laut.de-Kritik
Fans, empört Euch!
Review von Dani FrommLiebe Fans von Wolfgang Petry, heute gehört Euch mein ganzes Mitgefühl. Ihr seid wirklich und wahrhaftig die ärmsten Säue unter der Schlagersonne. Vor inzwischen fast acht Jahren warf Euer Idol das Handtuch, nahm seinen Abschied und trennte sich nicht nur von seiner charakteristischen Matte, sondern auch gleich von den von Euch liebevoll handgeknüpften Freundschaftsbändchen.
Statt Euch nun in Ruhe trauern und ihn weiter verklären zu lassen, stört der Mann sein eigenes seliges Andenken. Mit einem "Dankeschön an Euch" meldet er sich zurück, "Einmal Noch" - doch nur, um dem in freudiger Erwartung eines neuen Studioalbums pochenden Jüngerherz gleich eine ganze Salve schallender Ohrfeigen zu versetzen.
Wäre ich einer von Euch, ich würde vermutlich vor Enttäuschung heulen. Da ich Wolfgang Petry und seinem Schaffen in der Vergangenheit zum Glück eher neutral gegenüber stand, hält sich der Schmerz in Grenzen - nicht jedoch der rasende Zorn: Was erlauben sich Geschäftemacher inzwischen gegenüber ihrer Kundschaft eigentlich? Wie unverfroren darf es denn noch werden, bis die versammelte Petry-Anhängerschaft zu Knüppeln und Forken greift und Sturm läuft gegen eine Industrie, die sie grenzen- und schamlos schröpft?
"Einmal Noch" markiert einen der schlechtesten Witze, die mir in den vergangenen Jahren untergekommen sind - und, vertraut mir, da war verdammt viel Mist dabei. Nach Jahren der Abstinenz kommt Wolle Petry nun also doch noch mal ums Eck. So weit, so gut. Er ist nicht der erste Bühnenrentner, der seinen Rücktritt vom Rücktritt erklärt. Er wird vermutlich nicht der letzte bleiben. Geschenkt! Aber wenn man dann schon aus der Versenkung kriecht, sollte man doch zwei oder drei neue Nummern im Gepäck führen. Oder wenigstens eine. Nicht wahr?
Auf "Einmal Noch" findet sich nun aber kein einziges neues Stück. Nicht eins. Schlimmer noch: Mehr als die Hälfte der Tracks, sage und schreibe acht von fünfzehn, trafen bereits auf der 2008 erschienenen Hit-Kompilation "Alles Maxi" aufeinander. Jaa-haaaa, wendet der Marketing-Experte jetzt sicher umgehend ein, diese Platte vereint eben ebenfalls seine größten Erfolge, diesmal aber als "Neuinterpretationen im angesagten Disco-Sound".
Wie bitte? Petry-Freunde, ich sage Euch: Die wollen Euch nicht nur vergackeiern. Die springen Euch mit dem nackten Arsch voran ins Gesicht. Vermutlich haben sie zudem Wetten laufen, wie lange Ihr Euch eine so offenkundige Missachtung bieten lasst. Die können doch nicht wirklich glauben, dass Ihr Euch diese gestrige Gülle als "modernen Dancesound" andrehen lasst!?
Doch, offensichtlich glauben sie genau das: "Die Aufnahmen wurden von Produzent Helmuth Rüssmann neu arrangiert und der Zeit entsprechend modernisiert, eben aktuell und tanzbar gemacht", erklärt das Vierbuchstaben-Blatt den Produktionsprozess. "Musikproduzent, Toningeniur, Komponist, Arrangeur", so erklärt wiederum seine Homepage besagten Helmuth Rüssmann. "Künstler" haben sie vergessen: Den Dreh, Werke zu erschaffen, neben denen auch noch die uninspirierteste Bohlen'sche Fließbandproduktion wie ein mit Hingabe geklöppeltes Stück Hochkultur wirkt, den hat wahrlich nicht jeder raus.
"Einmal Noch" klingt von vorne bis hinten identisch: Grelle, in den Ohren schmerzende 90er-Synthies treffen auf den immer gleichen Vierviertel-Bummsbeat, der wie der verstoßene Karrusellbremser-Bruder von Kylie Minogues "Can't Get You Out Of My Head" klingt. Selbst in der piefigsten Gummistiefel-Disco, noch auf der komatösesten Après-Ski-Party oder in der hinterletzten, im Sangria-Tsunami abgesoffenen Ballermann-Bar sollte man sich schämen, dergleichen in den Äther zu entlassen.
"Ich hatte meinen Tiefpunkt", singt Petry in "Verlieben, Verloren, Vergessen, Verzeihen". Gruß an Rudi Völler: Die 2014er-Version erreicht mühelos mehrere noch tiefere Tiefpunkte. Immerhin hat Wolfgang Petry im Zuge dieses Machwerks angeblich weder Fernsehauftritte noch Konzerte geplant. Vermutlich ein weiser Schachzug: Flögen Eier und Tomaten, ich hätte eine leise Ahnung, woran das liegen könnte.
Nein, über Petrys limitiertes Gesangstalent mokiere ich mich hier und heute so wenig wie über die inhaltliche Eingleisigkeit, das ewige "Weiß der Geier oder weiß er nicht, scheißegal, ich liebe dich". Ihr, seine Fans, habt es schon schwer genug. Zumal Ihr zu allem Überfluss jetzt auch noch ein von Otto gestaltetes Plattencover angucken müsst.
Lasst Euch nicht alles gefallen. Lasst Euch das nicht gefallen! Nein, auch nicht nur "Einmal Noch". Empört Euch!
An Eurer Seite,
Dani Fromm
14 Kommentare mit 91 Antworten
Album des Jahres, noch meilenweit vor Bubu
Dopes Teil. Ich finde es sollte eine Kollabo geben zwischen Wolle Petry und Bushido. Auch von den Titeln scheint es Parallelen zu geben. Sie "Weiber" und "F.otzen", "Messerstecherei" und "Augen zu und durch", "Jeder meiner Freunde" und "Das stehn wir durch". Das könnte echt ein voller Erfolg werden. Ich meine die Features mit Karel Gott und Peter Maffay waren ja auch Bombe...
Haha, geil ist das Ende im Trailer. Erklaert der Huebener doch allen eErnstes ein Cd Comeback sei OK und dafuert tue Wolle alles... Dafuer geh er aber nicht vors Mikrofon!! Ja hallo wie soll man so einsingen?
Alles beschiss
ich glaube damit meinte er vielmehr, dass er keine interviews gibt.
ich hatte das vergnügen dieses machwerk bei einem wolle petry fan anhören zu müssen. und die reaktion desselben war ungläubiges staunen und dann kopfschütteln..denn von wegen neu eingesungen ..herr petry..oder besser gesagt seine plattenfirma.hat die alten gesangsspuren verwendte .und sie mit immer dem gleichen beat unterlegt...und dabei war es egal ob es dazu passt oder nicht. also es bleibt der eindruck zurück, das hier mit wenig aufwand viel geld erwirtschaftet werden soll. wie gut das ankommt zeigen die enttäuschen bewerungen von petry fans auf amazon..deutlich mehr 1 * wertungen als 5 * wertungen. Fazit..ist das geld nicht wert
sauerei sowas, schick ich meine 120 € teure limited edition fan box wieder zurück.mit mir nicht ,wolfgang !