laut.de-Kritik
Der 250. Release: Eine Tanz-Institution feiert Jubiläum.
Review von Daniel StraubDeutsche Techno-Labels sind weltweit eine Marke. Mal wuchtig, mal minimal, aber stets präzise im 4/4-Takt sind die Sequenzer geeicht. Kaum irgendwo sonst kommen deutsche Tugenden derart unverfänglich zum Einsatz. Dass elektronische Musik auch abseits straighter Beats einiges zu bieten hat, zeigt das Münchner Label Compost. Jazz, Soul, Funk, Elektro, House und Techno verschmelzen hier seit 1994 zu etwas Neuem, das weltweit Fans findet.
Zu den bekanntesten Fürsprechern von Compost zählen DJ-Größen wie Gilles Peterson, Laurent Garnier, Peter Kruder oder Carl Craig. Nicht zuletzt dank ihnen feiert man bei Compost dieser Tage das 250. Release. Dazu haben die Labelmacher 13 Tracks des vergangenen Jahres sowie exklusive Appetizer, der in diesem Jahr noch bevorstehenden Compost-Releases zusammen getragen. Herausgekommen ist eine Labelschau, die für Neulinge so manche Entdeckung und für Insider so manche Überraschung bereithält.
Den fulminanten Auftakt macht der Beanfield-Track "Tides", im Remix von Carl Craig zu einem der großen Clubklassiker des vergangenen Jahres veredelt. Eine Nummer, die Maßstäbe für die gesamte Compilation setzt. Und es spricht für Compost, dass es diese nicht enttäuscht und zugleich eine ganze Bandbreite unterschiedlicher Zugriffe auf die Tanzfläche sichtbar werden lässt. Mit offensiven Retro-Charme gehen Muallem und The Droids bei "Shanti Dance" zu Werke.
Kein Wunder schließlich entstand das Original bereits in den späten 70er Jahren, begleitet von einem lustigen Video. Neugierigen sei eine Visite bei youtube empfohlen. Weitere herausragende Highlights auf "Compost 250" finden sich mit Alif Trees "Forgotten Places" im Moodyman-Remix sowie "Are We?" von Karma. Einmal mehr in Richtung Detroit schaut King Britt alias Nova Dream Sequence mit seinem Track "Dream 14".
Die Geburtsstadt von Techno erlebt gerade so etwas wie Renaissance und zwar über sämtliche Genres und Subgenres hinweg. Es ist das große Verdienst von Compost, eine Labelphilosophie zu verfolgen, die es erlaubt gerade diese unterschiedlichen Fäden zu verknüpfen. Deshalb bleibt nur, den Münchner Label-Machern weiterhin den nötigen Mut zu wünschen, ihr Ding konsequent durchzuziehen. Dann ist Compost 500 nur eine Frage der Zeit.
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