laut.de-Kritik
Unveröffentlichtes von Daft Punk zum Geburtstag.
Review von Daniel StraubGroßbritanniens ältestes noch aktives Technolabel feiert Geburtstag. Seit 20 Jahren steht der Name Soma Quality Recordings für herausragende elektronische Musik. Gründer und Köpfe des im schottischen Glasgow beheimateten Labels sind Stuart McMillan und Orde Meikle, besser bekannt unter ihrem Pseudonym Slam. Den beiden Technopionieren verdanken Acts wie die französischen Disco-Dancer von Daft Punk sowie eine ganze Reihe einheimischer Acts wie Funk D'Void, Percy X, Silicone Soul und Envoy ihre internationalen Erfolge.
Bei ihrem Start 1991 konnte davon noch nicht die Rede sein. Es war die Zeit, als die große Technowelle über Europa schwappte und sich beinahe täglich neue Labels gründeten. Eines unter vielen war damals Soma Quality Records. Abseits der großen Zentren London, Frankfurt und Berlin gelegen, schenkte den Schotten zu Beginn kaum jemand große Aufmerksamkeit.
Das sollte sich erst ändern als McMillan und Meikle den französischen Act Daft Punk für ihr Label signten und deren Single "Da Funk" 1995 die Tanzflächen aufwühlte. Die Franzosen blieben noch für ein weiteres Release, bevor sie zum Major Virgin wechselten.
Für Soma bedeutete der Weggang von Daft Punk aber keinesfalls den Untergang. Mit den beiden aus Glasgow stammenden Acts Funk D'Void alias Lars Sandberg und Percy X alias Anthony Scott MacKinnon standen bereits zwei Produzenten in den Startlöchern, bereit, den Erfolg von Daft Punk fortzuführen. Funk D'Void schaffte mit "Jack Me Off" den Durchbruch und gehört seither zu den Top-Produzenten im Techno-Geschäft. Mehr dem Underground zugeneigt sind die Releases von Percy X, der immer ein wenig im Schatten von Slam, Funk D'Void und Silicone Soul steht.
Slam und Silicone Soul fällt denn auch die Aufgabe zu, sich für das üppige 3-CD-Release "Soma Records - 20 Years" an den Mixer zu stellen. Slam widmen ihren Mix den zahlreichen Remixen, die in der 20-jährigen Labelgeschichte zusammengekommen sind. Insgesamt 19 Tracks, überarbeitet in den Studios von Deepchord, Oxia, Mark Broom, Pan-Pot, Adam Beyer, Alex Under und Nick Curly, spannen den Bogen von ätherischem Ambient über deepen Tech-House bis hin zu pfundigem Prime-Time-Techno.
Während der Slam-Mix die weniger beachteten Tracks auf Soma zu Gehör bringt, setzt das Duo Silicone Soul in seinem Mix voll auf Klassiker. Craig Morrison und Graeme Reedie fahren hier so ziemlich alles auf, was man als durchschnittlich gebildeter Elektronik-Hörer mit Soma in Verbindung bringt: Funk D'Voids "Diabla", Slams "Positive Education" und "This World", ihren eigenen Track "Right On, Right On" und den wunderbaren Acid-Klassiker "Scoraig 93" vom Glasgower Soundsystem Desert Storm. Die Entdeckung schlechthin auf "Soma Records - 20 Years".
Die A-Seite des Desert Storm Maxi-Releases von 1993 findet sich auf der ersten CD, die sich den Klassikern des Labels verschrieben hat, ausgespielt und ungemixt. Überschneidungen mit den DJ-Sets von Slam und Silicone Soul bleiben nicht aus. Dennoch gibt's auch hier noch mal einiges zu (neu) zu entdecken, wie beispielsweise Slam tranciges "Azure", Samuel L Sessions "Can You Relate", von Joris Voorn auf Funk getrimmt oder The Black Dog, der vielleicht wegweisendste aller Soma-Acts. Und gleich zu Beginn gibt es mit "Drive" einen noch nicht veröffentlichen Daft Punk-Track aus dem Jahr 1994 zu hören.
Bedenkt man, dass der Kern der Soma-Crew bereits einige Jahre auf dem Buckel hat, darf man gespannt sein, wie die Zukunft des Labels aussieht. Verjüngungskur mit neuen Acts oder eher Altern in Würde?
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