laut.de-Kritik

Der Klassiker aus der französischen Pop-Szene.

Review von

"'Le Tour 4' kommt bestimmt", orakelte der begeisterte Kollege, der neben dem Vor- auch den Vorvorgänger sowie den Auftakt der frankophilen Samplerreihe feierte - mit Recht. Zwei Jahre gingen ins Land, doch auch auf der vierten Etappe schüttelt Thomas Bohnet wieder Perlen der französischen und französischsprachigen Musikszene aus dem Ärmel.

Wie gewohnt erprobte er seine Auswahl im Rahmen der traditionsreichen Party-Reihe "Tour De France", die neben regelmäßigen Terminen in München und Berlin mittlerweile durch zahlreiche andere Städte rollt und - zur Erbauung der Zurückgelassenen - immer wieder in der alten Heimat Konstanz gastiert. Das bedeutet: Was Monsieur Bohnet aus Kisten und Regalen zerrt, versinkt nirgends in Melancholie, sondern lädt viel mehr zum ausgiebigen Tanzbeinschwung ein.

Benjamin Biolays dynamische Eröffnungsnummer verpasst einem davon gleich eine gute Ahnung. Sein Gesang trifft auf einen Pianoloop, im Hintergrund des Refrains tummeln sich verhaltene Bläser: ein hübscher Einstieg in einen wahrhaft bunten Abend, der eine Brücke von den 60ern bis heute schlägt.

Eine Hommage an Serge Gainsbourg (Mademoiselle Oliviers "Initials SG") oder die Neuauflage eines Titels von Jacques Dutronc ("Il Est Cinq Heures, Paris S'eveille" von An Pierlé) finden ebenso Platz wie moderner Pop, Folk oder jamaikanisch angehauchte Tracks. Bei der Vielfalt der gebotenen Genres bleibt eine gewisse Zerfahrenheit nicht aus.

Klar, dass man nicht mit jeder Nummer etwas anfangen kann. So mühe ich mich beispielsweise schwer an Xavier Cafeïnes angestrengt-aggressivem Indierock-Weltende ab. Auch bassmäßig aufgemotzer 80er-Jahre-Synthiepop, wie ihn Yelle oder (zusätzlich mit schrappenden Gitarren garniert) Pravda kredenzen: nicht meine Tasse Tee.

Eher läuft mir da schon der Kraftwerk-inspirierte "pop electro roboscopique" des Duos Electrique rein. Die stark an die Orishas in früheren, bissigeren Tagen erinnernde Latino-Rap-Nummer "Limité Mon Gars" von La Vieille Ecole bringt mit Bläsern und Percussion das "Hands in the air"-Gefühl gleich mit.

Oaistar sollten mit deutlich Reggae-geschwängertem Groove und Vocals problemlos ein ganzes Stadion zum Hüpfen bringen. Eine überraschende Erkenntnis verschafft mir "Le Tour 4" in der Begegnung mit MeLL: Chansons funktionieren durchaus auch in harscherer Stimmlage zu Gitarre und rotzigen Bläserarrangements.

Was sich mit Mundharmonika und Gitarre gar klassisch anlässt, offenbart angenehm unerwartete Schrägen im Sound: Mickey 3D, Stammgäste in den Bohnetschen Zusammenstellungen treten hier allerdings nicht komplett an, sondern schicken Mick "tout seul" ins Rennen.

Eine ganze Menge Interessantes erfährt, wer sich das Booklet zu Gemüte führt. Der traurigen Schönheit von Berrys ausdrucksstarkem Gesang werden noch so freundliche Zeilen jedoch nicht ansatzweise gerecht. Hätte diese gekonnt arrangierte Nummer ganz am Ende gestanden, "Le Tour 4" hätte mich etwas bezauberter zurück gelassen.

Trackliste

  1. 1. Benjamin Biolay: Rendez-vous Qui Sait
  2. 2. Dionysos feat. Olivia Ruiz: Tais-Toi Mon Coeur
  3. 3. Olivier Libaux feat. Barbara Carlotti: Le Petit Succès
  4. 4. Mick Est Tout Seul: J'te Jure
  5. 5. Poney Express: Paris De Loin
  6. 6. Boogalox: Chez Les Yé-yé
  7. 7. Oaistar: Match De Gala
  8. 8. Hakim: Bottes De Banlieue (Version Camarade)
  9. 9. La Vieille Ecole: Limité Mon Gars
  10. 10. Renan Luce: La Lettre
  11. 11. MeLL: Même Pas Peur
  12. 12. Xavier Caféïne: La Fin Du Monde
  13. 13. Yelle: A Cause De Garçon
  14. 14. Pravda: Tu Est à L'Ouest
  15. 15. Electrique: Train Grand Vitesse
  16. 16. Margo: Janvier #1
  17. 17. Mademoiselle Olivier: Initials SG
  18. 18. DKDENT: Leçons Française
  19. 19. Berry: Demain
  20. 20. An Pierlé: Il Est Cinq Heurs, Paris S'eveille

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