrics bleiben gemein und bitterböse, wie schon ein Tracktitel wie "Shite At The Palladium" klar macht.

So richtig ausgekotzt haben sich USA Nails zum Glück noch nicht, denn ein Jahr später veröffentlichten sie bereits "No Pleasure". Wie schon der Albumtitel ankündigt, gibt es auch hier wieder eine misanthropische Atmosphäre, aber im Gegensatz zu dem sehr harschen Debüt-Sound bauen sie nun auch vereinzelt Harmonien in den noisigen Brachial-Sound ein. "Shame Spiral" macht 2017 endgültig klar: Diese Band wird nie den Kölner Karnevalszug anführen oder ihn gleich abfackeln. Wieder geht es um Apathie, Isolation und Feindseligkeit gegenüber einer Welt, die sich eh schon selber abschafft.

USA Nails haben ihren Stil gefunden und bleiben auch auf Album Nr. 4 vertonte Depression. "Life Cinema" variiert nicht radikal den Stil, doch der Wutpegel bleibt auch hier im schmerzhaft-ohrenbetäubenden Bereich. Kapitalismus und Sinnentleerung bleiben auch 2017 ein Thema für den sardonischen Krach der Londoner. Es scheint nun fast eher so, als ob USA Nails kaum noch der Scheißigkeit auf diesem Planeten hinterher kommen.

"Character Stop", das fünfte Album innerhalb von sieben Jahren, speit auch 2020 ein Säurebad der Gefühle hinaus. Doch in selbstironischen Zeilen wie "Wir sind Teilzeitkünstler, wir sind Vollzeit-Amateure" bemerkt man zum Glück eine nicht zu unterschätzende, wenn auch bitterböse Humorkomponente. Ansonsten müsste man sich um die mentale Gesundheit der Bandmitglieder mittlerweile Sorgen machen. Die beschäftigt aber weiter ihr eigenes Seelenleben, denn "Character Stop" zeichnet ein düsteres Porträt einer verlorenen Millennial-Generation, die für zu wenig Geld ihre Seele ausbeutet und dafür auch noch von den Älteren geshamet wird.

 - Aktuelles Interview
USA Nails "Die Kinder roasten mich eh jeden Tag"
Steve Hodson über wütende Musik, Waschsalons und die Schattenseiten von Social Media.

2022 kommt es zu einer Split-EP mit der amerikanischen No-Wave-Band Psychic Graveyard. Gemeinsam schultert man eben doch den ganzen Welthass besser und wie von beiden Bands gewohnt, bleibt auch diese Zusammenarbeit ein kompromissloser Ausflug in die scheppernde Krawall-Kakophonie. Anbiederung an den Mainstream oder sonstige Zugänglichkeiten sucht man auch erneut vergeblich.

Dass die Band es überhaupt schafft, neben ihren Dayjobs noch ein Projekt am Leben zu halten, bleibt erstaunlich. Doch wie Gitarrist Stephen Hodson 2024 im Interview mitteilt, hat diese Aufteilung auch den Vorteil, dass Musik ein leidenschaftliches Hobby bleibt und nicht zur Routine verkommt. Genug Themen für den weiteren Frust-Brocken "Feel Worse" bleiben eh. Auf dem mittlerweile sechsten Album arbeitet sich die Band in gewohnter Noise-Manier an Reality-TV und Social-Media-Gehässigkeit ab. Es bleibt eben alles verlässlich scheiße, und somit gibt es auch in der wahrscheinlich düsteren Zukunft der Menschheit immer noch genügend Material für weitere Alben.

Interviews

Alben

USA Nails - Feel Worse: Album-Cover
  • Leserwertung: 5 Punkt
  • Redaktionswertung: 4 Punkte

2024 Feel Worse

Kritik von Rinko Heidrich

Musik für gute Menschen mit schlechter Laune. (0 Kommentare)

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