laut.de-Kritik

Über Nazis und andere Arschlöcher.

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Kaum geht der Meilenstein bei uns online, gibt es Neuigkeiten von Pop-Rebell Knarf Rellöm: Frank Möller ist jetzt A Tribe Called Knarf (eine Hommage an A Tribe Called Quest). Hip Hop wird allerdings nicht gespielt, was hier zählt ist der Vibe und die unbändige Lust am Experimentieren. Wie frühere Knarf-Alben ist auch "Es Ist Die Wahrheit Obwohl Es Nie Passiert ist" wieder voll von guten Sprüchen und fetzigen Beats. Eine Art Fraktus mit minimalistischem Dub-Sound und ganz viel Bass.

Der bestimmt auch gleich den ersten Song: "Bassline, That Was So Fine" klingt von Anfang an vertraulich. Ein kleines Intro vom Meister selbst und schon ist man mittendrin im Dada-Pop-Universum der besseren Laune. Natürlich ist Knarf Rellöm für Sound und Liebe nicht alleine verantwortlich. Ohne die wunderbare Patricia Wedler aka DJ Patex (School of Zuversicht) und den wunderbaren Viktor Marek (Kings of Dub) dreht sich das verrückte Rellöm-Karussell nicht. Mit Stimme, Bass, Gitarre und Synthesizer bleibt er der Cheffe, aber DJ Patex (Bass, Gitarre, Gesang und Synthesizer) und Viktor (Schlagzeugmachine, Effekte, Synthesizer, Produktion und Gesang) mischt fröhlich mit in der tanzbaren Revolution.

Textlich geht es turbulent zu, von "Mein täglich faschistisch Blatt gebe mir heute" bis hin zu "Love Is The Greatest Thing". Rellöm fragt: "Warum spielt das in der Popkultur eine so große Rolle, die Errettung durch die Liebe?" oder "Wie geht das eigentlich genau mit der Liebe"? Wir fragen uns: Wird es jemals die richtige Antwort darauf geben? In der Theorie immer einfach, aber praktisch kompliziert.

Warum kommt mir jetzt der Wahlslogan von Christoph Schlingensiefs Partei der Arbeitslosen (1998) "Scheitern als Chance" in den Sinn? Wahrscheinlich passt der immer. Zu dir, zu mir und auch in das Lebenswerk von A Tribe Called Knarf. Das Plattencover stammt übrigens vom deutschen Künstler Jörg Zboralski. Hier wird das "Schwarze Quadrat" von Maler Kasimir Malewitsch zitiert und neu interpretiert. Malewitsch nannte es Suprematismus. Er gehörte zur russischen Avantgarde, die sich als Linke und Revolutionäre sahen. Da haben wir es wieder: Revolution. Künstlerische Freiheit. Gegen Unterdrückung. Dieser "rote" Kreis (Faden) zieht sich auch durch das Rellöm-Universum.

In "Mein Nachbar ist ein Alien" erscheint der Weltraumkasper und es werden Raumschiffe in der Garage gebaut, dazu der außerirdische Rellöm-Groove - was will man mehr? Spätestens "Die Nacht (Eine Maschine Mit Fehlern)" holt uns alle auf die Tanzfläche, yeah! Und von den beiden Songs "Über 20 Geschichten" und "In Geschichte der Menschheit, Teil 17: Krieg" können wir dann noch was lernen.

Das Beste kommt aber zum Schluss: "Meine Füße sind der Keller". Neben "Deutschland. Arschloch. Fick Dich" von Egotronic finden wir darin eine neue Lieblingszeile 2015: "Ich bin ein Haus, aus meinem Arsch kommt Geld". Bitte auf T-Shirts drucken, an Häuserwände sprühen und von mir aus auch auf den Hintern tätowieren. Danke!

Trackliste

  1. 1. Bassline, That Was So Fine
  2. 2. The Praxis Of Love
  3. 3. Mein Nachbar Ist Ein Alien
  4. 4. Gender Be Good
  5. 5. Illegale Musik
  6. 6. Die Nacht (Eine Maschine Mit Fehlern)
  7. 7. You Wanna Be Like Me
  8. 8. Über 20 Geschichten
  9. 9. Geschichte Der Menschheit, Teil 17: Krieg
  10. 10. Meine Füße Sind Der Keller

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