laut.de-Kritik
Leitfaden durch die verschiedenen elektronischen Musikrichtungen.
Review von Robert ZeficAlle Jahre wieder präsentiert das Label E:motion eine Compilation, die einen Leitfaden durch die Entwicklung der verschiedenen elektronischen Musikrichtungen geben will. Die Jubiläums-CD Vol. 10 bietet dieses Mal drei CDs anstatt zwei, was auf die immer differenziertere Szene und eine enorme Stilvielfalt hinweist. Bei insgesamt 41 Songs überzeugt nicht jeder. Doch die Tiefen der Diversität verbergen so manche glänzende, groovende, chillige oder experimentelle Sound-Extravaganz erster Klasse. Dieses Mal beschnuppert der Klangreisende die Genres "Downbeat to House", "Electro to Techno" und "Dub to Electronica". Und irgendwo in der Weite der Musik wartet mancher Song, entdeckt und geliebt zu werden.
Feiern wir einen gekonnt sanften Einstieg in der Kategorie "From Downbeat to House" und stellen uns ein auf das folgende Repertoire an chilligen Hip Hop- und Downtempo-Grooves, die mit dezentem Nu-Jazz und souliger Stimmung in Verbindung treten. Freunde des Hip Hop, R'n'B und Soul vereint eure Interessen mit Liebhabern elektronischer Musik. Von Vocals und Scratches infiltrierte Stücke paaren sich mit von Old-School angehauchten Erinnerungen. Das Label Backroom Beats überrascht mit Trompeten und einem Sample des Klassikers "Lonesome Town". Ab Track acht wirds housig. Kein treibender, detroitiger Sound, sondern eher melodiöser, deeper Vocalstoff. Mit den letzten drei Stücken sind aber dann doch noch ein wenig härtere Beats dran, Ian Pooley bietet zum Abschluss der ersten CD eine heiße Vocal-Nummer. Fazit: Bequem bis angenehm.
"From Electro To Techno" kommt in gänzlich anderem Gewand daher und leistet den tauglichsten Part fürs DJ-Set. Schmuckstücke an elektronischer Nahrung, in Form klickender, Minimalistik-House und Techno-Verkleidung umschlingen Up-Tempo Stampfmaschinen und coole, groovende, funkig angehauchte Beats. Für "Deck The House" beispielsweise hat das zehn Jahre alte Frankfurter Label aus unterschiedlichen, gecutteten Samples mit House Beat einen easy Spaßbringer-Song für die Tanzfläche gebastelt. Gut durchgehende und qualitativ-hochwertig produzierte Songs gehen von digitalem Discosound zu Sägezahn-Techno über ästhetischen Electro bis hin zu neuem und deformiertem "Gigolo" Achtziger-Electro. Mit von der Partie ist Cristian Vogel (Tresor), Hit-Meister Atomizer (Gigolo) mit einem Mega-Track und die Chicks On Speed. Fazit: Yuhuu und danke.
Zum Ausruhen und Runterkommen von Trip zwei lege man nun Tranquilizer drei ein. Nachdem die Neuronen nun kräftig leuchten und glühen, ist es an der Zeit, in tiefe Trance zu fallen. Der erste Track lädt etwas zum Gähnen ein, doch verschiebt er durchaus die rechte und linke Hirnhälfte. Von Dub unterstützter Minimalistik-Electro zeigt seine Schönheit und eine weite ruhige Musiklandschaft macht sich breit. Das Label Rephlex, in dessen Zentrum oft Aphex Twin und Grant Wilson Claridge verkehren, kommt diesmal sehr entspannt, aber angenehm flächig daher. Track vier enthält keine Spur von Dub, ist eher mysteriös, elektrisierend und mit Break Beat. Der lässts zwar nicht krachen, dafür klacken. Irgendwie ist hier jedes Lied ein Unikat, das nicht einfach in einen Rahmen gezwängt werden möchte. Sehr knackig sind die Tönlein in "Selenium Pulse", eine traumhafte Klanglinie sorgt für schwebende Zustände. CD drei scheint sich gegen jegliche Definition zu sträuben, braucht aber auch kein Korsett. Freut euch einfach auf elektronische Musik, deren einzige Grenzen die Möglichkeiten der Geräte sind, und die sind schier endlos. Fazit: Sauber und fleckenfrei.
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