laut.de-Biographie
XXYYXX
Chromosomen sind neben Dreiecken eine Zeitlang das hippe Ding der 2010er, scheint es. Jedenfalls indiziert die erhöhte Anzahl an X- und/oder Y-Chromosomen im Bandnamen eine gewisse Zeitgeistigkeit. Wo XXXY auf Future Garage- und Dubstep-Sounds setzt, vermutet man XXYYXX zunächst in ähnlichen Gefilden.
Doch obwohl Marcel Everett etwas später als XXXY auf der Bildfläche auftaucht, hat er mehr mit Chillwave, Downtempo und Wonky gemein als mit UK-Bass. Seine Musik bewegt sich tendenziell zwischen den Polen Meditation, Experiment und Soul.
Nichtsdestotrotz sieht sich der Junge aus Orlando in Florida lange absurden Vergleichen ausgesetzt. "Aus irgendeinem Grund glauben die Leute, ich hätte diesen Namen aus Liebe zu XXXY gewählt. Dabei wusste ich bis vor einigen Monaten nicht einmal, dass er existiert", gibt Everett 2012 zu Protokoll.
Da hat er gerade sein erstes reguläres Produzentenalbum via Relief In Abstract Records veröffentlicht - mit 16 Jahren. Auf "XXYYXX" verabreden sich souliger Minimalismus, der mitunter an James Blake erinnert, mit geisterhafter Electronica aus den Gefilden von Shlohmo, Zomby oder Clams Casino. Ungeachtet seiner Jugendlichkeit besitzt Everett schon zu jener Zeit erstaunlichen Bartwuchs und souveräne Trackbau-Fähigkeiten.
In seinem Schlafzimmer bastelt er mithilfe von Fruity Loops an Beats, seit er 14 ist. "Ich fange bei allen meinen eigenen Synths bei Null an", verrät er. Und: "Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal einen Beat gemacht habe, ohne stoned gewesen zu sein." Samples von Amy Winehouse, Beyoncé, Alt-J, Biffy Clyro und Ne-Yo finden gleichfalls Verwendung.
Als favorisierte Beschreibung seiner Musik nennt er "Experimental Bass". Im Gegensatz dazu stoßen Begriffe wie "Contemporary Blogwave" oder "Witchstep" auf wenig Gegenliebe. Wobei er keineswegs abstreitet, einem in den 2010ern überaus angesagten Stil anzuhängen. Dabei bleibt XXYYXX, Bloghype hin oder her, auf dem Boden.
"Meine erste Show war gleich vor 2000 Leuten bei einem Festival. Ich bin ausgeflippt. Also habe ich diese Amphetamine genommen. Die Sache wurde ziemlich euphorisch - bis Fruity Loops Studio auf meinem Laptop abgestürzt ist. Ich musste einen Song bei iTunes abspielen. Es war lächerlich", lacht er. In jedem Fall sieht Everett sich mehr als Produzent denn als Performer. Was Gigs mit Gold Panda im Übrigen genauso wenig im Weg steht wie die Highschool.
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