Ein Volksfest hat die Nummer eins der deutschen Charts wegen Sexismus verbannt. Derweil feiert die internationale DJ-Szene den Track ab.

Würzburg (ebi) - "Es wird sichergestellt, dass das Lied künftig nicht mehr gespielt wird", zitiert die Mainpost einen Sprecher der bayerischen Stadt Würzburg. Die Rede ist dabei nicht von irgendeinem sexistischen Rap- oder Rechtsrocktext, sondern von der amtierenden Nummer eins der deutschen Singlecharts: Der Ballermann-Hit "Layla" von DJ Robin & Schürze krallt sich dort mit derben Zeilen wie "Ich hab' 'nen Puff und meine Puffmama heißt Layla / Sie ist schöner, jünger, geiler / La-la-la-la-la-la-la-Layla / La-la-la-la" seit mittlerweile drei Wochen geradezu fest.

Der Partykracher ist nicht nur auf Voksfesten beliebt, auf denen man Fünfe schon mal gerade sein lässt. Auch bei der Jungen Union Hessen plärrte er auf der Landestagung in Kassel aus den Boxen. Dafür hagelte es direkt Kritik aus dem politisch gegnerischen Lager der SPD. Der Vorwurf: Die CDU-Nachwuchsorganisation fröne "blankem Sexismus". Drei Wochen später verbietet nun die Stadt Würzburg das Abspielen des Songs auf dem Kiliani-Volksfest, dessen Text manche als sexistisch empfinden würden.

"Lalya", der Text dreht sich um eine Prostituierte, sei in der Tat "kalkuliert hochgradig sexistisch", urteilte Musikwissenschaftler Markus Henrik dem Redaktionsnetzwerk Deutschland gegenüber. Die Würzburger Stadträtin von der Jungen Union, Rena Schimmer, sieht das anders: "Für mich ist das subjektiv kein Sexismus, dementsprechend habe ich kein Problem damit. Der Songtext ist durch die Kunstfreiheit gedeckt", sagte sie dem Bayerischen Rundfunk. Die Politikerin kritisierte zudem, dass die Entscheidung nicht im Stadtrat besprochen worden sei. Den Oberbürgermeister der Stadt stellt die Union.

Alles andere als politisch korrekt

"Der Song handelt von einer wunderschönen Frau, der 'Puffmama', und ist alles an­dere als politisch korrekt. Wir wissen, dass ein Song eine eingängige Melodie braucht und ein Thema haben muss, mit dem man sich entweder identi­fiziert oder das polarisiert", beschreibt "Layla"- und Partyschlager-Producer Do­minik De Léon, der auch für Nummern wie "Johnny Däpp" verantwortlich zeichnet, sein Geschäft im vergangenen Juni im Spiegel-Interview. Am Ende entscheide immer das Publikum, es wundere ihn jedoch selbst, wie gut der Song angesichts der Coronakrise, des Ukraine-Kriegs und der #MeToo-Debatte ankomme: "Aber wahrscheinlich ist das genau der Grund." Überhaupt sei das Partyjahr auf Mallorca heftiger als je zuvor.

Internationale DJ-Superstars legen "Layla" auf

Tatsächlich ist der Track mittlerweile weit über Ballermann und Dorf-Sausen hinaus bekannt und beliebt. Er hat bereits zahlreiche namhafte Clubs des Landes erobert, beim Electric Love Festival am vergangenen Wochenende in Salzburg legte ihn als einer von vielen DJs sogar der britische Superstar Alan Walker auf. Auf dem Airbeat One in Neustadt-Glewe tat es ihm dann mit Timmy Trumpet das nächste EDM-Großkaliber gleich: Beide vermutlich ohne einen blassen Schimmer bezüglich der Kontoverse.

Aber die Melodie catchte das Party-Volk ganz offensichtlich. Die Stimmung soll bei genau dem Song im Publikum besonders gut gewesen sein. Der deutsche DJ Le Shuuk kündigte nun gar einen Remix an. Man kann dem Lied wohl einfach nicht mehr entkommen. Obwohl in Würzburg nun verboten: "Layla" goes viral!

@alanwalkermusic

Vibe in Austria tonight ????????

♬ Layla - DJ Robin & Schürze

"Layla" ist dort gleichwohl nicht der einzige verbotene Song. Auch das umstrittene "Donaulied", dem die Verharmlosung von Vergewaltigung vorgeworfen wird, steht auf dem städtischen Index. Die Vereinbarung mit den Volksfestbetreibern, so die Stadt Würzburg, beziehe sich auf alle Liedtexte, die rassistische oder sexistische Inhalte transportieren.

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