laut.de-Kritik
Neue, hoffnungslos romantische Achterbahnfahrt.
Review von Alexander Cordas"Guten Tag, ich schon wieder da", meinte zuletzt Giovanni Trapattoni vor seinem - wohl nicht lange andauernden - Engagement beim VfB Stuttgart. Auch schon wieder da ist der Franzose Yann Tiersen, der mit "Les Retrouvailles" (Mehrzahl von 'Das Wiedersehen') bereits sein zweites Album 2005 vorstellt.
Der Franzose hat es sich in seiner kleinen Nische kuschelig eingerichtet. Die bekannten Elemente seiner Musik sind auch auf seinem zehnten Album in zehn Jahren zu hören. Klassische Versatzstücke, mit Piano und Streichern vorgeführt, verbinden sich mit Folk, Chanson, ein wenig Pop und einer guten Portion Skurrilität zu einer abermals hoffnungslos romantischen Achterbahnfahrt. "Western" mit Glockenspiel und Akustik-Gitarre ist so ein typisches Stück Tiersen. Wenn die Fideln die Hoheit über den Song übernehmen, führen sie ihre mitmusizierenden Instrumenten-Kollegen von tiefer Depression in luftige, hoffnungsvollere Gefilde. Alles in einem Stück.
Es rumpelt und paukt. Dahin geworfene Akkorde stimmen "Kala" an. Erneut zeichnet Yann mit schweren Tönen ergreifende klangliche Momente. Elisabeth Fraser singsangt elfengleich über sanfte Paukenschläge und leicht elektrifizierte Klampfentöne. Shannon Wright fehlt neuerdings in der Riege der Gastsänger, statt dessen schaut Jane Birkin auf ein Gastspiel vorbei, die über einen an Bach erinnernden Pianolauf seufzend hauchen darf. Und wieder einmal spielt Tiersen mit scheinbarer kompositorischer Einfachheit perfekt die Klaviatur der Emotionen, bevor der Song mit einem simplen Akkord ausklingt.
Tindersticks-Chanteur Stuart A. Staples kann dieser Großtat nicht ganz das Wasser reichen; trotz reichlich Erfahrung mit Schwermut. "A Secret Place" klingt ein wenig zu konventionell. Da fehlt der spannende Schwenk in Richtung Überraschung. "This train is rolling on". Ja, da rollt er, aber so richtig in Fahrt kommt er nicht, der Zug. Der 3/4-Takter kommt schunkelnd zu Wort. "La Veillee" schwooft behände, "Les Retrouvailles" darf ebenfalls kurz in diese Richtung schlagen, ehe "La Jetee" mit einem hektischen Cembalo-Finale die Platte beschließt. Yann Tiersen, ein Mann, der hoffentlich noch lange nicht fertig hat.
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