laut.de-Kritik

Fünf Pop-Punk-Käfer aus Berlin bringens dreckig auf den Punkt.

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Es setzt schon einiges an Mut voraus, wenn man sich für ein Album eines Konzeptes annimmt, anstatt die Zeit und die damit verbundenen Erfahrungen zwischen den letzten und den neuerlichen Recordings standardisiert in Wort und Klang zu meißeln. Nicht selten geht der Schuss nach hinten los, er kann aber auch dazu dienen, sich aus dem Einheitsbrei kaum wahrgenommener Combos freizuschwimmen.

Die 5Bugs aus Berlin wollen von kommerziellem Kalkül allerdings nichts wissen: "Wir sehen uns selbst nicht als Major-Band, die mit ihrem Album auf Platz eins der Charts landen muss. Wir warten nicht auf den großen Knall. Solange wir dem Stillstand entfliehen und uns immer wieder erneuern können, ist unser Ziel erreicht", schallt es aus dem Kreuzberger Proberaum der Band, die bereits seit zehn Jahren ihr Pop-Punkrock-Unwesen in der Republik treibt.

Mit "Vora City", ihrem mittlerweile fünften Output seit dem Debüt "To No One Else Except You" aus dem Jahr 2004 wollte man einfach nur etwas Neues ausprobieren und den rituellen Arbeitsweisen der Vergangenheit ein Beinchen stellen. Gesagt, getan: Welcome to "Vora City", einer imaginären Metropole vergleichbar mit Berlin, New York, Paris oder auch Bielefeld. Egal wo, die Schattenseiten sind überall dieselben, und auch die dagegen ankämpfenden Guardians treibt überall auf dem Globus derselbe Säuberungstrieb auf die Straßen.

Die 5Bugs stellen sich dem unerbittlichen Kampf zwischen Gut und Böse und baden unter Zuhilfenahme von zehn treibenden Rocksongs in trüben Großstadt-Kanälen, umgeben von der Gier nach mehr und der Hoffnung auf Besserung. "All we've ever had, destroyed by our own hands! To shape it once again and face a new world in the end, singt Sänger Christian Dumhard im Opener "All We've Ever Had" und präsentiert dabei ein vibrierendes Stimmorgan, das sich perfekt in den Emo-Rock-Pop-Punk-Sound seiner Bandkollegen einfügt.

Die Produktion ist schnittig und druckvoll. Zwei Gitarren duellieren sich auf hohem Niveau, während die Rhythmusfraktion ihr Musik-Heer mit treibendem Uptempo-Galopp vor sich her scheucht. Fans der älteren 30 Seconds To Mars-Outputs oder My Chemical Romance werden aufhorchen, denn nicht selten klopfen die Hauptstädter mit ihrem Mix aus poppigen Melodiebögen und High Speed-Punk an die Tür der Mainstream-Könige und bitten, gewollt oder ungewollt, um Einlass. Bedenkt man, dass das komplette Paket zudem noch in Eigenregie aus dem Boden gestampft wurde, möchte man dem quirligen Fünfer beim Aufstoßen bisher verschlossener Business-Türen fast schon mithelfen.

Nur selten nimmt die Band den Fuß vom Gaspedal. Meist geschieht das nur ansatzweise wie auf "Men Of Misery" oder "Masqueraded Sympathy". Richtig zur Ruhe kommt die gierige Großstadt nur auf "A Place Called Home", indem sich die fünf Rocker fast schon demütig mit ihrer Herkunft arrangieren. Auch hier warten die City-Käfer abermals mit ihrem ausgeprägten Gespür für eingängige Harmonien auf und sichern sich mit dem balladesken und dennoch hymnischen Viereinhalb-Minüter gar die Option auf Airplay-Rotation.

"Vora City" ist dreckig, schnell und auf den Punkt. Eben genauso wie Berlin, Paris, New oder von mir aus auch Bielefeld; ein Konzept, das letztlich aufgeht, auch wenn die Band das Rad sicherlich nicht neu erfindet, erfreut die Gewissheit, dass es auch hierzulande Emo-Pop-Punk-Produktionen gibt, die es durchaus mit Übersee-Beschallungen aufnehmen können. Verstecken können sich die 5Bugs im nächsten Leben.

Trackliste

  1. 1. All We've Ever Had
  2. 2. Welcome To Vora City
  3. 3. Men Of Misery
  4. 4. The Poisoner
  5. 5. Masqueraded Sympathy
  6. 6. Emotions On Standby
  7. 7. Eternity's Fading
  8. 8. Brave New Shattered State
  9. 9. A Place Called Home
  10. 10. We Are The Everlasting

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