laut.de-Kritik

Verkürzt die Zeit zum nächsten Dimmu Borgir-Album.

Review von

Was technisch hochwertiges Extrem-Gebretter mit höllischer Geschwindigkeit angeht, sind Vader und Behemoth aus dem europäischen Osten ja vollkommen zurecht eine recht große Nummer. Bei Vader knüppelt seit dem viel zu frühen Ableben von Drummer Doc ja nun schon geraumer Zeit Daray und bei Behemoth schwingt schon seit längerem Orion die Klampfe.

Diese beiden Herren haben in Vesania nicht etwa ein gemütliches Nebenprojekt, sondern sind erst von dieser gemeinsamen Truppe aus bei den genannten Bands eingestiegen. Während Behemoth und Vader aber definitiv ihr eigenes Ding durchziehen und sich musikalisch schon so etwas wie eine Erkennungsmarke zugelegt haben, sieht das bei Vesania in dem Bereich noch eher mau aus.

Dass die Herren ihre Instrumente beherrschen und auch in Sachen Songwriting absolut professionell vorgehen, sagte bereits die Einleitung. Doch was macht man daraus? Im Falle Vesania lautet die Antwort: Man verkürzt einfach die Zeit zum wohl bald kommenden Dimmu Borgir-Album.

Ohne jetzt die Frage nach der Henne und dem Ei bemühen zu müssen, darf man wohl behaupten, dass sich die Polen ganz dreist bei den symphonischen Schwarzmetallern aus Norwegen bedienen und sich die Unterschiede zu Shagrath und Co. meist auf die Stimme von Vesania-Fronter Orion beschränken. Da Dimmu Borgir ja schon Bushido wegen der ein oder anderen geklauten Melodie ans Leder wollen, sollten sich Vesania vielleicht schon mal nach einem guten Anwalt umschauen.

Stört man sich aber nicht daran, dass der Eigenwert stark gegen Null tendiert, finden sich durchaus neun erstklassige Songs, die vom pfeilschnellen Gebretter über industrial-angehauchte Samples bis hin zu episch-symphonischen Leinwand-Themen alles zu bieten haben. Schon der Opener "Narrenschyff" bietet all die erwähnten Elemente, die man als Genrefan von einer Band erwartet.

"The Dawnfall" spielt sich zwar weitgehend im eher schleppenden Tempo ab, hat aber etwas ungemein Eindringliches sowie interessante Lyrik zu bieten. Das volle Brett in Sachen Geschwindigkeit liefert "Bitterness And Clarity", ehe es mit "Silence Makes Noise" ein wenig schräger wird. Doch gerade das macht zum großen Teil den Reiz des Songs aus.

Wer die bombastische Vollbedienung braucht, ist mit dem majestätischen "Hell Is For Children" bestens beraten. Die Bläsern sind dermaßen opulent und massiv, dass man auch die ein oder andere Parallele zu Samael erkennt. Auch "Aesthesis" packt die Highspeed-Keule nochmal aus und gibt vor allem Drummer Daray allerhand Möglichkeiten, seine Fähigkeiten unter Beweis zu stellen.

"Distracitve Killusions" ist ohne Frage ein gutes Album geworden. Das wird jeder bestätigen, der sich nicht daran stört, es mit einem bloßen Dimmu Borgir-Klon zu tun zu haben. Wer viel Wert auf Eigenständigkeit legt, sollte besser einen großen Bogen um die Scheibe machen.

Trackliste

  1. 1. Narrenschyff
  2. 2. The Dawnfall (Hamartia And Hybris)
  3. 3. Infinity Horizon
  4. 4. Rage Of Reason
  5. 5. Of Bitterness And Clarity
  6. 6. Silence Makes Noise
  7. 7. Hell Is For Children
  8. 8. Aesthesis
  9. 9. Distractive Cryscendo

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