laut.de-Kritik
Die Turntablism-Truppe aus New York zeigt, wo die Nadel springt.
Review von Stefan JohannesbergEs gibt die verschiedensten Styles von DJ-Alben. Da wären zum einen die Mixtape-Reihen angeführt von Radiogott Funkmaster Flex und zum anderen die experimentellen Kunstwerke eines Kid Koala. Irgendwo dazwischen stehen Crews wie die X-Ecutioners, die auf ihrem zweiten Album "Built From Scratch" Kreativität an den Turntables und Mass Appeal im Rapgame-Kontext miteinander verbinden wollen. Die vier Plattendreher Roc Raida, Rob Swift, Total Eclipse und Mista Sinista zeigen dann auch, wie man diesen Spagat schafft, ohne an Credibility zu verlieren.
Unterstützung erhalten sie dabei von der gesamten Bandbreite des Hip Hop. Die rappenden Loud-Labelkollegen Inspektah Deck, Xzibit, Big Pun sowie M.O.P. stehen ihnen trotz drohender Firmeninsolvenz genauso tatkräftig zur Seite wie die Old School-Künstler Kool G Rap, Everlast, Biz Markie und Beatboxer Kenny Mohammed. Die Crossover-Abräumer von Linkin Park verschaffen den X-Ecutioners zudem einen soliden Einstieg in die Billboard-Charts und renommierte Deejays wie Primo (Gang Starr), Babu (Dilated People, Beat Junkies) oder Dan The Automator (Gorillaz) zeigen ebenfalls ihre Solidarität.
Und das Resultat dieser bunten, illustren Runde kann sich durchaus sehen lassen. Bei absoluten Rap-Bangern wie "Let It Bang", "The X (Y’all Know the Name)", "B-Boy Punkrock 2001" und "Dramacyde" stellen die X-Ecutioners das eastcoast-mäßige Beatfundament und streuen ihre messerscharfen Scratches so geschickt ein, dass diese das gesamte Songgefüge veredeln. Eine solche zurückhaltende Eleganz findet man bei Deejays ja eher selten. Oft arten deren Beiträge zu richtigen Rapstücken in egoistische Technik-Wixerei aus, vergleichbar mit den nervenden Gitarrensoli im Metal. Nach dem Motto: Je komplizierter desto besser. Das mag zwar live während der DMC Finals gut ankommen, doch auf einem Mainstreamalbum voller schnittiger Beats und Raps hat so etwa nichts zu suchen.
Natürlich toben sich die vier Herren auch mal ganz ohne Mitwirkung der Emcees aus. Auf Instrumentals wie "Feel The Bass", "X-Ecutioners Theme Song" oder der 2002 Version des "Marley Marl-Scratch" merkt man den Jungs ihren Spaß an. Wahnwitzige Scratch-Attacken, die auch diverse Ottonormalverbraucher in den X-Men-Bann ziehen dürften. Ob diese Scratches nun anspruchsvoll oder technisch sauber in Szene gesetzt sind, sollen anderen beurteilen. Ich bin kein DJ. Wichtig ist für mich nur, ob die Tracks funktionieren bzw. ob sie ordentlich Arsch kicken. Bei den X-Ecutioners lautet die Antwort definitiv: Ja.
Und zu guter Letzt dann noch eine Kleinigkeit: Wem das Cover irgendwie bekannt vorkommt, der sollte mal einen Blick in den Backkatalog von Public Enemy werfen. Zu dem findet sich auf dem Tracklisting auch noch ein Wink mit dem Zaunpfahl. Mehr wird hier aber nicht verraten. Viel Spaß beim Suchen und Hören.
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