laut.de-Biographie
Neal Morse
Obwohl Progressive Rock eher eine Erscheinung der 70er-Jahre ist, existiert vor allem in Kalifornien eine aktive Szene. Zu ihren wichtigsten Vertretern gehört der Multi-Instrumentalist Neal Morse.
In den 60er- und 70er-Jahren im San Fernando Valley bei Los Angeles aufgewachsen, beschäftigt er sich schon in frühem Alter mit Musik. Sein Vater ist Chordirigent und gibt ihm Gesangsunterricht, zu dem sich mit fünf das Klavier und später auch die Gitarre gesellen. Der Beruf scheint vorgegeben: Mit neun übernimmt er die Hauptstimme in der Oper "Amahl And The Night Visitors".
Als junger Erwachsener beschließt er, sich als Singer/Songwriter zu versuchen. Zwar springt zunächst kein Plattenvertrag dabei heraus, doch gelingt es ihm, sich als Studiogitarrist in L.A. über Wasser zu halten, bis er Ende der 80er nach Europa übersiedelt.
Als Straßen- und Kneipenmusiker schlägt sich Morse in Hamburg, Berlin und Paris durch, bevor er in seine Heimatstadt zurückkehrt und mit seinem Bruder Alan die Progressive Rock-Band Spock's Beard gründet. Mit Studiomusikern nehmen sie ihr erstes Album "Light" auf, das 1995 erscheint. Die Kritiken fallen durchwegs positiv aus, für die Band beginnen sehr produktive Jahre. Bis 2002 erscheinen sechs Alben, von denen "Snow" (2002) als das anspruchsvollste gilt.
Morse ist aber auch außerhalb von Spock's Beard aktiv. Nach seinem leichter verdaulichen Solodebüt "Neal Morse" (1999) tritt er als Keyboarder der Combo Transatlantic bei, die neben ihm aus Roine Stolt von Flower Kings an der Gitarre, Pete Trevawas von Marillion am Bass und Mike Portnoy von Dream Theater am Schlagzeug besteht.
Als Progressive Rock-Supergruppe gefeiert, veröffentlichen sie neben dem Debüt "SMPT:e" (2000) ein Jahr später "Bridge Across Forever" und ein "Live In America", zu dem sich im November 2003 "Live In Europe" gesellt.
Nebenbei nimmt Morse zwei weitere Soloalben auf, die den Erfolg seiner Bands jedoch nicht wiederholen. Völlig überraschend kündet er im Oktober 2002 seinen Austritt bei Spock's Beard und Transatlantic an. "Ich war morgens beim Laufen (ich bete, während ich laufe), und ich spürte, wie der Herr mir befahl, einen neuen Weg einzuschlagen", erklärt der zum Christen gewandelte Morse. "Spock's Beard und Neal Morse - von Gott getrennt", lautet der Kommentar eines Onlinemagazins.
Während Spock's Beard ohne ihn weitermachen und im Sommer 2003 "Feel Euphoria" veröffentlichen, lösen sich Transatlantic auf. Morse spinnt seine Solokarriere weiter und spielt die Doppel-CD "Testimony" (2003) ein, die von seinen Lebenserfahrungen und seiner Christwerdung handelt. Die Doppel-DVD "Testimony Live" (2004) dokumentiert die anschließende Tour.
Im selben Jahr erscheint das neue Album "One", für das Morse seinen alten Weggefährten Portnoy, den Bassisten Randy George und den Gitarristen Phil Keaggy gewinnt. Erst drei Jahre später erscheint die Platte "Sola Scriptura", die Fans und Kritiker gleichermaßen begeistert. Auch "Testimony 2" (2011) verkündet Morses Begeisterung für den christlichen Glauben. Immerhin: Auch Zweifel und mögliche Beweggründe, vom Glauben abzufallen, thematisiert der charismatische Multiinstrumentalist.
Ab 2012 etabliert sich live nach und nach ein festes Band-Gefüge, ab 2015 veröffentlicht Morse auch seine Alben unter dem Namen The Neal Morse Band. So auch die Platten "The Grand Experiment" (2015) oder "The Similitude Of A Dream" (2016).
Anfang 2018 veröffentlicht Morse, diesmal offiziell wieder als Solo-Künstler unterwegs, mit "Livin' Lightly" die erste Single-Auskopplung seines Albums "Life & Times", das im Februar erscheint. Nach einem weiteren Album mit seiner Band ("The Great Adventure") löst Morse das Versprechen ein, das er im laut.de-Interview 2009 seinen Fans gegeben hatte: ein Musical über das Leben und Wirken Jesus Christus'. "Jesus Christ The Exorcist" vereint alle lieb gewonnenen Trademarks mit Broadway-tauglichen Strukturen.
Neal Morse zeichnet aus, bei aller Finesse in den Arrangements und instrumentalem Könnertum, stets mit einem Grinsen im Gesicht und einem Beatles-Songbook unterm Arm durch die Musiklandschaft zu flanieren.
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