laut.de-Kritik

Zehn schöne Songs die rocken. Und folken. Und poppen!

Review von

"Cause I'm just a teenage dirtbag baby.
Yeah I'm just a teenage dirtbag baby.
Listen to Iron Maiden maybe with me.
Ooohoo hoo hooooooo ..."

Wie ein Teenager kam auch ich mir vor, als endlich das lang erwartete Debutalbum von Wheatus in den Hallen der Laut-Redaktion eintraf: "haben will!". Dem Iron Maiden-Fan Brendan B. Brown, (seines Zeichen Sänger, Songwriter und Gitarrist von Wheatus) zu Ehren wollte ich 666 (sechs-mal-sechs-mal-sechs) Punkte schon vorab für das Album verteilen – und kam mir wie ein Drecksack vor, als ich schneller als gedacht wieder davon abkam. Nur, wer jetzt meint "das war's dann wohl", tja, der, ooohoo hoo hooooooo!, hat sich - wie ich - getäuscht!

Aber der Reihe nach: Selbst der weibliche Gesangspart im für den 2000er Billboard Music Video Award vorgeschlagenen Erfolgshit "Teenage Dirtbag" (im Video gesungen bzw. gespielt von Filmstar Mena Suvari), stammt – sorry Jungs! – aus der Kehle B. B. Browns! Eben jenem Brown, der auch keine elektrische Gitarre anfassen mag und deshalb all seine Songs auf seiner Martin Thinline Gold Plus 332 aus dem Jahre 1999 eingespielt hat. Im Elternhaus Browns wurde zudem diese Platte produziert, nicht gerade eine alltägliche Handlung, wenn man bei einem Major Label wie Sony/Columbia unter Vertrag ist! Genauso selten kommt es wohl vor, dass man seinen Spitznamen zum Bandnamen macht: Wheatus wurde er immer von seinem Vater gerufen; warum genau, will er allerdings niemanden verraten – oder er hat's tatsächlich vergessen ...

Vergessen hatte ich, wie eingangs erwähnt, auch schnell, warum ich diesem Album so viel Vorschusslorbeeren gegeben hatte. Ich suchte zehn Mal ein Lied wie "Teenage Dirtbag" - und bekam eine Mischung aus seichten Popsongs (wie dem Erasure-Cover "A Little Respect"), kraftvollen Arrangements selbst erlebtem Straßenalltags der Marke Rap-Folk ("Wannabe Gangstar") und – endlich! – punkigen Rockkrachern ("Hey, Mr. Brown") - vorgetragen von einer Stimme, die auf der ersten Singleauskopplung noch so herrlich nach einer Mischung aus Alanis und Gordon Gano (Violent Femmes) geklungen hatte, nun aber meinen Erwartungen nicht mehr so richtig gerecht werden konnte. Ich wollte Wheatus einreihen in meinen persönlichen Nerd-Club, neben Bands wie Nerf Herder, Teen Idols oder zuvorderst den Göttern Weezer.

Letztere sind dieses Jahr endlich wieder aus der Versenkung auferstanden. Auch Wheatus wollte ich (deshalb?) eine weitere Chance geben, warf meine erste Kritik in den Papierkorb und hörte mir ihren selbstbetitelten Erstling noch mal an – und noch mal und noch mal und noch mal! He, das Teil rockt ja doch! Es rockt und poppt und folkt – und machte mir auf einmal unheimlich viel Spaß! Ich fand auf einmal nicht nur seichte Teenie-Trällereien, sondern kraftvolle Arrangements selbst erlebten Straßenalltags ihrer Heimat Long Island, NY. Mir gefiel auf einmal diese Mischung aus romantischen Schwärmereien und politischem Alltag (in "Hump'Em N' Dump'Em" z.B. geht es um den Clinton/Lewinsky-Skandal), der sich nicht nur textlich sondern gerade auch musikalisch ausdrückt.

Wheatus bieten auf Wheatus eben keine neu errechnete Quadratur des Kreises an, aber dafür zehn schöne Songs, die weder langweilig (zehn Mal "Teenage Dirtbag" wäre wohl sehr schnell langweilig geworden) noch abgedroschen klingen. Manchmal benötigt man zu so einer Erkenntnis eben ein bisschen Zeit!

Trackliste

  1. 1. Truffels
  2. 2. Sunshine
  3. 3. Teenage Dirtbag
  4. 4. A Little Respect
  5. 5. Hump'Em N' Dump'Em
  6. 6. Leroy
  7. 7. Hey, Mr. Brown
  8. 8. Love Is A Mutt From Hell
  9. 9. Punk A** B****
  10. 10. Wannabe Gangstar

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